Der Jüngstre Tag
rechts zu dem Baumstamm. Ihr drei bleibt hier. Robert, du wartest, bis sich mehrere Tiere versammelt haben, und dann nimmst du eins auf der linken Seite der Herde ins Visier. Ich konzentriere mich auf die rechte Seite. Warte, bis ich den ersten Schuss abgefeuert habe, bevor du schießt. Wenn auf beiden Seiten der Herde Tiere zu Boden gehen, sind sie verwirrt. Sie werden das Wasserbecken nicht durchqueren, sondern in diese Richtung flüchten. Dann können wir noch ein paar erlegen. Leg die Munition vor dir auf die Erde, damit du schnell nachladen kannst.«
Robert nahm die Munition aus den Taschen, und Fergus und Luke beobachteten Adam, der durch das hohe Gras zu dem hundert Meter entfernten Baumstamm schlich. Die Dunkelheit und das Gras verschluckten ihn schnell.
Eine halbe Stunde später ging der Mond auf und tauchte das Wasserreservoir in silbernes Licht. Auch der Lauf von Adams Gewehr glänzte im Mondschein. Als Luke sah, dass sein Vater in Position war, sprang er vom Baum. Von ihrem Standort aus beobachteten die drei jungen Männer die Lichtung, als immer mehr Rehe zögernd aufs Wasser zugingen, um zu trinken. Robert hob sein Gewehr und richtete es auf ein großes Reh links in der Herde.
»Warum dauert es so lange?«, flüsterte er den anderen ungeduldig zu.
»Dad weiß, was er tut. Warte, bis er geschossen hat«, erwiderte Luke.
Sie saßen in der Dunkelheit und lauschten. Doch das Geräusch, das folgte, war entsetzlich – ein langer, durchdringender Schrei, ein einziger Schuss und dann Stille.
»Kommt«, rief Luke und lief schon auf den Baumstamm zu.
Instinktiv nahm Robert eine Hand voll Patronen und stopfte sie in die Tasche, ehe er Luke und Fergus folgte.
»Dad, ist alles in Ordnung?«, rief Luke, als sie sich näherten. Keine Antwort, doch als sie im hohen Gras Geräusche hörten, blieben sie wie angewurzelt stehen und lauschten. Robert legte das Gewehr an.
»Dad!«, rief Luke.
»Da!«, rief Fergus entsetzt. »Hinter dem Baumstamm!«
Die Erwachsenen an Bord der Archangel saßen im Cockpit und aßen ihr Abendessen, als sie in der Ferne vier Schüsse hörten, die von den Hängen des Tafelberges widerhallten.
»Ich wusste es!«, fluchte Mark.
Steven griff mit einer Hand sein Gewehr und begann die Archangel mit dem Festmacherseil am Heck näher an den Kai zu ziehen.
»Wir suchen sie jetzt auf gar keinen Fall«, erklärte Mark mit Nachdruck.
»Wir müssen!«
»Ich habe ihnen gesagt, sie sollen vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein. In erster Linie sind wir für die Sicherheit der Frauen und Kinder verantwortlich.«
Steven zögerte.
»Wir wissen nicht, was bei ihnen los ist. Willst du Penny hierlassen oder sie mitnehmen?«, fragte Mark herausfordernd.
Steven musste die Entscheidung seines Vaters akzeptieren und ließ die Leine los. »Ich gebe wenigstens einen Schuss ab, damit sie wissen, dass wir sie gehört haben.«
Nachdem er geschossen hatte, hörten sie kurz darauf einen Schuss in der Ferne.
Jessica begann zu weinen; Mark legte einen Arm um ihre Schultern. »Es ist zu gefährlich, bei Dunkelheit da rauszugehen«, erklärte er. »Sobald es morgen hell wird, gehen Steven und ich los und suchen sie.«
Bei Anbruch der Morgendämmerung war der Rettungstrupp, bestehend aus Mark, Steven und auch Jessica, die trotz Marks Einwänden darauf bestand, sie zu begleiten, abmarschbereit.
»Sorg dafür, dass alle auf dem Schiff bleiben«, sagte Mark zu Allison. »Niemand geht ans Ufer, bis wir wieder da sind.«
Sie stiegen auf den Kai, und Steven gab einen weiteren Schuss ab, der sofort beantwortet wurde.
»Offenbar leben sie noch«, sagte Mark.
»Wenigstens einer«, erwiderte Steven gedankenlos.
Jessica begann wieder zu weinen und schluchzte noch lauter, als Tommy, den der Schuss geweckt hatte, nach ihr rief.
Auf der Promenade von Sea Point liefen sie Richtung Westen an dem verfallenen Swimmingpool vorbei in die Gegend, aus der der Schuss gekommen war. Als es hell war, feuerte Steven einen zweiten Schuss ab, der ebenfalls sofort erwidert wurde. Eine halbe Stunde später wurde auch sein dritter Schuss erwidert.
»Derjenige, der die Schüsse abgibt, versteckt sich irgendwo«, schätzte Mark und suchte das Gebiet vor ihnen mit dem Fernglas ab. »Wir laufen in ihre Richtung, aber sie kommen uns nicht entgegen.«
Auf einer kleinen Anhöhe, die nach Marks Einschätzung nicht weit von der Stelle entfernt sein konnte, wo die anderen sich aufhielten, gab Steven wieder einen Schuss ab.
»Hier sind
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