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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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reden«, sagte Lennart.
    »Als er mir den Hammer geliehen hat.« Lennart lächelte.
    »Er hat gesagt, ich spreche Englisch wie ein Amerikaner.«
    »Amerikaner sprechen doch Amerikanisch«, sagte Elisabeth. »Das ist was ganz anderes als Englisch.«
    »Es klingt manchmal wie wenn ein Schaf blökt«, sagte Johnny. »Bei Milt klingt es so.«
    »Aber man kann ihn verstehen«, entgegnete Lennart.
    »Milt hat gesagt, dass juke eigentlich tanzen bedeutet. Dass es in der Negersprache tanzen heißt.«
    »Milt weiß alles«, sagte Johnny.
    »Dann bedeutet Jukebox ja Tanzbox«, sagte Elisabeth.
    Sie hatten den Ort erreicht. Als sie am Bahnhof vorbeikamen, fuhr gerade ein Zug ab. Elisabeth wandte sich um und schaute ihm nach. Johnny sah ihren Blick, sagte jedoch nichts.
    Sie hielten vor dem Mietshaus.
    »Wir könnten noch ein bisschen mit der Eisenbahn spielen«, sagte Lennart. »Ich hab einen neuen Tunnel gebaut.«
    »Nächstes Mal«, sagte Johnny.
    Die beiden blieben auf der Straße stehen, als er abfuhr, und wurden kleiner im Rückspiegel. Er hatte plötzlich das Gefühl, als entferne er sich für immer. Als führe er wider Willen in die falsche Richtung. Schräg vor ihm auf dem Armaturenbrett lag ein kleines klarblaues Plastikboot. Es bewegte sich, wenn er in die Kurven ging, irgendein Passagierschiff, eine kleine primitive Nachbildung. Das Schiff war in einer der Glückstüten gewesen. Nach ihrer Rückkehr vom Jahrmarkt hatten sie die Tüten geöffnet. Elisabeth und Lennart hatten beide das gleiche Schiff bekommen, in derselben grellen Farbe. Was für ein Betrug, hatte Lennart gesagt.
    Als er vorm Phoenix parkte, wusste er, dass es das letzte Mal war. Er spürte einen Stich schlechten Gewissens, als er Eskil Skörd vor der Jukebox im Takt wippen sah. Aber vielleicht würde Eskil ein anderes Leben finden, wenn die Boxen verschwanden, ein größeres.
    »Hallo, Bergman! Ist es wieder so weit!?«
    »Ich bin nur auf der Durchreise, Eskil.«
    Eskils Augen glänzten vom Alkohol wie üblich. Auf dem Tisch hinter ihm stand ein Glas Wasser. Johnny wusste, dass Eskil in seinem Jackett einen Flachmann hatte, der wasserfarbenen Schnaps enthielt.
    »Wollen wir ein Stück gehen?«, fragte Johnny.
    Astrid stand hinter der Kasse im Laden.
    »Hallo, Johnny.«
    »Hallo, Astrid.«
    »Hallo, ihr«, sagte Eskil.
    Astrid lächelte. Johnny nickte ihr zu und öffnete die Tür zur Straße. Sie war jetzt ein Teil der Vergangenheit, genau wie das Phoenix und dieser Ort und bald auch Eskil.
    Ein Laster fuhr vorbei, als sie die Treppe hinuntergingen.
    »Eines schönen Tages wird man noch von so einem überfahren«, sagte Eskil und zeigte auf den Anhänger, der mit flatternder Plane auf den Marktplatz zuschwankte.
    »Du darfst eben nicht zu nah an der Fahrbahn torkeln«, sagte Johnny.
    »Ich torkle nie.« Eskil machte einen großen Schritt vorwärts, als wollte er einen Marsch antreten.
    Sie überquerten den Marktplatz. Die Lotteriebude war geschlossen. Niemand in diesem Ort kaufte an einem Sonntag Lose. Das war nicht gottgefällig.
    »Eigentlich müssten sie meinem Vater ein Denkmal vor der Bude errichten«, sagte Eskil. »Das wäre die beste Art, sich an ihn zu erinnern.«
    »Da musst du mal den Gemeinderat ansprechen.«
    »Aber die Leute wollen den Alten vermutlich so schnell wie möglich vergessen.«
    »Warum?«
    »Er … passte nicht hierher«, sagte Eskil. »Man muss zu ihnen passen.« Er stand vor der Anschlagtafel. »Entweder man passt dazu, oder man säuft sich zu Tode.« Er zeigte zur Lotteriebude. »Oder man sammelt Nieten.« Dann zeigte er auf die Tafel. »Guck mal, Bergman, die Veranstaltungen: eine Zeltbegegnung, Tanz, Motocross und Fußball. Ich passe in keine einzige dieser Veranstaltungen.«
    »Du tanzt doch gern.«
    »Bis zum nächsten Dienstagstanz ist es noch ein ganzes Jahr hin, Bergman.«
    »Wollen wir uns setzen?«
    »Wieso bist du so verdammt förmlich?«
    »Ich möchte dir etwas erzählen«, sagte Johnny.
    Er setzte sich auf die Bank, aber Eskil blieb daneben stehen. Auf dem Fluss unterhalb von ihnen glitt ein Kanu vorbei. Zwei Jungen saßen darin, sie konnten in Lennarts Alter sein. Der eine hob sein Paddel zum Gruß. Das Wasser floss in einem Strahl vom Paddel und glitzerte in der schräg stehenden Sonne wie ein dünnes Silberkettchen.
    Johnny und Eskil winkten dem Jungen zu. Er senkte das Paddel und zerteilte wieder das Wasser.
    »Als Kind bin ich auch oft gepaddelt.« Eskil folgte den Jungen mit dem Blick, während sie unter

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