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Der Jüngling

Der Jüngling

Titel: Der Jüngling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovi Dostoevskij
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Glück! Setzen Sie auf Zero!«
    »Ich habe alles verspielt, ich habe kein Geld«, antwortete er trocken. Der Fürst aber tat seinerseits ganz, als ob er mich nicht bemerke und mich nicht erkenne.
    »Da ist Geld!« rief ich und zeigte auf meinen Goldhaufen. »Wieviel brauchen Sie?«
    »Hol's der Teufel!« rief Darsan, der ganz rot geworden war. »Ich habe Sie ja wohl nicht um Geld gebeten.«
    »Sie werden gerufen«, sagte Serschtschikow zu mir, mich am Ärmel zupfend.
    Derjenige, der mich schon ein paarmal und beinahe schimpfend gerufen hatte, war jener Oberst, der die Wette um zehn Halbimperiale an mich verloren hatte.
    »Bitte, nehmen Sie!« rief er, ganz rot vor Zorn. »Ich bin nicht verpflichtet, hier lange vor Ihnen zu stehen, und sonst sagen Sie nachher, Sie hätten das Geld nicht bekommen. Zählen Sie es nach!«
    »Ich glaube es, ich glaube es, Oberst, ich glaube es ohne Nachzählen; nur schreien Sie mich bitte nicht so an, undseien Sie nicht so böse!« erwiderte ich und scharrte das Häufchen Gold mit der Hand zu mir heran.
    »Ich ersuche Sie, mein Herr, mit Ihrem Freudenrausch andere Leute zu belästigen, aber nicht mich«, rief der Oberst in scharfem Ton. »Ich habe nicht mit Ihnen zusammen Schweine gehütet!«
    »Sonderbar, daß solche Menschen hier hereingelassen werden, was ist denn das eigentlich für einer? Irgend so ein Jüngling«; hörte ich halblaut sagen.
    Aber ich kümmerte mich nicht darum, sondern setzte aufs Geratewohl weiter, und zwar jetzt nicht mehr auf Zero. Ich setzte ein ganzes Päckchen Hundertrubelscheine auf die ersten achtzehn Zahlen.
    »Wir wollen fahren, Darsan!« hörte ich hinter mir den Fürsten sagen.
    »Nach Hause?« fragte ich, mich zu ihnen umwendend. »Warten Sie auf mich, wir wollen zusammen fahren; ich mache hier Schluß.«
    Mein Einsatz gewann; die gewonnene Summe war gewaltig.
    »Genug!« rief ich und begann mit zitternden Händen das Gold, ohne es zu zählen, zusammenzuscharren und in die Taschen zu schütten, sowie die Banknotenhäufchen mit den Fingern ungeschickt zusammenzudrücken, um sie alle zusammen in die Seitentasche zu stecken. Auf einmal legte sich die dicke, beringte Hand Afjerdows, der dicht neben mir saß und ebenfalls hohe Einsätze gemacht hatte, auf drei meiner Hundertrubelscheine und deckte sie zu.
    »Erlauben Sie, das ist nicht Ihr Geld«, sagte er markant und in ernstem Ton, jedoch mit ziemlich sanfter Stimme. Das war nun jenes Präludium, das später, einige Tage darauf, solche schwerwiegenden Folgen haben sollte. Jetzt kann ich mit meinem Ehrenwort versichern, daß diese drei Hundertrubelscheine mir gehörten, aber zu meinem Unglück regte sich damals, obgleich ich überzeugt war, daß sie mir gehörten, doch noch eine Spur von Zweifel in mir, und für einen ehrenhaften Menschen ist das ausschlaggebend, und ich bin ein ehrenhafter Mensch. Vor allen Dingen aber wußte ich damals noch nicht mit Sicherheit, daß Afjerdowein Dieb ist; ich kannte damals noch nicht einmal seinen Namen, so daß ich in jenem Augenblick tatsächlich denken konnte, ich hätte mich geirrt und diese drei Hundertrubelscheine gehörten nicht zu den mir soeben ausgezahlten. Ich hatte die ganze Zeit über meinen Geldhaufen nicht gezählt und das Geld nur mit den Händen herangescharrt; vor Afjerdow aber hatte ebenfalls die ganze Zeit über Geld gelegen, und zwar nicht neben dem meinigen, aber wohlgeordnet und gezählt. Und endlich war Afjerdow hier bekannt, wurde für einen reichen Mann gehalten und mit Achtung behandelt: all das übte auch auf mich seine Wirkung aus, und ich protestierte wieder nicht. Ein furchtbarer Fehler! Die größte Dummheit bestand darin, daß ich mich in solcher Ekstase befand.
    »Es tut mir sehr leid, daß ich mich nicht genau besinnen kann, aber bin fest überzeugt, daß es mein Geld ist«, sagte ich, und meine Lippen zitterten dabei vor Empörung. Diese Worte riefen bei den Anwesenden sogleich ein Murren hervor.
    »Um so etwas zu sagen, muß man sich genau besinnen können, und Sie sagten selbst, daß Sie sich nicht genau besinnen«, erwiderte Afjerdow in unerträglich hochmütigem Ton.
    »Wer ist denn das eigentlich? Wie kann man so etwas dulden?« wurde von mehreren Seiten gerufen.
    »Das ist bei dem Herrn nicht das erstemal; vorhin hatte er mit Rechberg auch einen Streit um einen Zehnrubelschein«, ließ sich neben mir eine niederträchtige Stimme vernehmen.
    »Na, lassen wir's gut sein, lassen wir's gut sein!« rief ich. »Ich widerspreche nicht,

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