Der Jüngstre Tag
durch die leeren Flure. Ab und zu war auch Dianas bettelnde Stimme zu hören: »Zwingt sie nicht, das zu tun. Lasst mich das machen.«
13
»Ich hab euch gesagt, dass ich ihr das Lachen schon austreiben werde«, prahlte Nigel am nächsten Tag beim Frühstück. Diana lief mit grimmiger Miene zurück in die Küche, nachdem sie die erste Schüssel auf den Tisch gestellt hatte.
Damian beugte sich vor und nahm den Deckel von der Schüssel. »Gut. Forellen«, sagte er. »Ich finde, wir sollten den See vergrößern, damit wir öfter Fisch essen können.«
»Wir könnten auf dem Grundstück neben dem See einen zweiten See graben und die beiden dann verbinden, sodass wir einen großen See haben«, schlug Jasper vor.
»Das ist eine Menge Arbeit«, warf Greg ein, der sich an der Diskussion der Familie beteiligen wollte. »Vielleicht können wir irgendeinen Planierpflug auftreiben und die Pferde davorspannen, um die Grube auszuheben.«
»Besorgt nur einen Planierpflug«, sagte Nigel lächelnd, als Diana mit zwei Schüsseln, einer Gabel und der letzten Servierschüssel an den Tisch zurückkehrte. »Sie brauchen keine Pferde.« Er wies mit dem Kopf auf den Esstisch unten in dem Großen Saal, wo der Rest der Gemeinschaft saß und gehorsam wartete, bis Nigel und seine Söhne ihr Frühstück aßen, damit sie ebenfalls beginnen konnten. »Dann hat das faule Pack was zu tun.«
Mary-Claire saß geduldig auf dem Boden und wartete auf ihr Essen. Sie hatte gehört, dass es Forelle gab, und wünschte sich, heute einmal mit ihrer Mutter unten an dem Tisch essen zu dürfen. Die Kleine mochte keinen Fisch, aber musste ihn essen, sonst bekam sie von Nigel eine Tracht Prügel.
Diana nahm die Deckel von den anderen Servierschüsseln ab. »Was soll Mary-Claire heute essen, Euer Lordschaft?«
»Gib ihr von allem etwas«, knurrte Nigel. »Und viel Fisch.«
Mürrisch gabelte Diana Essen in Mary-Claires Schüssel.
»Heute Morgen bist du aber nicht so fröhlich wie sonst«, spottete Nigel. »Hast du schlecht geschlafen?« Diana antwortete ihm nicht. »Hat es dir die Sprache verschlagen?«
»Verzeihung, Euer Lordschaft. Nein, ich habe nicht gut geschlafen.« Das war eine glatte Untertreibung. Sie hatte kein Auge zugemacht. Diana und Theresa waren nach der Qual in Nigels Bett so am Ende, dass Susan Bridget auffordern musste, ihr beim Servieren des Abendessens zu helfen.
»Ich habe wahnsinnig gut geschlafen. Das muss an der Bewegung gestern Nachmittag gelegen haben. Apropos, es hat mir so gut gefallen, dass ich diese Vorstellung heute Abend gerne wiederholen möchte. Würdest du das bitte für mich organisieren? Dieselben Frauen wie gestern.«
Diana erwiderte nichts.
»Sei nicht so unverschämt«, brüllte Nigel und schlug mit der geballten Faust auf den Tisch. Die Gemeinschaft unten am Tisch blickte erschreckt zum Podium.
»Es tut mir leid, Euer Lordschaft. Ich bereite natürlich alles vor«, beteuerte Diana hastig und goss Milch in Mary-Claires Schale.
»Gib ihr auch etwas von dem Fruchtsaft«, befahl Nigel. »Ich habe schon mehrfach gesagt, dass sie alles probieren soll, was auf dem Tisch steht.«
»Verzeihung, Euer Lordschaft.« Diana folgte gehorsam dem Befehl und goss Fruchtsaft in die Milch. Dann stellte sie beide Schüsseln vor Mary-Claire auf den Boden.
»Ist das alles, Euer Lordschaft?«
»Ja«, zischte Nigel. »Mach dich schon mal hübsch für heute Abend. In diesem Zustand wirst du den ganzen Tag dafür brauchen.« Als Diana davoneilte, wandte Nigel sich Mary-Claire zu, die mit elender Miene auf den Fisch starrte. »Iss«, herrschte er sie an. »Dann bekommst du Locken – überall.« Nigel und seine Söhne lachten und sahen zu, wie das kleine Mädchen den Fisch hinunterwürgte, ehe sie selbst tüchtig zulangten.
Als sie ihre letzte Forelle verspeist hatten, kehrte Diana in den Großen Saal zurück. Sie trug nicht ihre vorgeschriebene graue Jacke, sondern ein Tudor-Kleid aus der Garderobe der Filmcrew.
»Warum trägt sie dieses Kleid?«, rief Nigel. »Komm sofort hierher.« Nicht nur, dass Diana die den Bauern verordnete graue Jacke nicht trug, sondern sie hatte Allisons Lieblingskleid an, was Nigels Wut noch steigerte.
Alle Anwesenden waren sprachlos.
Pauls Kopf zuckte nervös. »Was soll das?«, fragte er Duncan.
»Weiß der Himmel«, erwiderte Duncan verärgert. »Sie macht Nigel wütend, und wir müssen es ausbaden.«
»Typisch für die Morgans«, beklagte sich Bridget.
Diana schlenderte hinauf aufs Podium.
»Geh
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