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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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stand eine leere Bank. Es war schön, hier zu sitzen. Er sah die Tanzfläche deutlicher, sie leuchtete fast wie eine Jukebox in einem dunklen Lokal, erleuchtete alles. Die Tanzfläche und das Orchester auf der Bühne hatten ungefähr dieselbe Funktion wie eine Box. Licht, Laute, etwas gegen alles Hässliche.
    Weines Orchester spielte gerade Devil In Disguise, You look like an angel, walk like an angel, der Sänger sang falsch, aber die Band hatte einen guten Rhythmus, soweit er hören konnte, manche Leute tanzten Shake, andere Twist. Einige Jungs unterhalb von ihm traten in den Schotter, dass er aufspritzte, ohne sich auf die Tanzfläche zu wagen. Der Song ist ein Zeichen, dachte er und stand auf. Elvis versucht mich wieder zum Leben zu erwecken. Ich muss hier weg. Ich kann gehen. Er stand auf und setzte sich wieder. Stand wieder auf.
    »Wie geht es dir?«
    Ihre Stimme kam von der Seite, von links. Er drehte sich nach der Stimme um. Ihr Gesicht war näher, als er gedacht hatte.
    »Vorhin schien es dir nicht besonders gut zu gehen.« Sie zeigte zum Festplatz hinunter. »Ich hab dich gesehen.«
    Jetzt war ihr Gesicht genau vor ihm, und er erkannte Astrid, ohne dass er das eine Auge schließen oder mit dem anderen blinzeln musste. Astrid aus dem Phoenix.
    »Langsam geht’s mir wieder besser«, sagte er.
    Er sah, dass sie lächelte.
    »Ich bin wohl eingeduselt«, fuhr er fort.
    »Du hast was am Hemd.« Sie streckte eine Hand aus und wischte etwas von seiner Brust ab. Er stand immer noch.
    »Jetzt bin ich okay«, sagte er. »Ich muss versuchen, hier wegzukommen.« Er machte eine schwache Handbewegung zur Tanzfläche. »Falls du nicht tanzen willst.«
    »Willst du tanzen?«
    »Das war bloß ein Scherz. So gut geht’s mir doch noch nicht.«
    Johnny setzte sich. Durch sein linkes Bein war ein Zucken gefahren, aber das kam nicht vom Rhythmus der Tanzmusik. Er fühlte ihre Hand auf seiner Schulter. Sie war leicht. Er hatte nicht gesehen, wie sie sie hingelegt hatte, hatte es nicht gespürt.
    »Soll ich dir was holen?«, fragte sie.
    »Ja …«
    »Kaffee. Oder Wasser. Möchtest du etwas essen?«
    »Nein, nein, aber Kaffee.«
    »Bleib hier sitzen«, sagte sie und ging rasch auf den Ausschank zu. Er sah Leute an den Tischen sitzen. Die schienen voll besetzt zu sein.
    Aus der Tasse stieg Dampf auf, als sie zurückkam. Sie stellte sie auf der Bank neben ihm ab. Es duftete nach starkem Kaffee, wie aus einer anderen Welt. Es war ein guter Geruch. Er hob die Tasse am Henkel hoch, musste sie jedoch wieder absetzen, weil seine Hand zitterte. Er versuchte es noch einmal mit beiden Händen, verbrannte sich ein wenig an zwei Fingern, versuchte zu trinken, und es brannte auf der Zunge. Er pustete über den Kaffee, und der Dampf stieg ihm in die Nase.
    »Vielen Dank, Astrid.«
    Sie setzte sich neben ihn. Sie trug einen dünnen Mantel zum Schutz gegen die kühle Nacht. Der Mantel knisterte, als sie sich setzte.
    »Geht es jetzt besser?«, fragte sie.
    Er nickte.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen sol…«
    »Du brauchst nichts zu sagen«, sagte sie.
    Sie schaute zur Tanzfläche hinunter. Er überlegte, was es war, das er nicht zu sagen brauchte. Hatte er heute Abend schon einmal etwas zu ihr gesagt? Sie hatte ihn ja gesehen. Andere hatten ihn auch gesehen. Vielleicht hatte das nichts weiter zu bedeuten. Ein Saufbold unter vielen. Er hatte einen Ruf, einen alten Ruf, aber der war sicher noch überall in der Gegend bekannt. So was wird man schwer los, besonders wenn man sich wieder wie ein Saufbold aufführt. You ain’t nothing but a hound dog. Du bist nichts weiter als ein Saufbold.
    »Wo ist Eskil?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht, ich hab ihn schon mehrere Stunden nicht mehr gesehen.«
    »Wie … ging es ihm da?«
    Lachte sie? Ja. Ein kleines Lachen, das in der Musik unterging, die nach dem Elvis-Song wieder zu den schwedischen Top Ten zurückgekehrt war, obwohl Weines Orchester noch nie unter den ersten Zehn gewesen war. Das wusste Johnny, das war sein Job. Plötzlich tauchte ein Erinnerungssplitter in seinem Kopf auf, er sah sich vorn vor der Bühne stehen und dem Kapellmeister erklären, dass Weine noch nie unter den ersten Zehn gewesen ist und dass er solche Lügen nicht auf den Plakaten verbreiten darf. Johnny hoffte, es sei nur ein Traum gewesen oder eine Einbildung, die sich nach dem Rausch einstellte.
    »Du verträgst ihn nicht so besonders, oder?«
    Er antwortete nicht.
    »Den Alkohol, den verträgst du nicht, oder?«
    »Jetzt

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