Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jüngling

Der Jüngling

Titel: Der Jüngling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovi Dostoevskij
Vom Netzwerk:
einem Hund zu. »Siehst du, Arkadij, wir, das heißt ein paar junge Leute, haben uns heute verabredet, bei den Tataren zu dinieren. Ich lasse dich nicht mehr los, du mußt mit uns fahren. Wir wollen dinieren; nach Tisch werfe ich die hier sofort hinaus, und dann wollen wir beide miteinander plaudern. Komm nur herein, komm nur herein! Wir machen uns gleich auf, nur noch einen Augenblick!«
    Ich trat ein, stellte mich mitten im Zimmer hin, sah mich rings um und überließ mich meinen Erinnerungen. Lambert kleidete sich hinter dem Bettschirm schnell um. Der Lange und sein Kamerad waren ebenfalls hinter uns eingetreten, ohne sich durch Lamberts Worte zurückschrecken zu lassen.
    »Mademoiselle Alphonsine, voulez-vous me baiser?« brummte der Lange.
    »Mademoiselle Alphonsine«, begann der Jüngere, indem er an sie herantrat und ihr die Krawatte zeigte, aber sie stürzte grimmig auf die beiden los:
    »Ah, le petit vilain!« rief sie dem Jüngeren zu. »Ne m'approchez pas, ne me salissez pas, et vous, le grand dadais, je vous flanque à la porte tous les deux, savez-vous cela.«
    Der Jüngere kümmerte sich nicht darum, daß sie ihn so geringschätzig und verächtlich abgewehrt hatte, als fürchte sie wirklich, sich an ihm zu beschmutzen (was ich absolut nicht begriff, da er ein so nettes Gesicht hatte und, nachdem er den Pelz abgelegt, sich so gut gekleidet zeigte), sondern begann sie beharrlich zu bitten, sie möchte doch seinem langen Freund die Krawatte umbinden und ihm vorher einen reinen Kragen von Lambert umknöpfen. Sie hätte, empört über eine solche Zumutung, beinahe auf die beiden losgeprügelt, aber Lambert, der es mit angehört hatte, rief ihr von der andern Seite des Bettschirms her zu, sie solle nicht alle aufhalten, sondern tun, was von ihr verlangt würde; »sonst werden wir sie gar nicht los«, fügte er hinzu, und Alfonsina holte sofort einen Kragen und band, ohne jetzt auch nur eine Spur von Widerwillen zu zeigen, dem Langen die Krawatte um. Dieser reckte gerade wie vorher auf der Treppe ihr während des Umbindens seinen Hals hin.
    »Mademoiselle Alphonsine, avez-vous vendu votre bologne?« fragte er.
    »Qu'est-ce que ça, ma bologne?«
    Der Jüngere erklärte es ihr, daß »la bologne« das Bologneserhündchen bedeute.
    »Tiens, quel est ce baragouin?«
    »Je parle comme une dame russe sur les eaux minérales«, bemerkte le grand dadais, der immer noch mit vorgestrecktem Hals dastand.
    »Qu'est-ce que ça qu'une dame russe sur les eaux minérales et ... où est donc votre jolie montre, que Lambert vous a donnée?« wandte sie sich plötzlich an den Jüngeren.
    »Was? Hat er wieder keine Uhr mehr?« rief Lambert in gereiztem Ton hinter dem Bettschirm.
    »Wir haben sie aufgegessen!« brummte le grand dadais.
    »Ich habe sie für acht Rubel verkauft; sie war ja nur aus vergoldetem Silber, und Sie hatten gesagt, es wäre eine goldene. Solche Uhren kosten jetzt auch im Laden nur sechzehn Rubel«, sagte der Jüngere, der sich nur ungern rechtfertigte, zu Lambert.
    »Dem muß ein Ende gemacht werden!« fuhr Lambert noch ärgerlicher fort. »Ich kaufe Ihnen, mein junger Freund, nichtdarum Kleider und andere schöne Sachen, damit Sie sie für Ihren langen Freund vergeuden ... Was haben Sie denn da wieder für eine Krawatte gekauft?«
    »Die kostet nur einen Rubel; die ist nicht von Ihrem Geld. Er hatte überhaupt keine Krawatte, und einen Hut muß ich ihm auch noch kaufen.«
    »Unsinn!« rief Lambert, der jetzt wirklich böse geworden war. »Ich hatte ihm auch zu einem Hut genug Geld gegeben, aber er hat es sogleich für Austern und Champagner ausgegeben. Er stinkt geradezu, ein solcher Schmutzfink ist er; man kann sich nirgends mit ihm sehen lassen. Wie soll ich ihn zum Essen mitnehmen?«
    »In einer Droschke«, brummte der dadais. »Nous avons un rouble d'argent que nous avons prêté chez notre nouvel ami.«
    »Gib ihnen nichts, Arkadij, gar nichts!« schrie Lambert wieder.
    »Erlauben Sie, Lambert, ich fordere geradezu von Ihnen auf der Stelle zehn Rubel«, sagte der Jüngere auf einmal; er war so zornig geworden, daß ihm das Blut ins Gesicht schoß und er davon fast noch einmal so schön aussah. »Und wagen Sie es nie wieder, solche Dummheiten zu reden wie jetzt eben zu Dolgorukij. Ich verlange zehn Rubel, um Dolgorukij sogleich seinen Rubel wiedergeben zu können, und für das übrige Geld werde ich Andrejew sofort einen Hut kaufen – Sie werden es selbst sehen.«
    Lambert trat hinter dem Bettschirm

Weitere Kostenlose Bücher