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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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groß war wie ein Fußballplatz. Magnus hatte alle Skooter beiseite geschoben, nur drei am hinteren Ende nicht.
    »Für mich ist es das erste Mal«, sagte Elisabeth. »Ich hab noch nicht mal einen Führerschein.«
    »Ich auch nicht«, sagte Lennart.
    Jeder saß in einem Auto. Magnus schaltete den Strom ein und die Lämpchen um die Bahn herum begannen zu blinken, sie hörten Rockabilly, Eddie Cochran und andere eher unbekannte Musik, Musik für Autoskooter, ruckartig, hackig, ein Rhythmus, der jeden Moment unterbrochen werden und in jede beliebige Richtung umschwenken konnte.
    Johnny war zusammengezuckt, als es losging. Es war, als träten sie auf einer Bühne auf, nur sie drei, Elisabeth, Lennart, Johnny. Er hörte sie schreien, als Lennart ihr grünes Auto von der Seite rammte. Er drehte den Kopf und sah sie am Steuer kurbeln und ihr Auto zwischen Lennarts und die Bande lenken. Sie sah sich um und entdeckte ihn auf der anderen Seite. Lennart rief etwas. Selbst aus dieser Entfernung konnte er das Leuchten in seinen Augen erkennen. Er sah Elisabeth mit großer Geschwindigkeit auf sich zukommen und konnte ihr nicht mehr ausweichen.
    »DU LERNST ABER SCHNELL!«, schrie er, als er wieder frei war, aber da jagte sie schon Lennart nach.
    Magnus lachte aus vollem Halse. Er stand außerhalb der Bande. Johnny sah jemanden aus den Schatten treten und sich neben Magnus stellen. Es war Mister Swing.
     
    Sie saßen vor Swings Wohnwagen. Im späten Abendlicht erschien Johnny der Jahrmarkt wie eine Stadt mit eigenartigen Gebäuden, sie lag eingezäunt auf dem Feld, wie ein Lager in der Prärie. Fünfhundert Meter entfernt gab es einen Bauernhof und dahinter war die richtige Stadt. Von dort war jetzt kein Laut zu hören.
    Lennart lag halb auf einem Zeltstuhl.
    »Es ist Zeit, nach Hause zu fahren«, sagte Elisabeth.
    »Der Junge kann ein guter Fakir werden«, sagte Swing.
    »Er könnte meinen Job übernehmen.«
    Er lächelte in der Dunkelheit. In seinem Lächeln waren Gold und Silber, vielleicht aber auch Glas und Beton.
    »Er verträgt ja nicht mal Isterband «, sagte Elisabeth, »umso weniger Glühlampen und Schwerter.«
    »Ich hab ihm die Tricks schon beigebracht«, sagte Swing, drehte sich um und sah Lennart an. »Oder, Lennart?«
    Die Antwort war ein leises Schnarchen.
    »Ein Fakir muss sich in jeder Lebenslage entspannen können, das ist wichtig«, sagte Swing lächelnd.
    »Aber der Job hat keine Zukunft«, sagte Ingrid.
    Sie war wenige Minuten, nachdem sie sich gesetzt hatten, zu ihnen herausgekommen. Als Erstes hatte sie Elisabeth begrüßt und sich dann auf einen der Stühle neben sie gesetzt, die Swing unter dem Wohnwagen hervorgezogen hatte.
    »Wir machen doch zu«, fuhr sie fort.
    »Es gibt andere Varietés«, sagte Swing, »andere Jahrmärkte.«
    »Du weißt sehr gut, dass es sie nicht gibt, Sune.« Ingrid zündete sich eine Zigarette an. Die Streichholzflamme beleuchtete ihr Gesicht. Hier sieht es jünger aus als in der Beleuchtung der Zelte, dachte Johnny. Sie blies eine dünne Rauchsäule aus. »Wir sind die Einzigen, die noch auf diese Art herumreisen.«
    »Vielleicht sollten wir dafür sorgen, dass es erhalten bleibt«, sagte Swing. »Das ist doch eine Art Kulturbeitrag. Können wir nicht Geld von einem Museum bekommen? Oder vom Gemeinderat?«
    »Wofür?«
    »Weil wir die Letzten sind, Ingrid. Wenn wir zumachen, gibt es keine reisenden Varietés mehr. Da geht ja … Kunst verloren.«
    »Kunst?« Ingrid lachte ein kurzes rasselndes Lachen. Dann hustete sie und nahm einen Zug von ihrer Zigarette.
    »Ein Greis, der von seinem Minifahrrad fällt, eine alte Schachtel, die im Evakostüm posiert, und ein Zigeuner, der Glas schluckt?«
    »Es gefällt mir nicht, dass du mich Zigeuner nennst, Ingrid.«
    »Ich nenn mich doch selbst auch alte Schachtel«, antwortete sie.
    »Das Varieté ist viel mehr als das.« Swing wandte sich zu Johnny um, der rechts von ihm saß. »Du weißt das, Johnny. Die Show hat ja noch mehr Nummern. Und unsere Nummern sind gut, finde ich.«
    »Es ist bedauerlich, wenn ihr zumacht«, antwortete Johnny. »Warum müsst ihr das?«
    »Weil uns niemand mehr will«, sagte Ingrid. »Ganz einfach deshalb.« Sie nahm wieder einen Zug und blies den Rauch aus, die Rauchsäule blieb über ihnen hängen, da sich kein Luftzug regte. »Ich glaube, man schämt sich unseretwegen. So kommt es mir vor. Wir gehören nicht mehr hierher.« Sie wedelte mit der Hand, in der sie die Zigarette hielt, die Glut zeichnete ein

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