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Der Jüngstre Tag

Der Jüngstre Tag

Titel: Der Jüngstre Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Green
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und jetzt schlief er seinen Rausch aus. Es war die Gelegenheit, ihr geheimes Projekt fortzusetzen, das immer dringlicher wurde.
    Sie nahm den Staubwedel und lief in die Bibliothek, um ihre mühselige Suche fortzusetzen. Diana hatte sich vorgenommen, jedes der alten Bücher aus dem Regal zu nehmen und Titel sowie Inhalt zu überprüfen. Ab und zu begann ihr Herz laut zu klopfen, wenn eine Illustration oder eine Kapitelüberschrift darauf hindeuteten, dass sie gefunden hatte, was sie suchte. Sobald sie die Seiten dann gelesen hatte, waren ihre Hoffnungen zunichte. Diana hatte bereits zwei Drittel der Bücher überprüft, und allmählich zweifelte sie daran, jemals das zu finden, was sie suchte.
    Das Läuten der Glocken des Cromwell Tower kündigte an, dass es drei Uhr nachmittags war. Diana hatte viel zu viel Zeit in der Bibliothek verbracht. In der Küche wartete eine Menge Arbeit auf sie. Das Abendessen musste vorbereitet werden, und bald würde Nigel mit seinem Brummschädel durchs Haus spazieren. Er hatte sie bereits mehrmals in der Bibliothek überrascht, und Diana fürchtete, dass er misstrauisch werden könnte.
    Auf dem Regal, das sie im Augenblick durchsah, hatte sie nur zwei kleine Bücher noch nicht durchgesehen. Sie waren so klein, dass sie kaum die gewünschten Informationen enthalten konnten. Dianas Ausbildung als Rechtsanwältin, jedes einzelne Dokument sorgfältig zu prüfen, das mit einem Fall zu tun hatte, zwang sie, auch in diese Bücher einen Blick zu werfen.
    Als sie das zweite Buch aufschlug, blieb ihr beinahe das Herz stehen. Ihre Hartnäckigkeit wurde belohnt. Hocherfreut steckte sie das winzige Buch in die Jackentasche.
    In den nächsten Tagen bemerkten alle, dass mit Diana eine Wandlung vor sich gegangen war. Sie bewegte sich mit federndem Schritt, manchmal lächelte sie sogar. Duncan war überrascht, als sie zuerst anbot und dann sogar darauf bestand, ein paar Tage in den Gärten und auf den Feldern zu arbeiten. Auch das Reinigen der Prunkgemächer und das Zubereiten der Mahlzeiten waren anstrengend, doch nicht so anstrengend wie die Knochenarbeit auf den Feldern und in den Gärten.
    »Warum bist du so fröhlich?«, fragte Duncan, als sie nach ihrem zweiten Tag in den Gärten über den Hof gingen.
    »Nichts Besonderes. Es ist nur schön, sich zur Abwechslung mal an der frischen Luft aufzuhalten«, erwiderte Diana und schnupperte an den Blumen und Kräutern, die sie in der Hand hielt.
    »Hm, ich habe eine schlechte Nachricht für dich. Nigel hat herausgefunden, dass du im Garten gearbeitet hast, und befohlen, dass du dich ausschließlich mit Arbeiten im Haus beschäftigen sollst.«
    Duncan war überrascht, als Diana nur mit den Schultern zuckte und lächelnd erwiderte: »Dann mache ich es eben so.«
    Als Rechtsanwältin wusste Diana, dass es oft klüger war, Wissen für sich zu behalten. Sie wusste auch, dass Wissen Macht war, doch sosehr sie sich auch bemühte, sie schaffte es nicht, das Selbstvertrauen, das ihr diese Macht verlieh, zu verheimlichen. Vor dem Ausbruch der Pandemie war dieses Selbstvertrauen von ihren Kollegen oft als Selbstgefälligkeit interpretiert worden und hatte die Mitglieder ihrer Anwaltskammer irritiert. Jetzt irritierte ihre Selbstgefälligkeit Nigel und seine Söhne.
    Am nächsten Morgen servierte Diana wie gewöhnlich das Frühstück am Tisch auf dem Podium. Mary-Claire war wieder zu den Chatfields beordert worden und wartete auf das Essen. Einerseits musste das kleine Mädchen die Schmach ertragen, Milch aus einer Schale zu schlürfen und ohne Besteck zu essen, aber andererseits bekam sie ein besseres Frühstück als der Rest der Gemeinschaft.
    »Was soll sie heute kosten, Euer Lordschaft?«, fragte Diana fröhlich und hob die Deckel von den Servierschüsseln.
    »Gib ihr etwas Milch.«
    Diana goss Milch in Mary-Claires Schüssel und stellte sie auf den Boden. Das kleine Mädchen schlürfte die Milch, während Diana die andere Schüssel und eine Gabel vom Tisch nahm.
    »Gib ihr etwas hiervon«, knurrte Nigel und zeigte auf das Rührei. »Und eine von den Fleischpasteten.« Diana füllte eine großzügige Portion Rührei in die Schüssel und legte mit der Gabel eine Fleischpastete obenauf.
    Damian zeigte auf die Bohnen. »Und hiervon.«
    Diana lächelte, als sie eine Gabel voll Bohnen in Mary-Claires Schüssel füllte. »Möchtet Ihr auch etwas für sie auswählen, Sir Jasper?«, fragte sie, doch er winkte ab. Diana stellte die Schüssel neben Mary-Claire auf den

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