Der Jünger
warf sie zurück in die Schreibtischschublade, die er mit einem lauten Knall zuschob. Er starrte beide Männer wütend an.
“Ich kann so einen Mist überhaupt nicht gebrauchen!”, schrie er.
Ben schwieg.
“Verdammt noch mal, North, ihr beide vertragt euch jetzt, oder …”
Ben nahm seine Polizeimarke ab und die Dienstwaffe und wollte sie auf Borgers Tisch legen. Als der Captain sah, wie ernst es Ben war, warf er die Arme hoch und gab sich geschlagen. “Okay! Machen Sie, dass Sie hier rauskommen und den Killer auftreiben. Sie können sich selbst die Schuld geben, wenn Sie Probleme bekommen und keine Rückendeckung haben.”
“Wenigstens muss ich mich nicht fragen, ob es mein Partner ist, der mich hintergeht.” Kaum hatte er das ausgesprochen, fragte er sich, ob sein Ärger nur Meeks galt oder auch etwas mit seinen konfusen Gefühlen für January DeLena zu tun hatte.
Meeks war aschfahl. Er sprang auf und packte Ben beim Revers. “Ich habe dich nicht verraten, sondern lediglich die Frage des Captains beantwortet. Du hast kein Recht, mich zu …”
Ben umfasste Ricks Handgelenk und riss sich los. “Lüge mich nicht noch an. Du warst stocksauer, weil ich ohne dich zu DeLena ging, um sie zu befragen. Wenn es jemand anders gewesen wäre, hättest du dir überhaupt keine Gedanken darüber gemacht.”
Rick wurde blass. Er ließ die Schultern hängen, als Ben ihn von sich schob. “Sie ist eine verdammte Reporterin”, murmelte er leise.
“Wenn du so sicher bist, dass sie Spielchen mit uns treibt, dann sag mir, warum sie angerufen hat. Sie kann ihre Story auch aufrollen, ohne uns etwas zu erzählen.”
“Wir sind seit neun Jahren Partner”, sagte Rick.
“Ich weiß”, erwiderte Ben leise. “Du bist derjenige, der das vergessen hat.” Damit verließ er das Büro des Captains, ohne sich noch einmal umzusehen.
“Gehen Sie nach Hause”, sagte Borger zu Meeks. “Wenn Sie morgen Früh kommen, werden Sie mit jemand anders zusammenarbeiten.”
“Aber Captain, Sie wissen, dass ich nicht …”
“Finden Sie sich damit ab, Meeks. Ihr Partner traut Ihnen nicht, also brauchen Sie einen neuen.”
“Aber Captain …”
“Gehen Sie nach Hause. Und morgen verhalten Sie sich anders. Was den Vorfall von heute betrifft, das bleibt unter uns dreien.”
Rick stand unter Schock, als er ging, und wünschte, er könnte die Zeit um fünf Stunden zurückdrehen.
Ben war immer noch wütend, als er abends nach Hause kam. Ziellos stampfte er durch sein Stadthaus, verletzt und verärgert über alles, was passiert war. Er fühlte sich völlig aus der Bahn geworfen, und es würde eine Weile dauern, bis er alles verarbeitet hatte, was in seinem persönlichen und seinem Berufsumfeld vorgefallen war.
Heute hatte er einen Freund und Partner verloren – und teilweise war es seine eigene Schuld gewesen –, doch er hatte auch etwas gewonnen. Er hatte keine Ahnung, wohin ihn die Beziehung mit January führen würde, aber er wusste ganz sicher, dass er sie nicht aufgeben wollte.
8. KAPITEL
C arpenter hatte gerade einen Fahrgast abgesetzt, als ihn ein stechender Schmerz überfiel, der sich von seinem Hinterkopf bis nach vorn zum Kinn und über den Hals zog und seine Muskeln verkrampfte. Er stöhnte laut auf und griff nach seinem Kopf.
Sein Fahrgast wollte gerade die Tür zuschlagen, als er Jays Schmerzattacke mitbekam. “Mister … Mister, ist alles in Ordnung?”
Jay hörte, dass jemand mit ihm redete, doch es war ihm unmöglich zu antworten. Seine Zunge fühlte sich pelzig an und er konnte seinen Kiefer nicht bewegen. Er stöhnte erneut auf und würgte.
Der Fahrgast rief einem Passanten zu: “Rufen Sie 9-1-1 an! Da stimmt was nicht mit dem Taxifahrer!”
Jay grunzte, wollte dem Mann sagen, er solle still sein, aber er bekam nur undefinierbare Laute heraus. Diesen Schmerz hatte er bereits vorher gehabt, doch normalerweise war er immer wieder schnell vorüber. Diesmal nicht. Diesmal wollten die Symptome nicht nachlassen. Plötzlich fürchtete er, das wäre das Ende – und dass es ihm damit nicht gelungen war, den Himmel auf Erden zu schaffen, bevor er das zweite Mal gehen musste.
Dann, endlich, ließ der Schmerz nach. Als er aufblickte, entdeckte er zu seinem Entsetzen, dass sich eine Gruppe von Leuten neben seinem Taxi versammelt hatte.
Oh nein.
Wenn sie ihn ins Krankenhaus brachten, würde er dort sterben, bevor seine Mission beendet war. Seine Worte schleiften, während er versuchte, seine Gedanken zu sammeln und
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