Der Jüngstre Tag
und Lee durch einen Park und die Straße hinunter, um sich den Häusern am Strand von hinten zu nähern. Sie erreichten das Haus, in dem Robert mit dem Aborigine-Mädchen verschwunden war. Als Steven durch das Fenster spähte, sah er keine Hinweise darauf, dass sie noch dort wohnten. Er gab Penny und Lee ein Zeichen, draußen zu warten, und betrat mit dem Gewehr im Anschlag vorsichtig das Haus. Steven durchsuchte einen Raum nach dem anderen, doch nichts deutete darauf hin, dass hier in letzter Zeit jemand gelebt hatte.
»Leer«, sagte er, als er das Haus durch die Hintertür verließ. Penny und Lee standen ein paar Meter entfernt, und mit einem Schlag wirkten sie seltsam angespannt. Steven erkannte das Entsetzen auf ihren Gesichtern erst, als er einen Stoß in den Rücken spürte.
»Lass das Gewehr fallen, Scheiß-Kiwi.« Der nächste Stoß in den Rücken überzeugte ihn davon, dass Corky eine Waffe in der Hand hielt. Steven warf sein Gewehr vor sich ins Gras und drehte sich um. »Wir wollen dir nichts tun.«
»Schön. Das hast du letztes Mal auch gesagt, als du hier warst, und schau dir an, was jetzt passiert ist.«
»Was denn?«
»Geh ans Ende des Strandes, dann zeig ich es dir.«
Corky bedeutete Steven, Penny und Lee, ihm vorauszugehen. Steven warf schnell einen Blick auf sein Gewehr, das nun im Gras lag. »Denk gar nicht erst dran«, warnte Corky ihn. »Da drüben«, sagte er kurz darauf und zeigte auf die Reihe frischer Gräber.
Sie starrten auf die Erdhügel. Alle waren mit einem einfachen Holzkreuz mit eingebranntem Namen versehen. Sechs der Gräber waren kleiner als die anderen.
»Das ist passiert«, sagte Corky. »Diese kleinen Scheißkerle, die ihr hier zurückgelassen habt, haben irgendeine Seuche bei uns eingeschleppt und uns alle angesteckt. Die Krankheit hat meine Frauen und die Kinder getötet, und beinahe wäre ich auch draufgegangen.«
Lee zeigte auf ein kleines Grab mit dem Namen Harriet. »Das war das Mädchen mit dem kleinen Koalabären, mit dem Tommy und ich im Boot gespielt haben«, flüsterte er seiner Mutter zu.
Steven ging auf das Grab zu, das ein wenig abseits lag, und strich das Gras darauf zur Seite. Als er auf dem kleinen Brett auf dem Grab den Namen »Robert Dalton« entzifferte, stieg Trauer in ihm auf.
»Es ist schlimmer, wenn es einer der eigenen Leute ist, nicht wahr?« Corky zeigte mit dem Gewehr auf die Gräber. »Das war meine Familie. Ich habe es euch zu verdanken, dass sie jetzt alle tot sind.«
»Was ist mit Roberts Bruder Luke geschehen?«, fragte Penny. »Wo ist er?«
»Das geht euch nichts an.«
Steven starrte noch immer auf Roberts Grab und hätte von Corky gerne mehr über das Schicksal der Brüder erfahren, doch nicht, solange Penny und Lee die Antwort hören konnten. Als er sich schließlich umdrehte, sah er, dass Corky jetzt neben Penny stand. Er hatte ihr einen Arm auf den Rücken gerissen und drückte ihr den Lauf des Gewehrs auf den Hals. Lee klammerte sich an das Bein seiner Mutter.
»Fang an zu graben«, befahl Corky Steven und wies mit dem Kopf auf den Spaten, der neben Roberts Grab lag. »Du kannst dich gleich zu ihm gesellen.«
»Nein!«, schrie Penny.
»Halt’s Maul, Miststück. Oder soll er für dein Kind auch gleich ein Grab schaufeln?«
Steven beugte sich hinunter und hob den Spaten auf. »Was hast du davon, wenn du mich tötest?«
»Deine Frau«, erwiderte Corky lachend.
Steven begann mit dem ersten Spatenstich. »Es ist sinnlos, mich zu töten.«
»Ja, ja, ich weiß, es ist alles eine Frage der Gene. Das hast du mir schon bei unserer ersten Begegnung gesagt. Grab weiter.«
Penny begann zu weinen, und als Lee sah, wie verzweifelt seine Mutter war, rollten auch ihm Tränen über die Wangen.
»Könnten wir nicht einen Deal machen?«
»Was, ich nehme sie montags, mittwochs und freitags und du dienstags, donnerstags und samstags? Nein danke, ich bin kein Scheiß-Kiwi. Das ist mir viel zu kompliziert.«
»Es gibt doch sicher etwas, das du haben möchtest.«
»Es gibt nur zwei Dinge, die ich will. Ich will sie in meinem Bett, und ich will, dass du tot bist.«
»Du bist nicht zu einem Kompromiss bereit?«
»Doch. Ich sag dir was. Du hast die Wahl. Entweder du stirbst oder der Junge.«
»Wir könnten dich mit nach Neuseeland nehmen und sogar mit nach England.«
»Warum sollte ich das wollen? Jetzt sag nicht, es ist alles eine Frage der Gene. Alles, was ich brauche, ist eine hübsche Frau, mit der ich den Rest meiner Tage verbringen
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