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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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nicht mehr.«
    »Man … darf einfach nicht mit Eskil zusammen trinken«, sagte sie. »Er lebt von Alkohol. Das wusstest du doch?«
    »Eigentlich schon.«
    Er nippte am Kaffee, der etwas abgekühlt war, jetzt spürte er die Abendkühle und schauderte. Er war noch nicht ganz nüchtern, aber er war auch nicht mehr betrunken. Er würde nie mehr betrunken sein.
    Weine sagte etwas auf der Bühne, falls der Kapellmeister nun Weine hieß. Johnny sah seine Silhouette. Er hielt etwas in der Hand, vielleicht eine Posaune.
    »Das ist die erste Damenwahl«, sagte sie.
    »Dann geh hin, damit du jemanden auffordern kannst«, sagte er.
    »Was sagst du, wenn ich dich frage?«
    »Was fragst?«
    »Dich zum Tanzen auffordere.«
    »Was? Nee.« Er schauderte wieder. Anscheinend wirkte er nüchterner, als er war. »Leider … Astrid. Ich muss nach Hause, sobald ich den Kaffee ausgetrunken habe. Vielen Dank übrigens.« Er hielt die Tasse hoch. »Das hab ich ganz vergessen.«
    »Du hast dich doch schon bedankt.« Sie sah zu den Paaren auf der Tanzfläche. »Ach, lassen wir das.« Sie sah ihn wieder an. »Dieser Idiot im Auto heute, der so rumgepöbelt hat. Glaub bloß nicht, dass ich ihn ken…«
    »Das spielt doch keine Rolle«, fiel er ihr ins Wort.
    »Natürlich spielt es eine Rolle! Ich wollte sagen, dass ich nicht mit ihm zusammen bin oder so. Ich bin nur eine Runde mit denen gefahren, bevor es hier losging. Ich kenne ihn kaum.«
    »Gut«, sagte Johnny.
    »Was für ein Idiot«, sagte sie mehr zu sich selbst. Sie sah zum Kassenhäuschen, wo sich schon Leute am Drehkreuz drängelten, um hinauszugelangen. Sie schien nach jemandem Ausschau zu halten, vielleicht nach dem Barbier. »Eskil ist ja so nett. Er will niemandem was Böses.« Sie sah Johnny an. »Was für ein Idiot, ich meine, der Typ, der Eskil angepöbelt hat.«
    »Es war blöd von mir, mit ihm zu reden«, sagte er. »Auch wenn er ein Idiot ist.«
    »Hast du das?«, fragte sie, und er meinte ein Lächeln in ihren Mundwinkeln zu sehen. »Ich meine, hast du mit ihm geredet ?«
     
    Sie folgten dem Besucherstrom hinaus. Über ihm blitzten die Lämpchen auf, oder waren es Sterne? Astrid ging an seiner Seite. Eskil konnte er nirgends entdecken. Sie wanderten den breiten Weg entlang zum Ort hinunter. Einige einsame Versprengte gingen vor ihnen her, und ein Paar folgte ihnen, aber die meisten verschwanden in den Autos, die sich in einer Lichterkarawane in Richtung Landstraße bewegten. In einem Graben zirpte eine Grille. Eigentlich war es zu kalt für sie. Johnny fühlte sich jetzt ganz nüchtern, als ob er das Gift nie zu sich genommen hätte, das so schnell gewirkt hatte und nun verschwunden war. Quecksilber, dachte er. Alkohol ist wie Quecksilber.
    »Was für ein kalter Sommer«, sagte sie. Sie ging dicht vor ihm. Die letzten Autos fuhren vorbei, Schatten und Gesichter und das Aufjaulen einer Hupe, das den Kühen galt, die sich in der unbestimmten Dunkelheit abzeichneten. Bald würde es wieder dämmern, aber daran wollte er nicht denken.
    »Es ist noch gar nicht richtig Sommer gewesen, und bald haben wir schon August und dann beginnt der Herbst«, fuhr sie fort.
    »Der August kann noch sehr warm werden«, sagte er.
    »In diesem Jahr nicht.«
    »Woher weißt du das?«
    Ein grau schimmernder Chevrolet wischte gefährlich nah vorbei. Sie hatten ihn nicht gehört. Vor Schreck drückte Astrid sich an Johnny, während er einen halben Schritt in den Graben auswich.
    »Herr im Himmel«, sagte sie, als er sie auffing. »Die haben sie wohl nicht mehr alle.«
    Johnny sah die Hinterflossen des Chevrolets, hörte jetzt das Röhren, die Beschleunigung der stufenlosen Automatik, als das Auto davonschoss. Es roch nach Benzin. Dann nahm er den Duft von Astrid wahr.
     
    Sie ging, als es draußen längst hell war. Er roch ihren Duft im ganzen Zimmer, stärker noch als während ihrer Anwesenheit.
    Er stand auf und öffnete das Fenster zum Garten. Es duftete feucht und grün und er hörte Vögel. Ein leichter Regen fiel.
    Sie wohnte am anderen Ende des Ortes.
    Sie hatte ihm etwas ins Ohr geflüstert, als sie rittlings auf ihm saß, oder war es nur ihr Atem gewesen. Sie hatte etwas gerufen, ganz kurz, als er sie sanft mit einer Hand heruntergedrückt hatte und versuchte, auf sie zu warten, während er es gleichzeitig vermied, sich zu schnell zu bewegen. Es war dunkel um ihn geworden und dann wieder hell, und vielleicht hatte sie es genauso erlebt.
    Sie war neben ihm liegen geblieben, ganz nah, ohne

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