Der Jüngstre Tag
war rechtzeitig fertig.
»Heute habe ich eine Überraschung für dich«, sagte Jennifer um zwei Uhr, als Jaspers Sechzehn-Stunden-Schicht beendet war und sie hinter ihm die Stufen des Cromwell Tower hinaufstieg.
»Mehr Hammeleintopf?«, fragte Jasper keuchend, der unter der schweren Last der Eisenkugel und der Kette ins Taumeln geriet.
»Etwas viel Besseres«, erwiderte sie lachend.
Es lief immer nach demselben Schema ab. Sobald sie den dritten Stock erreicht hatten, ging Jasper an der Zellentür vorbei und legte die Eisenkugel auf die Erde. Jennifer, die sich vor einem Angriff ihres Gefangenen sicher fühlte, schloss die Tür auf und stellte sich auf die oberste Stufe. Dort wartete sie, bis er mit Kugel und Kette in der Hand die Zelle betrat. Dann durchquerte er den Raum, legte die Kugel auf den Boden und setzte sich auf den Bettrand. Erst wenn er dort in sicherer Entfernung saß, betrat Jennifer die Zelle und stellte sein Essen auf den kleinen Tisch auf der anderen Seite des Raumes. Normalerweise ging sie dann wieder, schloss die Zellentür hinter sich ab und ließ ihn allein. Heute schloss sie die Tür und blieb.
»Und was ist das für eine tolle Überraschung?«, fragte er und musterte sie vom Bett aus.
»Leg dich hin und steck deine Hände hinten durch das Bettgestell.«
»Du machst Scherze!«
»Erinnerst du dich an die schönen Zeiten, die wir miteinander hatten?« Er musterte sie misstrauisch. »Mach schon. Leg dich hin und steck die Hände durch das Bettgestell. Schließ die Augen und öffne sie erst wieder, wenn ich es dir sage.«
Gehorsam folgte Jasper der Aufforderung. Als Jennifer sich ihm näherte, atmete er ihren Duft ein. Plötzlich spürte er, dass sie ein Seil um seine Handgelenke band, und öffnete erschrocken die Augen.
»Schließ die Augen«, sagte sie. Ihre Stimme war sanft und verführerisch. »Ich tu dir nicht weh.« Jasper schloss wieder die Augen. Die Erinnerung an den großartigen Sex, den sie früher miteinander gehabt hatten, erregte ihn. Er hörte Kleidung rascheln, als Jennifer sich auszog, und spürte dann, dass sie sein Hemd aufknöpfte. Als sie an seiner Hose zog, hob er die Hüften.
Das Bett bewegte sich ein wenig, als sie sich mit gespreizten Beinen auf ihn setzte. »Du kannst die Augen jetzt öffnen«, sagte sie leise. Er blinzelte sie an. Ihre üppigen Brüste hingen ein paar Zentimeter über seinem Gesicht. Instinktiv versuchte er, die Arme vorzustrecken, um sie zu streicheln, doch seine Hände waren am Kopfteil des Bettes festgebunden. »Du kannst schauen, aber nicht berühren«, sagte sie. »Das mache ich.« Sie zog die Brustwarzen über seine Haut, küsste Jaspers Brust und strich mit der Zunge über seinen Oberkörper bis hinunter zur Leiste.
Eine Stunde später verließ Jennifer die Zelle mit einem Glas voller Sperma. Jasper saß am Tisch und aß lächelnd den kalten Hammeleintopf. Er hatte einen Plan, der allmählich Gestalt annahm.
29
»Warum machst du so ein finsteres Gesicht?«, fragte Jasper, der auf dem Bettrand saß und darauf wartete, dass Jennifer das Tablett mit dem Essen auf den Tisch stellte. Es war das erste Mal, dass er mit ihr allein war, seit sie sein Sperma mitgenommen hatte. In den beiden folgenden Wochen hatten ihn andere Mitglieder der Steed-Familie eskortiert, oder Jennifer wurde von einem weiteren Familienmitglied begleitet.
Diana war geradezu besessen davon, dass die Chatfield-Brüder permanent überwacht wurden. Sie hatte die Eisenkugeln und die Ketten an ihren Füßen persönlich kontrolliert, die Schlüssel eingesammelt und in die Schublade ihres Schreibtisches gelegt. Außerdem hatte sie alle daran erinnert, dass wenigstens einer der Brüder immer in seiner Zelle eingeschlossen sein musste, und darauf bestanden, dass ausnahmslos zwei Begleiter jeden Gefangenen zu und von den Zellen eskortierten. Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme durfte der Gefangene, dessen Schicht begann, erst aus seiner Zelle geholt werden, nachdem der Gefangene, dessen Schicht endete, sicher eingeschlossen war.
Deshalb konnte bei jedem Schichtwechsel ein paar Minuten lang nur eine Tretmühle bedient werden. Große Ziffern vor jeder Tretmühle informierten die Gefangenen über die verbrauchte sowie die erzeugte Strommenge und die verbliebene Ladung der Batterien. Da ihre Essensrationen gekürzt wurden, wenn das Niveau unter eine bestimmte Marke fiel, war der Gefangene, der allein auf der Tretmühle zurückblieb, gezwungen, wie ein Verrückter zu treten, bis sein
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