Der Jüngstre Tag
durch den Rinnstein dort hineingeschwemmt worden waren.
Mark nickte. »Es scheint sich niemand die Mühe gemacht zu haben, die Toten zu begraben. Und in vielen Schädeln sind Schusslöcher.«
»Ich sehe nirgendwo Katzen oder Hunde«, meinte Allison.
»Die Menschen haben die Hunde vermutlich gegessen, als ihnen die Nahrung ausging. Und vergiss nicht, dass die Katzen wahrscheinlich per Gesetz vernichtet wurden«, überlegte Mark. Auch in Neuseeland waren auf dem Höhepunkt der Pandemie solche Gesetze erlassen worden, weil man fürchtete, Katzen könnten den Virus übertragen.
Viele der zerbombten Gebäude wirkten einsturzgefährdet, aber alle anderen durchsuchten sie. Doch sie fanden nur leere Konservendosen und Verpackungen, nichts Essbares.
»Passt auf.« Mark führte die Gruppe durch den zertrümmerten Eingang eines ehemaligen Restaurants. Auch hier waren alle Vorräte geplündert worden. »Wir gehen in die Vororte«, beschloss er grimmig. »Vielleicht haben wir dort mehr Glück.«
»Jetzt wissen wir zumindest, wer die Stadt bombardiert hat«, sagte Jessica und reichte ihm eine zerfledderte Zeitung aus einem Ständer. Die Schlagzeile lautete:
SÜDAFRIKANISCHE PILOTEN BOMBARDIEREN
KAPSTADT
BÜRGERKRIEG BRICHT AUS, WEGEN KÄMPFEN VON WEISSEN UND AFRIKANERN UM DIE KONTROLLE DER MEDIZINISCHEN VERSORGUNG.
»In diesem Land hat sich nichts geändert«, stellte Mark betrübt fest, als er den Artikel überflog. »Sie deuten sogar an, dass Schwarze an anderen Symptomen leiden als Weiße!«
Bei Einbruch der Dunkelheit erreichte Marks Gruppe die Jacht. Sie brachten Gemüse aus verlassenen Vorstadtgärten mit, das sie in Taschen und diversen anderen Behältern transportierten. Steven stand neben einem großen Plastikfass, aus dem ein Schlauch zum Kai führte. Mark sah zu Penny hinunter, die das andere Ende des Schlauches in die Öffnung des Wassertanks an Deck der Archangel hielt.
»Wir haben einen Brunnen mit Wasser entdeckt«, sagte Steven. »Außerdem haben wir ein paar Fässer gefunden. Es war etwas mühsam, die Fässer durch die Trümmer zu rollen, aber immer noch einfacher, als Eimer zu schleppen. Wenn wir die Fässer morgen noch einmal füllen, sind die Tanks voll.«
»Gut gemacht. Habt ihr Adam und seine Gruppe gesehen?«, fragte Mark, als er und die anderen ins leere Cockpit stiegen.
»Nein. Vor ein paar Minuten haben wir einen Schuss gehört, aber es klang, als wäre es sehr weit weg.«
»Sie sollten längst wieder hier sein«, sagte Mark verärgert.
»Mark hat gesagt, wir sollen vor Einbruch der Dunkelheit zurückkehren«, widersprach Fergus. Er saß mit Adam und Robert unter einem hohen Baum auf dem Lions Head, einem der niedrigeren Hänge des Tafelberges. Vor ihnen breitete sich eine große Wiese aus. Luke war auf die unteren Äste des Baumes geklettert, um einen besseren Blick zu haben.
»Mark meint vielleicht, er versteht was vom Segeln«, spottete Adam. »Aber vom Jagen hat er keine Ahnung. Seht ihr das Wasserreservoir da hinten?«
»Ja.«
»Tiere müssen trinken. Wenn es dunkel wird, sammeln sie sich dort. Dann ist es ein Kinderspiel, ein paar zu erlegen.«
Adam war enttäuscht über seine Beute von vier kleinen Rehen, denn er wollte Mark und den Rest der Gruppe gerne beeindrucken. In der Ferne hatte er ein viel größeres Tier durch das hohe Gras laufen sehen. Er wusste zwar nicht, was für ein Tier es war, aber er wollte es erschießen, wenn es aus der Deckung kam.
Fergus ließ nicht locker. »Wir sollten die erlegten Tiere zur Jacht bringen, solange sie noch frisch sind.« Insekten umkreisten surrend die blutenden Schusswunden.
»Wir gehen morgen früh zurück. Ich trage die Verantwortung«, entgegnete Adam in barschem Ton. Offenbar kränkte es ihn noch immer, dass Fergus zum Wachkapitän bestimmt worden war.
»Du fürchtest dich doch nicht vor der Dunkelheit?«, spottete Robert.
Fergus fürchtete sich nicht. Er wollte aber schnell zurück zur Archangel , denn er hatte Jessica den ganzen Tag vermisst. »Sie werden sich Sorgen machen, wenn wir nicht rechtzeitig wieder da sind.«
»Die können sich schon denken, dass alles in Ordnung ist«, meinte Robert. »Wenn wir in Schwierigkeiten wären, würden wir vier Schüsse abfeuern. Das wissen sie.«
»Ende der Diskussion«, schimpfte Adam. »Ich trage die Verantwortung, und ich habe gesagt, wir bleiben hier.« Sie sahen die Umrisse eines einsamen Rehs, das auf die Lichtung zwischen ihrem Versteck und der Wasserstelle lief. »Ich geh da
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