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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Gefühl. »Ich hab ihm einen Song vorgespielt.«
    »Welchen?«
    »Daran … kann ich mich nicht erinnern.« Er schaute in ihre Richtung. »Ich kann mich nicht erinnern. Ist das nicht merkwürdig?«
    »Wahrscheinlich hast du in dem Moment an etwas anderes gedacht«, sagte sie.
    Johnny sah den Jungen vor sich. Mats. Der Junge hatte ihn unter einem kurz geschnittenen Pony angeschaut. Mats traute ihm nicht. Trotzdem hatte er sich herangewagt.
    »In diesem Kaff haben die ihn wahrscheinlich im Café getriezt«, sagte er. »Sie haben ihn ausgelacht. Vielleicht habe ich daran gedacht.«
    »Das ist ja nicht verwunderlich«, sagte sie, stand auf und machte einen Schritt auf ihn zu. »Vielleicht hast du dich in diesem armen Jungen selbst erkannt«, fuhr sie fort, »als du klein warst.«
    »Arm – wie man’s nimmt. Er hatte immerhin ein fast neues Moped.«
    »So hab ich das nicht gemeint.«
    »Es war fast neu«, wiederholte Johnny. »Glänzender Motor.«
    Sie kam noch einen Schritt näher.
    »Du hast vorhin gefragt, ob ich mich nicht ausruhen will. Und das möchte ich. Aber … nicht allein.«
    Jetzt war der Arm eingeschlafen. Im linken Arm hatte er kein Gefühl mehr. Er war nicht mehr ein Teil von ihm.
    Sie lag darauf. Er würde ihn nicht bewegen wollen, selbst wenn er es könnte.
    Der amerikanische Präriewolf hatte einen Trick, wenn er in eine Falle geriet, er nagte das Körperteil ab, das gefangen war. Vielleicht war er gefangen, aber er hatte nicht das Gefühl, in der Falle zu sitzen.
    Sie schlief mit den gleichen weichen, regelmäßigen Atemzügen wie Lennart. Er fragte sich, wann sie eingeschlafen war. Er musste fast gleichzeitig eingeschlafen sein.
    Hinter dem Rollo war es hell, der Morgen sickerte durch die Ritzen und das dünne Gewebe. Jetzt hörte er die Fahrzeuge dort draußen, die schweren und die leichten, Caterpillars und Mopeds.
    Elisabeth schlief immer noch. Sie sah anders aus, wenn sie schlief, den Unterschied könnte er jedoch nicht beschreiben. Sie sah Lennart ähnlich, aber er wusste nicht, wie. Vielleicht war es der Mund. Und die Augen.
    Sie war dieselbe und er war derselbe. Hatten sie daran beide vor weniger als einer Stunde gedacht? Hier in diesem Bett, das weder breit noch schmal war. Ihm war es so vorgekommen, als würde selbst das Bett nach Vanille riechen. Und er hatte sich eingebildet, er rieche nach Maschinenöl und Schmierfett. Dann hatte es nichts mehr bedeutet.
    Er erinnerte sich, dass er gedacht hatte, Lennart müsse fest schlafen. Sehr fest schlafen oder er hatte alles gehört, obwohl sie sich bemüht hatten, so leise wie möglich zu sein.
    Und sie hatten fast nichts gesagt, kaum ein Wort geflüstert. Dennoch war es keine Stille, es war weit entfernt von einem Schweigen.
    Er griff mit der rechten Hand nach seiner linken Schulter und versuchte seinen Arm so vorsichtig wie möglich hervorzuziehen. Nach zwei Versuchen gelang es ihm. Der Arm hatte wie in einer Kuhle unter ihrem Rücken gelegen. Sie atmete jetzt anders, öffnete jedoch nicht die Augen.
    Er richtete sich auf und sah seine Kleidung neben dem Bett auf dem Fußboden verstreut liegen. Er beugte sich vor, nahm seine Jeans, zog sie an und stand auf.
    Im Flur begegnete er Lennart. Der Junge rieb sich die Augen und gähnte mit weit aufgerissenem Mund.
    »Dir kann der Mund stehen bleiben«, sagte Johnny.
    Lennart gähnte noch einmal und lächelte.
    »Das hab ich schon zwölfhundertmal gemacht«, sagte er.
    »Das zwölfhundertachtzehnte zählt«, sagte Johnny.
    »Nein, das zwölfhundertneunzehnte.«
    »Du hast nicht in meinem Zimmer geschlafen.«
    »Ich wollte dich nicht wecken. Ich hab im Wohnzimmer geschlafen.«
    »Auf dem Sofa ist aber keine Decke. Ich hab nachgeguckt.«
    »Ich hab schon alles weggeräumt«, sagte Johnny. »Wollen wir Frühstück machen?«
     
    »So lange hat Mama noch nie geschlafen«, sagte Lennart, den Mund voller Butterbrot.
    »Wir sind gestern Abend lange aufgeblieben«, erklärte Johnny. »Außerdem ist es ja noch früh.«
    Er hatte Milch für den Kakao gekocht, zum ersten Mal in seinem Leben. Lennart hatte das altbackene Kümmelbrot von Lisas geschnitten und Käse und Butter auf den Tisch gestellt.
    »Ein Glück, dass ich wenigstens diese Milch nicht hab fallen lassen!«, sagte Lennart, als er Kakao und Zucker mischte.
    »Man soll nicht weinen über fallen gelassene Milch«, sagte Johnny.
    »Das heißt doch vergossene Milch.«
    »Jetzt vergießt du was auf den Teller.«
    »Och.«
    Wann sollten sie mit ihm reden?

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