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Der Jüngstre Tag

Der Jüngstre Tag

Titel: Der Jüngstre Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Green
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hat sich überall Schlamm abgelagert«, sagte er zu Steven.
    Mark fuhr die Archangel rückwärts in tieferes Wasser und versuchte es erneut. Schließlich glaubte er, den alten Kanal zum Hafen gefunden zu haben, und steuerte die Archangel vorsichtig hindurch. Wieder piepte das Echolot.
    Jetzt waren sie in der Bucht, die vor dem Bau des Hafens Hobbs Bay genannt wurde und vom Nordwind geschützt war. »Das muss reichen«, rief Mark, als Steven sich anschickte, den Anker zu werfen. Als die Kette durch die Ankerklüse rasselte, richtete Mark das Fernglas auf das Ende der Bucht. Einige der Fertighäuser am Kanal standen noch, aber viele schienen eingestürzt zu sein. Die Landschaft hatte sich so stark verändert, dass Mark im ersten Augenblick nicht erkannte, ob die Häuser, in denen seine Familie gewohnt hatte, noch da waren oder nicht.
    »Siehst du jemanden?«, fragte Steven.
    Mark schüttelte den Kopf. Er brachte kein Wort heraus.
    »Vielleicht haben sie sich auf den Hügeln in Sicherheit gebracht«, warf Allison leise ein. Aber beim Anblick des Trümmerfeldes wusste sie, dass sie sich an einen Strohhalm klammerte.
    Steven bereitete sich darauf vor, das Dingi zu Wasser zu lassen.
    »Möchtest du, dass Fergus oder ich dich begleiten?«, fragte Allison Mark.
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist das Beste, wenn Steven und ich uns zuerst einmal an Land umsehen«, erwiderte er.
    Allison drückte seine Hand und küsste ihn auf die Wange. Mark spürte, wie hilflos sie sich fühlte.
    Als Steven auf das Ende der Bucht zuruderte, hatte Mark Probleme, sich zurechtzufinden. Es erinnerte ihn daran, wie er einst bei Nebel mit dem Auto gefahren war und vollkommen die Orientierung verloren hatte, obwohl er die Straße gut gekannt hatte. Fast der gesamte Küstenstreifen hatte sich verändert. Mark versuchte einzuschätzen, wo die Werkstatt des Hafens und die Tankstege einst gewesen waren. Kein einziger Poller stand mehr, sodass sie auch nicht erkennen konnten, wo die Anlegestege ins Meer geragt waren.
    Am Ende der Bucht fanden sie nur einen Bach statt des künstlich angelegten Kanals. Die Pontons, Laufstege und Geländer waren allesamt weggerissen worden ebenso wie die Betonmauern, die den Kanal einst säumten. Nur der nackte Fels war geblieben, aus dem das Bett der Wasserstraße herausgesprengt worden war.
    »Sieht so aus, als würden unsere Häuser noch stehen«, sagte Mark. »Aber die Apartmentblocks sind eingestürzt.«
    Steven warf während des Ruderns einen Blick über die Schulter. Der Verlust der Apartmentblocks war ein herber Schlag. In einem von ihnen hatten sie auf sechs Etagen alles gelagert, was sie in den Monaten nach der Pandemie gesammelt hatten. Es war eher unwahrscheinlich, dass es ihnen noch einmal gelingen würde, so viele Dinge zusammenzutragen.
    Unmittelbar vor den drei Häusern, in denen sie einst gewohnt hatten, kletterten sie am Ufer des Baches hoch und machten die Leine des Dingis an einer großen Bodenplatte fest, die halb in der Erde vergraben war. Schweigend gingen sie auf die Häuser zu. Die Gärten und die Terrassen, die einst den Kanal gesäumt hatten, waren verschwunden. Das Wasser hatte die Erde rund um die Fundamente der Häuser weggespült. Einige der Betonplatten, auf denen die Häuser gebaut waren, hatten sich zweifellos durch die Kraft der wirbelnden Wassermassen verschoben. Sie gingen durch das Loch, wo einst die Verandatür stand, und dachten beide dasselbe, doch keiner sprach es aus. Mit Sicherheit hatte niemand diese gewaltige Naturkatastrophe, die diese Zerstörungen angerichtet hatte, überlebt.
    Beide wirbelten herum, als sie plötzlich ein Geräusch hörten. Hinter ihnen stand Misty. Mit aufgerichtetem Schwanz ging die Katze langsam an ihnen vorbei und miaute zur Begrüßung, als wären sie gerade von der Arbeit auf der Farm zurückgekehrt. Dann spazierte sie durch die Lücke der ehemaligen Hintertür hinaus.
    »Vielleicht leben sie noch«, sagte Mark, der plötzlich wieder Hoffnung schöpfte.
    »Das bezweifle ich«, erwiderte Steven in ernstem Ton. »Dann würde er nicht mehr da liegen.« Steven spähte auf die halbe Wand, die einst das Wohnzimmer von der Küche getrennt hatte. Vor der Wand lag ein umgekippter Rollstuhl, in dem ein halb verwester Leichnam hing.
    Mark sank neben dem Leichnam auf die Knie und begann zu weinen. Das graue Haar, die Zahnlücken und der Ring an der linken Hand bewiesen, dass es sein Bruder Christopher war.
    »Wann, glaubst du, ist es passiert?«, fragte Steven,

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