Der Jüngstre Tag
Bevölkerungszahl gesunken anstatt zu steigen.«
Theresa nickte zustimmend.
»Wegen Nigels und Marks Taten«, setzte Diana ihre Ausführungen fort, »leben jetzt nur noch sechsundzwanzig Menschen in England. Falls es Mark gelungen ist, alle, die er aus Haver mitgenommen hat, nach Neuseeland zu bringen, und falls alle Menschen in Neuseeland überlebt haben – und hinter beidem steht ein großes Fragezeichen –, könnten dort weitere einundzwanzig Menschen leben. Innerhalb von vier Jahren ist unsere Gesamtbevölkerung von fünfundfünfzig auf siebenundvierzig gesunken. Marks Aufbau einer Gemeinschaft auf der anderen Seite der Welt bringt uns hier in Haver gar nichts.«
»Eines Tages wird Mark wieder nach England kommen«, sagte Cheryl, um ihren Onkel zu verteidigen.
Diana funkelte sie böse an. »Das bezweifle ich.«
»Cheryl hat recht«, pflichtete Bridget ihr bei. »Darum hat mein Dad den Union Jack und das Georgskreuz über dem Westturm gehisst. Bevor Onkel Mark geflohen ist, bat er Dad, beide Flaggen zu hissen, wenn es sicher für ihn ist, Haver zu betreten. Warum sollte er das gesagt haben, wenn er nie die Absicht hatte, eines Tages zurückzukehren?«
»Das mag Marks Absicht gewesen sein, aber dazu muss es ihm zuerst einmal gelingen, Neuseeland zu erreichen. Und dann muss er die lange Fahrt bis hierher auch wieder hinter sich bringen.«
Theresa spähte zu ihrer Mutter. »Hoffen wir, sie kommen zurück, schon allein wegen Penny.«
Die Erinnerung, dass Mark und Steven ihre Tochter Penny und ihren Enkel Lee dazu überredet hatten, Haver zu verlassen, machte Diana noch wütender. »Wir dürfen die Dummheit der Männer nicht länger hinnehmen. Mit sofortiger Wirkung ernenne ich Virginia zur Leiterin der Landwirtschaft und der Gärten.«
»Was ist mit meinem Bruder?«, fragte Jennifer verärgert.
»Ich habe Duncan heute Morgen rausgeschmissen.«
»Warum?«
»Er hat seinen Bericht nicht pünktlich abgeliefert.«
»Es war seine eigene Schuld«, fügte Theresa hinzu. »Diana hat ihn bei der letzten Sitzung ein letztes Mal gewarnt.«
»Wenn du meinen Vater rausgeschmissen hast, sollte doch sicher Jennifer den Posten bekommen, oder?«, fragte Virginia. »Sie ist immerhin die Älteste in unserer Familie.«
»Wir brauchen junges Blut im Kabinett. Wir müssen an die Zukunft denken«, sagte Diana entschlossen.
Auf Jennifers Gesicht spiegelte sich Wut, doch Diana beachtete sie nicht und wandte sich an Cheryl. »Ich möchte, dass du die Leitung der Gebäudewartung und -instandsetzung und der Strom- und Wasserversorgung übernimmst.«
Cheryl war wütend. »Mein Vater hat seinen Bericht pünktlich vorgelegt!«
»Meinst du, ich weiß nicht, dass du die Berichte für ihn geschrieben hast?«, erwiderte Diana verächtlich. »Er braucht eine Ewigkeit, um seinen Namen zu buchstabieren. Die Wörter, die er in seinem Bericht benutzt hat, kann er mit Sicherheit nicht richtig schreiben. Es ist auch belanglos. Er ist ohnehin von seinem Posten zurückgetreten.«
»Warum?«
»Er hat sein Amt aus Protest gegen Duncans Rausschmiss niedergelegt. Ich habe es akzeptiert.«
Cheryl schüttelte den Kopf. »Okay, ich habe ihm bei dem Bericht geholfen, aber ich habe nicht sein Wissen und seine handwerklichen Fähigkeiten. Wo wäre die Gemeinschaft jetzt, wenn mein Vater nicht das Kraftwerk gebaut hätte?«
»Ich brauche Leute, die Managementfähigkeiten haben, und kein handwerkliches Geschick. Ab jetzt arbeitet dein Vater für dich. Und als Leiterin des Bereichs gehört es zu deinem Job, dafür zu sorgen, dass seine Kenntnisse dokumentiert und an die anderen weitergegeben werden. Mein Entschluss steht fest, dass wir uns hier in Haver nicht länger von Männern abhängig machen.«
»Aber in einer Sache werden wir immer von ihnen abhängig sein«, warf Bridget trocken ein.
»Und das ist der Grund«, griff Diana das Stichwort auf, »warum ich heute diese Sitzung einberufen habe.«
Plötzlich hörten alle gebannt zu.
»Die jüngeren Frauen«, begann sie und ließ ihren Blick über Virginia, Kimberley, Rebecca, Cheryl, Bridget und Theresa gleiten, »sind unsere Zukunft. Ihr müsst Babys bekommen. Wenn jede von euch in den nächsten fünf Jahren pro Jahr ein Kind bekommt, können wir unsere Bevölkerung mehr als verdoppeln. Und im nächsten Jahr, wenn Amy und Beatrice vierzehn werden, machen sie bei dem Programm ebenfalls mit.«
»Vierzehn! Was ist denn aus der Ehemündigkeit geworden?«, warf Cheryl ein. »Du bist doch hier die
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