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Der Jüngling

Der Jüngling

Titel: Der Jüngling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovi Dostoevskij
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nehmen Sie es nur! Fürst ... wo ist denn der Fürst und Darsan? Weggegangen? Meine Herren, haben Sie nicht gesehen, wohin der Fürst und Darsan gegangen sind?« Und nachdem ich endlich all mein Geld verstaut hatte – nur ein paar Halbimperiale hatte ich noch nicht in die Tasche schieben können und hielt sie in der Hand –, stürzte ich davon, um den Fürsten und Darsan einzuholen. Der Leser sieht wohl, daß ich mich nicht schone und mich an dieser Stelle meiner Erzählung ganz so schildere, wie ich mich damals benahm, mit sämtlichen häßlichenEinzelheiten, damit die späteren Vorgänge verständlich werden.
    Der Fürst und Darsan waren schon die Treppe hinuntergegangen, ohne sich um mein Rufen und Schreien auch nur im geringsten zu kümmern. Ich hatte sie schon eingeholt, blieb aber noch eine Sekunde vor dem Portier stehen und schob ihm – weiß der Teufel warum – drei Halbimperiale in die Hand; er sah mich erstaunt an und bedankte sich nicht einmal. Aber mir war alles gleich, und wenn Matwej dagewesen wäre, so hätte ich ihm gewiß eine ganze Handvoll Goldstücke gegeben; ja, ich hatte auch wohl schon die Absicht, es zu tun; aber als ich auf die Stufen vor der Haustür hinausgelaufen kam, fiel mir plötzlich ein, daß ich ihn ja schon vorhin nach Hause entlassen hatte. In diesem Augenblick fuhr der mit einem Traber bespannte Schlitten des Fürsten vor, und dieser stieg ein.
    »Ich fahre mit, Fürst; ich will zu Ihnen!« rief ich, griff nach der Schlittendecke und schlug sie zurück, um in seinen Schlitten einzusteigen; aber auf einmal sprang an mir vorbei Darsan in den Schlitten, und der Kutscher riß mir die Decke aus der Hand und wickelte sie den Herren um die Beine.
    »Hol's der Teufel!« rief ich außer mir. Das war ja, als hätte ich für Darsan wie ein Lakai die Schlittendecke zurückgeschlagen.
    »Nach Hause!« rief der Fürst.
    »Halt!« brüllte ich und packte den Schlitten, aber das Pferd zog an, und ich kollerte in den Schnee. Es schien mir sogar, als lachten sie. Ich sprang auf und nahm mir sofort einen gerade vorüberkommenden Droschkenschlitten und jagte zum Fürsten, wobei ich das Tempo des Kleppers alle Augenblicke durch Zurufe zu beschleunigen suchte.

IV
     
    Um meinen Ärger noch zu erhöhen, brauchte der Klepper zu dem Weg unglaublich viel Zeit, obwohl ich dem Kutscher einen ganzen Rubel Trinkgeld versprach. Der Erfolg war nur, daß dieser die Peitsche in Bewegung setzte und dem Pferde allerdings für einen Rubel Hiebe verabreichte. MeinHerz wollte aufhören zu schlagen; ich wollte dem Kutscher etwas sagen, konnte aber kein vernünftiges Wort herausbringen und murmelte nur irgendwelchen Unsinn. In diesem Zustand stürzte ich zu dem Fürsten ins Zimmer! Er war eben erst angekommen; er hatte Darsan unterwegs bei dessen Wohnung abgesetzt und war allein. Mit bleichem, grimmigem Gesicht ging er im Zimmer auf und ab. Ich wiederhole noch einmal: er hatte im Spiel gewaltig verloren. Mich blickte er mit einer Art von zerstreuter Verwunderung an.
    »Sind Sie schon wieder da?« sagte er mit finsterer Miene.
    »Ja, um mit Ihnen Schluß zu machen, mein Herr!« erwiderte ich, nach Atem ringend. »Wie konnten Sie es wagen, mich so zu behandeln?«
    Er sah mich fragend an.
    »Wenn Sie mit Darsan fahren wollten, so brauchten Sie mir das nur zu sagen, aber Sie befahlen dem Kutscher, das Pferd anzutreiben, und ich ...«
    »Ach ja, Sie fielen ja wohl in den Schnee!« Er lachte mir ins Gesicht.
    »Darauf antwortet man mit einer Forderung, und deshalb wollen wir zunächst unsere Rechnung miteinander begleichen ...«
    Und ich machte mich mit zitternden Händen daran, mein Geld herauszuholen und auf das Sofa, auf ein Marmortischchen und sogar auf ein aufgeschlagenes Buch zu legen, handvollweise, in Häufchen, in Päckchen; einige Goldstücke rollten auf den Teppich.
    »Ach ja, Sie haben ja wohl gewonnen? ... Das merkt man an Ihrem Ton.«
    Noch nie vorher hatte er mit mir so unverschämt gesprochen. Ich war sehr blaß.
    »Hier ... ich weiß nicht, wieviel es ist ... wir müssen es zählen. Ich bin Ihnen etwa dreitausend Rubel schuldig ... oder wieviel ist es? ... Mehr oder weniger?«
    »Ich habe Sie ja wohl nicht wegen der Rückzahlung gemahnt.«
    »Nein, ich will es Ihnen von selbst zurückgeben, und Sie werden wissen, warum. Ich weiß, daß dieses Päckchen tausend Rubel in Hundertern enthält, da!« Ich versuchte, mitmeinen zitternden Händen die Scheine zu zählen, mußte das aber aufgeben. »Ganz egal, ich

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