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Der Jüngling

Der Jüngling

Titel: Der Jüngling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovi Dostoevskij
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hervor.
    »Da sind drei Gelbe, drei Rubel, und mehr gibt es nicht bis Dienstag, und daß Sie sich nicht unterstehen ... sonst ...«
    Le grand dadais riß ihm das Geld nur so aus der Hand.
    »Dolgorowky, da ist der Rubel, nous vous rendons avec beaucoup de grâce. Petja, wir wollen fahren!« schrie er seinem Kameraden zu, und indem er dann auf einmal die beiden Scheine in die Höhe hob und umherschwenkte und Lambert dreist ins Gesicht blickte, brüllte er aus voller Kehle: »Ohé, Lambert! Où est Lambert? As-tu vu Lambert?«
    »Daß Sie sich nicht unterstehen, daß Sie sich nicht unterstehen!« brüllte auch Lambert in fürchterlichstem Zorn. Ich sah, daß alledem etwas früher Geschehenes zugrundelag, das mir nicht bekannt war, und betrachtete die Szene mit Verwunderung. Aber der Lange ließ sich durch Lamberts Zorn in keiner Weise einschüchtern; er brüllte vielmehr noch lauter: »Ohé, Lambert!« und so weiter. Unter solchem Geschrei gingen sie auf die Treppe hinaus. Lambert wollte ihnen zuerst nachlaufen, kehrte aber sogleich wieder zurück.
    »Na warte, die werde ich bald wegjagen! Sie kosten mehr, als man von ihnen hat ... Wir wollen gehen, Arkadij! Ich habe mich schon verspätet. Es erwartet mich dort jemand, den ich ebenfalls ... brauche ... Auch so ein Vieh ... Alle sind sie Viehzeug! Gesindel, Gesindel!« schrie er wieder und knirschte beinahe mit den Zähnen; aber auf einmal gewann er seine Selbstbeherrschung zurück. »Ich freue mich, daß du endlich gekommen bist. Alphonsine, daß du keinen Schritt aus dem Hause gehst! Komm!«
    Vor der Haustür erwartete ihn eine elegante, mit einem Traber bespannte Droschke. Wir stiegen ein; aber noch während der ganzen Fahrt konnte er seine Wut auf diese jungen Leute nicht loswerden und sich nicht beruhigen. Ich wunderte mich, daß er die Sache so ernst nahm, und auch darüber, daß sie sich gegenüber Lambert so respektlos benahmen und er sogar beinahe vor ihnen Furcht hatte. Infolge des alten Eindrucks, der bei mir noch von der Kinderzeit haftengeblieben war, hatte ich immer die Vorstellung, alle Leute müßten sich vor Lambert fürchten, so daß ich trotz all meiner Unabhängigkeit in jenem Augenblick sicherlich auch selbst vor Lambert Angst hatte.
    »Ich kann dir sagen, das ist alles ein schauderhaftes Gesindel«, redete Lambert weiter, der sich noch immer nicht beruhigen konnte. »Ob du es glaubst oder nicht: dieser lange, gräßliche Kerl hat mich vorgestern in guter Gesellschaft geradezu gepeinigt. Stellt sich vor mich hin und schreit: ›Ohé, Lambert!‹ In guter Gesellschaft! Alle lachten und wußten, daß er das tat, damit ich ihm Geld gab – du kannst dir meine Lage vorstellen. Ich gab ihm welches. Oh, das sind Schurken! Ob du es glaubst oder nicht: er war Fähnrich in einem Regiment und wurde weggejagt, und kannst du dir das vorstellen: er ist gebildet; er ist in einem guten Haus erzogen worden, kannst du dir das vorstellen? Er hateigene Gedanken, er könnte ... Ach, hol's der Teufel! Und er ist stark wie ein Herkules. Er ist nützlich, aber nur wenig. Und er wäscht sich nicht die Hände, das hast du wohl selbst gesehen. Ich habe ihn einer Dame, einer alten vornehmen Dame, empfohlen und ihr gesagt, er bereue und wolle sich aus Gewissensbissen das Leben nehmen, aber als er zu ihr kam, setzte er sich hin und fing an zu pfeifen. Und der andere, der Hübsche, ist der Sohn eines Generals; die Familie schämt sich seiner; ich habe ihn vor der gerichtlichen Verurteilung bewahrt, ihn gerettet; und nun siehst du, wie er es mir dankt! Hier gibt es keine ordentlichen Leute! Ich werde diese Bande zum Teufel jagen!«
    »Sie kennen meinen Namen; du hast mit ihnen von mir gesprochen?«
    »Ich war dumm genug. Wenn man so nach Tisch ein Weilchen mit den Menschen zusammensitzt, da ist es schwer, sich Zwang aufzuerlegen ... Es kommt da heute noch so eine schreckliche Kanaille hin. Ich sage dir: das ist eine schreckliche Kanaille und ein furchtbar schlaues Subjekt! Hier sind alle Menschen Schufte, hier gibt es keinen einzigen ehrlichen Menschen! Na, aber wenn ich erst mit ihnen Schluß gemacht habe, dann ... Was ißt du gern? Na, ganz egal, man speist dort gut. Ich werde bezahlen, mach dir keine Sorgen! Das ist gut, daß du anständig angezogen bist. Ich kann dir Geld geben. Komm nur immer zu mir! Stell dir vor, ich habe ihnen hier zu essen und zu trinken geben lassen, jeden Tag Fischpastete; diese Uhr, die er verkauft hat – das war schon die zweite! Dieser Kleine,

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