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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Muster in die Dunkelheit. »Und die haben ja Recht. Wir gehören nicht hierher.«
    »Wen zum Teufel meinst du damit, ›die‹?«, fragte Swing.
    »Alle, die nicht wie wir sind«, antwortete sie. »Und das sind viele.«
    »Trotzdem waren heute eine Menge Leute hier«, sagte Swing, »und gestern. Massen. Wie erklärst du das?«
    »Darum geht es nicht, Sune. Begreifst du denn nicht? Nicht die armen Schlucker entscheiden das, die heute hier waren oder gestern.« Sie sprach jetzt langsamer. Das war die Wirkung des Alkohols, den sie getrunken hatte, bevor sie herausgekommen war. Johnny sah es ihr an. »Die entscheiden nicht.«
    »Ich war gestern hier«, sagte Johnny, »und heute.«
    »Und was entscheidest du, Johnny Bergman?«
    »Wie meinst du das, Ingrid?«
    »Worüber entscheidest du, Johnny-Boy?«
    Sie hatte sich zu ihm umgedreht. Die Zigarette war nur noch Glut in ihrer Hand.
    »Ich … entscheide über mich selber«, antwortete er. »Ich gehöre mir. Ich hab meine eigene Arbeit.«
    »Und wie lange noch, wenn ich fragen darf?«
    »Jetzt hören wir damit auf, Ingrid«, sagte Swing.
    »Nein, nein, nein.« Sie fuchtelte mit der Hand, die gerade eben die zentimeterlange Kippe hatte fallen lassen. »Johnny glaubt, er gehört zur neuen Zeit, aber du gehörst auch nicht dazu, oder, Johnny?«
    »Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll, Ingrid.«
    »Ach? Sonst hast du doch immer auf alles eine Antwort?«
    »Wir sollten viellei…«, sagte Elisabeth.
    »Ja, das solltet ihr vielleicht«, sagte Ingrid und drehte sich zu Elisabeth um. »Und das solltet ihr vielleicht sofort.«
    Sie fummelte eine neue Zigarette aus der Schachtel, behielt sie in der Hand, ohne sie anzuzünden, und zeigte damit auf Johnny. »Wir haben uns um dich gekümmert, Johnny, hast du das vielleicht vergessen? Hast du das vergessen?«
    Johnny antwortete nicht. Er sah, dass Lennart sich auf dem Stuhl bewegte, aber der Junge schien immer noch zu schlafen. Ingrid sprach nicht laut.
    »Besonders in dem Moment, als dein Bruder mit unserem Geld abgehauen ist.« Sie riss ein Streichholz an, zündete ihre Zigarette an und wedelte mit dem qualmenden Hölzchen in Richtung Mister Swing. »Wie viel bist du bei seinem Besuch losgeworden, Sune?«
    »Es gibt keinen Grund, jetzt darüber zu reden«, sagte Swing.
    »Seved hieß er.« Ingrid sprach wieder zu Elisabeth.
    »Johnnys Bruder hat uns besucht, und als der Besuch beendet war, hat er mitgehen lassen, was ihm in die Finger kam.«
    Sie beugte sich zu Johnny vor. »Hast du ihn mal gefragt, warum er das getan hat, dein Bruder?«
    »Nein.«
    »Und warum nicht?«
    »Seitdem hab ich ihn nicht mehr gesehen«, sagte Johnny.
    »Und warum nicht?«
    »Ich finde, jetzt ist es genug«, sagte Elisabeth.
    »Was?« Ingrid wandte sich jäh zu ihr um. Ihr fiel die Zigarette aus der Hand. »Was?«
    »Hör auf damit.« Elisabeths Stimme war ruhig, ruhig und bestimmt. Johnny war verstummt und hatte ein Gefühl, als würde er nie wieder sprechen können. »Ich will nicht, dass du so über Johnny redest.«
    »Er kann ja wohl für sich selber antworten«, sagte Ingrid und sah ihn an. »Außerdem rede ich nicht von Johnny. Ich rede von Seved.« Sie fuchtelte mit der Zigarette vor Johnnys Gesicht herum. »Seinem Bruder, dem er nie entkommen wird.« Mit einer heftigen Bewegung wandte sie sich wieder an Elisabeth. Aber ihre Stimme war plötzlich kleiner und dünner geworden. »Er sollte ihn endlich loswerden.« Sie lachte kurz und schwach auf. »Er sollte sich davon befreien, wenn nicht aus einem anderen Grund, dann um seiner selbst willen.«
    »Damit hast du nichts zu schaffen«, sagte Johnny.
    »Ach nein? Aber damals war ich gut genug, oder? Damals wolltest du darüber reden, oder?«
    »Jetzt aber nicht mehr«, sagte er.
    »Aber du hörst doch zu, oder? Du hörst zu, wenn ich sage, dass Seved dir nicht gut tut.« Plötzlich erhob sie sich wie auf Befehl. Die Zigarette folgte ihr und zog einen roten Strich durch die Dunkelheit. »Wählst du immer noch diese verdammte Telefonnummer?«
    »Setz dich hin und HALT DIE KLAPPE, Ingrid«, sagte Mister Swing.
    Sie schien ihn nicht zu hören. Ihr Blick ging zwischen Johnny und Elisabeth hin und her.
    »Hat er in der letzten Zeit bei dir telefoniert, Elisabeth? Hast du gehört, dass sich jemand gemeldet hat?«
    »Was soll das?«, sagte Mister Swing. »Worauf willst du hinaus, Ingrid?«
    »Was das soll?« Ingrid nahm einen hastigen Zug und stieß den Rauch aus, der sich in der Abendluft

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