Der Jüngstre Tag
Mähne. Er wollte Paul verteidigen, dessen Kopf wieder nervös zu zucken begann.
»Du hättest dasselbe getan, wenn es um eines deiner Enkelkinder gegangen wäre«, sagte Jennifer. Die Fünfzigjährige war die jüngste der Cousinen, die in Haver geblieben waren, und die einzige, der man ihr Alter nicht ansah.
»Streiten bringt uns nicht weiter«, stieß Diana hervor. »Nigel und seine Söhne sind unsere Feinde und nicht die Personen in diesem Raum.« Nach dieser Zurechtweisung übernahm sie die Führung über die Zusammenkunft. »Wir haben zwei dringende Probleme, die wir lösen müssen: die Verteilung der Arbeitskräfte und dann das Problem der ›Begleitagentur‹. Zuerst beschäftigen wir uns mit der Aufteilung der Arbeit.«
Paul, Susan und Jennifer verfolgten die Diskussion zwischen Duncan und Diana. Nigel hatte Duncan den Befehl erteilt, die Arbeitskräfte so einzuteilen, dass die Instandhaltung des Anwesens, die Pflege der Gärten und die Versorgung der Tiere gewährleistet waren. Diana sollte die Arbeit im Haus organisieren. Schließlich waren alle Arbeiten innerhalb und außerhalb des Hauses verteilt.
»Jetzt zu dem anderen Problem«, sagte Diana, als Jennifer Tee für die Gruppe kochte. »Mich interessieren die Vorschläge aller, aber am Ende müssen die betroffenen Frauen die Entscheidung treffen.« Diana hatte mehr oder weniger die Aufteilung der Arbeitskräfte für Duncans Bereich übernommen. Und war nicht gewillt, ihren eigenen Verantwortungsbereich an ein Komitee zu übertragen, auch wenn es eine überaus widerwärtige Aufgabe war.
»Oder Nigel und seine Söhne«, stammelte Paul. »Vielleicht klammern sie sich alle an eine der Frauen, wie Miles es mit Theresa gemacht hat, und die Sache hat sich erledigt.«
»Jasper und Greg haben sich bisher nie für eine bestimmte Frau interessiert«, warf Duncan ein. »Vor allem Jasper war immer auf Abwechslung aus.«
»Sie haben keine andere Wahl, als es jetzt mit allen Frauen zu treiben, oder?«, sagte Jennifer, als sie die Tassen verteilte. »Nigel will, dass möglichst viele Babys geboren werden.«
»Wie ich gehört habe, scheint Greg kein großes Problem zu sein«, meinte Susan. »Zwei Minuten, und es ist vorbei, wie es bei einem jungen Kerl halt so ist. Und ich glaube auch nicht, dass Jasper ein Problem ist. Offenbar will er nur beweisen, dass er der beste Liebhaber seit Casanova ist. Typisch Mann.«
Paul und Duncan rutschten auf ihren Stühlen hin und her.
»Das eigentliche Problem ist Nigel«, sagte Susan.
Duncan sah sie streng an. »Wie meinst du das?«
»Komm, das weißt du doch bestimmt auch. Allison hatte furchtbare Angst vor ihm. Hast du nie ihre blauen Flecken gesehen?«
»Und es waren nicht nur seine gewalttätigen Ausbrüche«, sagte Jennifer. »Allison hat sich mir anvertraut. Sie machte zwar nur Andeutungen, aber ich bin sicher, dass Nigel ein paar richtig perverse Nummern auf Lager hat.«
Schweigend tranken sie den Tee und überlegten, wie sie ihre Frauen vor Nigel schützen konnten.
»Was ist mit Damian?«, fragte Duncan.
Die Stimmung der Anwesenden erreichte einen neuen Tiefpunkt.
»Nun, für die Frauen wird er wohl kaum ein Problem darstellen, oder?«, entgegnete Diana trocken.
»Diese verdammte Schwuchtel!«, stieß Susan hervor.
»Es geht nicht darum, dass er schwul ist – das ist was ganz anderes«, sagte Jennifer. »Einige meiner besten Freunde sind – waren – auch schwul. Das Problem ist, dass er wie sein Vater ein Sadist ist und obendrein noch pädophil.«
»Genau. Wie sollen wir die Jungen vor ihm beschützen?«, stammelte Paul. Paul war anzusehen, dass er sich um seine Enkelkinder Ruben und Harry Sorgen machte. Er war den Tränen nahe.
»Wenn wir vielleicht mit Nigel sprechen …«, schlug Duncan vor.
»Willst du mit ihm sprechen?«, fragte Susan ihn schnippisch.
Duncan schüttelte den Kopf.
»Ich auch nicht. Wer weiß, wie er reagiert, wenn er erfährt, was für einen kleinen Perversling er gezeugt hat.«
»Würde es überhaupt was bringen?«, fragte Jennifer. »Könnte er Damian Einhalt gebieten, selbst wenn er es wollte?«
»Wir müssen eine Lösung finden«, bat Paul verzweifelt.
Niemand schien eine Antwort auf das Damian-Problem zu haben. Schweigend fragten sich alle, ob es ihnen gelingen könnte, zu fliehen und Mark nach Neuseeland zu folgen. Doch alle wussten, dass es wahnsinnig gefährlich war. Nigel und seine Söhne hatten Mark mit Waffen verfolgt. Es würde nur noch mehr Tote geben. Außerdem
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