Der Jüngstre Tag
sie die Plattform aufgestellt?«
»Ein Aussichtspunkt vermutlich«, meinte Steven und öffnete die Tür zu der Aluminiumhütte. »Oder vielleicht auch zur Verteidigung. Hier ist ein Gewehr.«
»Gegen wen sollten sie sich denn verteidigen?«
Steven zuckte mit den Schultern. »Das Gewehr ist geladen. Offenbar hielten sie es für notwendig, hier ein geladenes Gewehr zu deponieren.«
»Gib einen Schuss ab«, stieß Mark hastig hervor.
Steven richtete das Gewehr in die Luft und drückte ab. Der Schuss hallte durch das Tal. Sie warteten einen Augenblick, doch es folgte keine Reaktion.
»Ich glaube, ich kann unten im Tal ein paar Schafe sehen«, sagte Mark. »Auf dem Rückweg schießen wir eins. Das können wir heute Abend essen.«
Doch als sie die Plattform hinabstiegen, hörten sie in der Ferne einen Schuss und zuckten zusammen.
»Es hat jemand überlebt!«, rief Mark freudestrahlend. »Schieß noch mal.«
Dieses Mal wurde der Schuss sofort beantwortet.
»Der Schuss kam aus Richtung des Hafens«, sagte Mark. Mit neuer Energie lief er den Hügel hinunter, und Steven folgte ihm auf den Fersen.
18
Als Diana langsamen Schrittes über den Stable Court auf Duncan zuging, waren Nigels verzweifelte Schreie und das Klopfen gegen die verschlossene Werkstatttür nicht mehr zu hören.
»Was hast du mit ihm gemacht?«, fragte Duncan.
»Ich habe ihm eine Lektion erteilt«, erwiderte Diana und ging an Duncan vorbei.
Sie erreichte die Küche, als die Feuerglocke erklang. Theresa und Susan, die gerade Sandwiches in Picknickkörbe legten, unterbrachen ihre Arbeit und liefen zur Tür.
»Kommst du nicht mit?«, fragte Susan ihre Schwester.
»Nein«, sagte Diana.
Als Damian im Strafzimmer unter dem Cromwell Tower die Feuerglocke hörte, stieg er von der Tretmühle. Er wollte zur Tür, um zu sehen, was da los war, doch die Ketten an den Fußknöcheln hielten ihn zurück. Nackt und mit auf den Rücken gefesselten Händen schlurfte er zu dem Eimer in der Ecke des Raumes und leerte seine volle Blase, ehe er zur Tretmühle zurückkehrte.
Jasper, der in einer Zelle im ersten Stock des Cromwell Tower eingesperrt war, spähte durch die Schlitze der Fensterläden, die den Raum verdunkelten. Er sah, dass Duncan die Feuerglocke läutete, und spürte ein wenig Schadenfreude. Schon jetzt hatten diese Bauern Probleme.
Greg war im Uhrenzimmer ein Stockwerk über Jasper eingesperrt und konnte nichts sehen. Er hatte große Angst, dass das Feuer im Turm selbst ausgebrochen sein könnte.
Susan und Theresa erreichten den Flag Court, als Paul mit Cheryl, gefolgt von den Kindern, aus den Gärten herbeilief. Bridget und Jennifer kamen kurz danach, und Kimberley und Rebecca, die das Vieh eine Meile entfernt versorgt hatten, brauchten etwas länger, um zum Haus zurückzukehren.
»Die Werkstatt«, schrie Duncan. Die Familie sah, dass durch das vergitterte Fenster und unter der geschlossenen Tür Rauch herausquoll.
Paul und die Frauen zogen den alten handbetriebenen Löschwagen auf den Hof und warfen den Saugschlauch hinten am Wagen in die Zisterne unter dem Flag Court. Kimberley und Rebecca halfen Cheryl und Bridget Schläuche zusammenzusetzen. Susan, Theresa und die Kinder rannten indessen immer wieder zu dem Gestell unter dem Cromwell Tower, um weitere Schläuche zu holen. Schließlich reichte der Schlauch bis zur Werkstatt.
Duncan hörte durch den Spalt der Werkstatttür, dass jemand hustete und würgte. Er drückte die Klinke, doch die Tür war verschlossen. Schnell rannte er über den Hof zu Susan. »Wo ist Diana?«, rief er.
»In der Küche.«
Als Duncan in die Küche kam, saß Diana auf einem Stuhl und trank ein Glas Milch. Der Schlüssel zur Werkstatt lag vor ihr auf dem Tisch.
»Du Miststück«, zischte Duncan, schnappte sich den Schlüssel und lief hinaus.
»Er hat bekommen, was er verdient hat«, rief Diana ihm hinterher.
Als Duncan wieder bei der Werkstatt ankam, hatten Cheryl und Bridget den Schlauch vom Löschwagen durch das vergitterte Fenster gesteckt. Sie duckten sich unter der dicken Rauchwolke, hielten den Schlauch über ihre Köpfe und versuchten, das Wasser in den Raum zu spritzen. Paul und die anderen Erwachsenen mühten sich hektisch mit der Pumpe des Löschwagens.
Als Duncan die Werkstatttür aufschloss, waren das Spritzen des Wassers und das Knistern von brennendem Holz die einzigen Geräusche. Dann explodierte eine Farbdose. Duncan drückte gegen die Tür, doch sie ließ sich nicht öffnen.
»Geh von der Tür
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