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Der Jüngstre Tag

Der Jüngstre Tag

Titel: Der Jüngstre Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Green
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müssten uns jetzt hören«, sagte er trübsinnig.
    »Jane hat wahrscheinlich viel Arbeit, und sie muss sich um die Kinder kümmern.«
    »Sie hat mir versprochen, sich jeden Tag um die Mittagszeit vor den Sender zu setzen.«
    »Es ist fünfzehn Monate her, seit wir Gulf Harbour verlassen haben. Sie hat uns vermutlich schon vor mindestens sechs Monaten zurückerwartet. Vielleicht hat sie aufgegeben.«
    »Sie hat es mir aber versprochen.«
    »Vielleicht liegt es am Sender.«
    »Du hast doch noch einen zweiten Sender gebaut und ihr gezeigt, wie sie auf das Reservesystem umschalten kann.«
    »Vielleicht sind die Solarpaneele beschädigt.«
    »In dem Fall müssten sich die Windgeneratoren automatisch eingeschaltet haben.«
    Auf alle möglichen Erklärungen seines Sohnes hatte Mark eine negative Antwort.
    »Hör auf, dir Sorgen zu machen. Es wird eine einfache Erklärung geben. In knapp einer Woche sind wir wieder zu Hause.« Steven versuchte zwar, seinen Vater zu beruhigen, aber er wusste, dass es ihm nicht gelang. Auch er machte sich Sorgen.
    In diesem Augenblick kam Allison aus der Kabine am Bug des Schiffes. »Sophia und Lily sind krank.«
    Mark und Steven eilten ihr sofort hinterher.
    »Wie fühlt ihr euch?«, fragte Mark und sah zu den beiden Frauen hinunter. Sie schwitzten stark und schienen ernsthaft erkrankt zu sein. Sophia schüttelte erschöpft den Kopf. Lily beugte sich über ihre Koje und erbrach sich.
    »Ich kümmere mich um sie«, sagte Allison. Mark und Steven verließen die enge Kabine, um Allison einzulassen. Sie hatte eine Schüssel Wasser und feuchte Tücher mitgebracht.
    »Was, glaubst du, ist es? Super-SARS?«, fragte Steven seinen Vater, als sie im Cockpit waren.
    »Ich meine, die Symptome des Super-SARS-Virus hätten sich nicht so schnell entwickelt. Sie haben die Pandemie überlebt und müssten dagegen immun sein. Es muss die Krankheit sein, die wir uns in Kapstadt geholt haben.«
    »Aber wir haben die Wassertanks alle desinfiziert.«
    »Vielleicht war das Wasser gar nicht das Problem.«
    Als Allison nach einer gefühlten Ewigkeit zu ihnen ins Cockpit kam, präsentierte sie ihnen eine Theorie, die noch beunruhigender war.
    »Ja, ich glaube, es ist dieselbe Krankheit, die wir nach Kapstadt hatten, und das könnte Typhus gewesen sein. Meines Wissens kann diese Krankheit durch einen asymptomatischen Träger übertragen werden.«
    »Einen was?«
    »Durch jemanden, der die Krankheit in sich trägt, ohne die Symptome zu zeigen, andere aber anstecken kann.«
    »Nie was von gehört«, meinte Mark.
    Allison blieb dabei. »Der bekannteste Fall war eine Frau, die Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA Typhus-Mary genannt wurde. Es gab auch in den Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts etwa vierzig Überträger, die in einer Anstalt in England eingesperrt wurden.«
    »Und wenn du recht hast, wer ist dann der Überträger?«, fragte Steven, doch Allison zuckte nur mit den Schultern.
    »Wir haben uns alle von der Krankheit erholt«, sagte Mark und versuchte, optimistisch zu klingen. »Und dieses Mal haben wir eine gesunde Krankenschwester. Lily und Sophia werden bestimmt wieder gesund.«
    »Hoffen wir es.« Allison schien nicht überzeugt zu sein. »Wie lange dauert es noch, bis wir in Gulf Harbour ankommen?«
    »Wenn sich das Wetter hält, etwa eine Woche.«
    »Ich glaube, ihr solltet unsere Ankunft hinauszögern«, sagte Allison nachdenklich, ehe sie wieder hinunterging.
    Obwohl Allisons Bewusstsein während ihrer Erkrankung durch hohes Fieber getrübt gewesen war, war sie sicher, dass Lily und Sophia viel ernstere Symptome zeigten als die Archangel -Crew. Bei beiden war der Unterleib aufgebläht und schmerzte stark. Allison erkannte eine beginnende Bauchfellentzündung und eine darauf folgende Sepsis, als die Bakterien in die Blutbahn der Frauen gelangten. Sie waren extrem unruhig. Zum Elend der Patienten kam noch hinzu, dass das Wetter sich verschlechterte und das Schiff hohem Seegang ausgesetzt war.
    Mark änderte bereitwillig den Kurs, um das Schlingern des Schiffes zu verringern. Ein paar Tage lang entfernten sie sich wieder von Neuseeland. Nachdem Lily drei Wochen gegen die Krankheit gekämpft hatte, starb sie. Mark und Steven wickelten ihren Leichnam in ein Laken, und die Crew hielt einen kurzen Trauergottesdienst ab, ehe sie den Leichnam ins Meer gleiten ließ. Sophia klammerte sich noch zwei Tage länger ans Leben, doch dann starb auch sie.
    Mark hatte die beiden Frauen nur kurz gekannt. Dennoch war

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