Der Jüngstre Tag
Grab auf dem Rasen vor dem mittleren Haus. Allison hielt eine kurze Trauerandacht, und während die beiden anderen Gruppen aus sicherer Entfernung zusahen, wurde Zoë zur letzten Ruhe gebettet.
»Und jetzt?«, rief Penny Mark zu, als er das Grab mit Erde gefüllt hatte. Mark schaute sie erschöpft an.
Steven mischte sich ein. Er begriff, dass sein Vater viel zu verzweifelt war, um sich nun mit dem Thema auseinanderzusetzen. »Wir sollten morgen nach dem Frühstück darüber sprechen.«
Mark nickte, drehte sich um und ging niedergeschlagen auf das mittlere Haus zu. Sein Rücken war gebeugt, als trüge er die Last der ganzen Welt auf seinen Schultern.
Wie alle anderen auch in Gulf Harbour kam Mark in dieser Nacht nicht zur Ruhe. Trotz des Schlafmangels und der Rückschläge des vergangenen Tages war er bei Tagesanbruch bereit, sich den Herausforderungen zu stellen, denen die Gemeinschaft wieder einmal gegenüberstand.
Gartentische wurden über den Rasen von Marks und Stevens Häusern gezogen und ein paar Meter vor dem Absperrband aufgestellt. Zach legte auf seiner Seite der Absperrung eine Decke aufs Gras und setzte sich mit Nicole, Audrey, Holly und Gina darauf. Jessica und Fergus verteilten Essen an alle und setzten sich dann mit Mark, Allison und Tommy an den Gartentisch. Sie aßen schweigend. Niemand wollte das Thema anschneiden, das alle beschäftigte.
»War es Typhus?«, fragte Steven Allison schließlich.
»Nach dem, was ich in den medizinischen Büchern gelesen habe, bin ich ganz sicher. Sophias, Lilys und Zoës Symptome waren viel schlimmer, aber im Grunde hatten sie dieselbe Krankheit wie wir auch. Wir hatten keine Medikamente, um sie zu bekämpfen, und doch haben wir sie irgendwie besiegt. Sophia, Lily und Zoë haben es aus irgendeinem Grunde nicht geschafft.«
»Was ist mit den anderen Kindern? Glaubst du, sie würden es auch schaffen?«
Allison zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Lee und Tommy haben überlebt.«
»Und was passiert jetzt?« Penny stellte noch einmal dieselbe Frage, auf die sie gestern keine Antwort bekommen hatte.
»Zumindest Lee muss sich von den anderen Kindern fernhalten.«
»Für wie lange?«, fragte Penny und sah Mark in die Augen.
Mark schwieg, und Allison beantwortete die Frage mit zitternder Stimme. Es machte ihr furchtbar zu schaffen, dass sie Zoë nicht hatte retten können. »Um die menschliche Rasse ist es heute schlechter bestellt als noch vor Jahrhunderten. Wir haben uns so abhängig von Antibiotika gemacht, dass wir unsere natürlichen Abwehrkräfte größtenteils verloren haben. Ich glaube, es besteht die Möglichkeit, dass einige Menschen wie zum Beispiel Sophia, Lily und Zoë keine Abwehrkräfte gegen die Krankheit haben, die Lee in sich trägt. Wenn wir Antibiotika hätten, wäre es kein Problem. Aber ohne ist es eins.«
»Das heißt, dass Lee immer ein Risiko für die anderen Kinder darstellen wird«, fügte Mark hinzu.
»Und was sollen wir jetzt tun?«, fragte Steven.
»Ich möchte, dass wir ein paar Wochen warten und dann ein anderes Kind in die Basisgruppe integrieren. Sollte das gelingen, möchte ich, dass du in die Basisgruppe kommst.«
»Und wenn ich ein Träger bin?«
»Ich glaube nicht, dass du ein Träger bist.«
Steven wiederholte seine Frage. »Und wenn doch?«
Da sein Vater die Frage nicht beantwortete, stellte Steven die nächste Frage. »Und wenn ich kein Träger bin, könnte Penny eine Trägerin sein. Hast du vor, sie in die Basisgruppe zu integrieren?«
Mark antwortete nicht.
»Ich glaube nicht. Dann sag ich dir jetzt mal was. Ich komme nicht ohne Penny und Lee in die Basisgruppe.«
»Du musst in Ruhe über die Folgen nachdenken.«
»Darüber brauche ich nicht nachzudenken. Lee und Penny sind jetzt meine Zukunft.«
»Wir müssen alle in Ruhe nachdenken«, schlug Allison vor und wandte sich an Mark. »Ich habe den Eindruck, dass es um unseren Genpool nun noch schlechter steht als je zuvor. Als wir nach Neuseeland gesegelt sind, glaubten wir, hier eine zukunftsfähige Gemeinschaft aufbauen zu können. Seitdem haben wir Adam, Robert, Luke, Christopher, Sarah, Katie, Zoë und Jane verloren.«
»Jane ist vielleicht noch am Leben«, warf Mark schnell ein, doch er wusste, dass er sich an einen Strohhalm klammerte.
Allison ging nicht darauf ein. »Und indem du Steven, Penny und Lee möglicherweise ausschließt, verschlimmert sich das Problem noch. Für den Rest wäre es besser, wieder nach England zu fahren.«
»Ich meine, wir
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