Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jünger

Der Jünger

Titel: Der Jünger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
Vom Netzwerk:
wissen.
    January lachte. “Einfach nur eine gute Neuigkeit.”
    “Das ist schön. Und wie geht es mit dem Bericht voran?”
    “Fast fertig”, erwiderte January, zurück in der Realität. “In den nächsten zehn Minuten ist es so weit.”
    “Sehr gut”, sagte die Produktionsleiterin und ging wieder.
    January zwang sich, ihre Gedanken auf den Bericht zu konzentrieren. Als sie fertig war, schickte sie alles per E-Mail zur Produktionsleitung.
    Als das erledigt war, dachte sie wieder an das Thema, das ihr am Herzen lag: Wen sollte sie zur Preisverleihung mitnehmen? Nur ein einziger Name fiel ihr ein: Ben North. Das würde ihm wahrscheinlich nicht gefallen. Kein Mann, den sie jemals kennengelernt hatte, konnte das ganze Theater bei solchen Anlässen ausstehen. Alleine schon das Tragen eines Smokings lehnten die meisten empört ab. Doch entweder er oder keiner. Sie würde lieber allein dort erscheinen, als eine Freundin mitzuschleppen oder ihr kleines schwarzes Notizbuch durchzugehen. Beim letzten Mal war sie versetzt worden. Trotzdem, wer wagt, gewinnt. Sie waren bei den Telefonaten, die sie geführt hatten, nachdem sie zusammen im Bett gewesen waren, etwas verlegen gewesen. Mehr als Nein konnte er ja nicht sagen.
    Sie griff nach dem Hörer und wollte ihn im Revier anrufen, dann überlegte sie es sich anders. Stattdessen suchte sie in ihrem Verzeichnis nach seiner Privatnummer und wählte diese. Der Vorteil daran war, dass sie mit dem Anrufbeantworter reden würde. Als er ansprang, begann sie entspannt ihren Spruch aufzusagen.
    “Hallo Ben, hier ist January. Ich erhielt einen netten Anruf von einer Wohltätigkeitsorganisation, mit der ich zusammengearbeitet habe. Sie wollen mich auf ihrem alljährlichen Black & White Ball am Samstag als Frau des Jahres auszeichnen. Sie meinten, ich könnte einen Begleiter mitbringen. Deshalb frage ich dich. Du musst allerdings einen Smoking anziehen. Die genaue Zeit und Adresse würde ich dir später durchgeben. Solltest du dich aus der Affäre ziehen wollen, dann hinterlasse mir einfach eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Auf die Art brauchst du dir meine Klageschreie nicht anzuhören.”
    Lächelnd legte sie auf und überlegte, was sie dazu anziehen sollte. Ein neues Kleid war auf jeden Fall notwendig.
    Nach Jays Besuch in der Kirche verbesserte sich seine körperliche Verfassung, was wiederum seine Zuversicht stärkte. Er hatte mehrere Besuche im Heim der Barmherzigen Schwestern gemacht und ein paar warme Mahlzeiten dort eingenommen. Wie so viele andere auch aß er, ohne aufzublicken oder auf irgendeine Weise mit denen, die in der Nähe saßen, Kontakt aufzunehmen. Bevor er ging, begab er sich noch in die Textilabteilung und nahm alles, was man ihm an Kleidung und Decken gab. Die Tage waren immer noch einigermaßen warm, aber nachts konnte es schon ziemlich kalt werden. Er wollte dafür sorgen, dass seine Jünger es warm hatten.
    Mutter Mary T. blickte durch den Saal zu Jay hinüber. Sie hatte ihn in letzter Zeit beobachtet, fragte sich, warum er Männerkleidung in verschiedenen Größen mitnahm und um mehr Decken bat, als ein Einzelner normalerweise zugewiesen bekam. Seit Januarys letztem Besuch im Asyl war Mutter Mary T. entschlossen, ihre liebste Helferin darin zu unterstützen, ein paar Antworten zu finden, und dieser Mann passte auf die Beschreibung des Straßenpredigers, von dem sie erzählt hatte. Wenn es stimmte, was January behauptete, und jemand Leute von der Straße entführte, dann wollte sie dabei helfen, diesem Treiben ein Ende zu bereiten. Sie würde es nie zugeben, aber es bewirkte einen kleinen Nervenkitzel bei ihr, wenn sie den Spürhund spielte, und sie nahm sich fest vor, mit dem Mann zu reden, bevor er wieder ging.
    Jay hielt den Kopf gesenkt, während er dem Geplauder um sich herum zuhörte. Heute Abend würde er die Anordnung im Lagerhaus ändern. Er hatte die letzten Tage damit verbracht, das umzubauen, was einmal ein riesiger Brennofen gewesen sein musste, sodass seine Jünger zusammen sein konnten. Er war der Meinung, dass die Probleme, die er mit den Männern hatte, daher kamen, dass sie voneinander getrennt waren. In der Bibel schliefen und aßen die Jünger gemeinsam und taten die Arbeit ihres Herrn. Er wusste nicht, was er sich dabei gedacht hatte, sie voneinander zu trennen.
    Er lächelte in sich hinein, als er den letzten Schluck seines Kaffees trank. Wenn alles planmäßig verlief, dann würde er noch heute Abend zwei weitere Jünger in

Weitere Kostenlose Bücher