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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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gesagt. Da kann man sie wohl Brüder nennen?«
    »Vielleicht«, antwortete Johnny. »Aber ihn da gibt es in sechstausend Exemplaren. Und … den Bruder bei Lisas in neuntausend.«
    »Oh, eine große Familie.«
    Stewe kam zurück mit einem Berg Baisers in einer Schüssel. Er stellte sie auf die Bartheke.
    »Und nun haut rein. Ich hol nur noch Teller und Besteck.«
    Johnny und Lennart gingen zur Theke.
    »Wir können uns auf die Barhocker setzen«, sagte Johnny.
    Die beiden Gäste an dem Tisch im hintersten Teil der Bar erhoben sich, gingen zur Musikbox und studierten die Titelstreifen. Es waren ein Mann und eine Frau. Sie müssen uns gehört haben, dachte Johnny. Der Mann war um die fünfundvierzig, und die Frau mindestens zehn, fünfzehn Jahre jünger. Sie hatte dunkles Haar und kam ihm irgendwie bekannt vor. Der Mann schaute auf.
    »Hier herrschen ja noch die fünfziger Jahre«, sagte er laut zu ihnen.
    »Wie die Box, so die Musik«, antwortete Stewe, der gerade Teller auf die Theke stellte.
    Der Mann steckte eine Münze hinein. Die Box knirschte, schüttelte sich und lief an. Eine akustische Gitarre, ein akustischer Bass, eine Stimme. Well, that’s all right, mama, that’s all right for you.
    »Gute Wahl!«, grölte Stewe.
    »Elvis’ erste Platte«, sagte Johnny.
    »Ist die auch von dreiundfünfzig?«, fragte Lennart.
    »Ziemlich nah dran«, sagte Stewe und beugte sich über die Baisers auf der Theke. » That’s All Right wurde schon vor vierundfünfzig gespielt, im Sommer.« Er hielt einen Finger hoch, als rechne er etwas Wichtiges aus. »Und sein Rundfunkdebüt ist genau zehn Jahre her, wenn ich richtig nachdenke. Das ist ja ein Ding.«
    »Der fünfte Juli«, sagte Johnny. »Sie haben es in der Nacht zum Fünften in Memphis aufgenommen.« Er drehte sich zu Lennart um. »Es war ein Montag.«
    »Woher weißt du das denn?«, fragte Lennart.
    »Das gehört zu meinem Job«, sagte Johnny.
    »Lernt man das auch in der Realschule?«, fragte Lennart.
    »Im Rock-’n’-Roll-Kurs, aber der kommt erst im vierten Jahr.«
    »Du musst nur so lange aushalten, Junge«, bemerkte Stewe, der vermutlich gar nicht wusste, was eine Realschule ist.
    »Singt der schon seit zehn Jahren?«, fragte Lennart. »Das ist aber lange.«
    »Das ist erst der Anfang«, sagte Johnny.
    »Ist er genauso alt wie du?«, fragte Lennart.
    »Elvis wurde fünfunddreißig geboren, also ist er … neunundzwanzig.«
    Lennart nickte. Er nahm einen Mund voll Baisers und begann an den Fingern der rechten Hand zu zählen.
    Elvis sang immer noch, jetzt einen neuen Song. Ein Echo.
    » Blue Moon of Kentucky «, sagte Stewe. »Ist gleichzeitig rausgekommen.«
    »Johnny …«, sagte Lennart, »bist du gestern nicht fünfunddreißig geworden?«
    »Genau.«
    »Dann bist du also … neunundzwanzig geboren. Dann hast du ja die gleiche Zahlenkolonne wie Elvis, kann man sagen, nur umgekehrt. Fünfunddreißig und neunundzwanzig.«
    »Schlaues Kerlchen«, sagte Stewe.
    »Darüber könnt ihr ja sprechen, wenn ihr euch trefft«, sagte Lennart und guckte zu Johnny auf. »Dann habt ihr was zu reden.«
    »Willst du Elvis treffen?«, fragte Stewe.
    »In Memphis, Tennessee«, sagte Lennart.
    »Nun iss mal deine Baisers«, sagte Johnny.
     
    Lennart gähnte, als sie hinaus auf die Treppe kamen. Er hatte drei Portionen gegessen. Jetzt fehlen nur noch hundertdreißig Kilo, Junge, hatte Stewe gesagt.
    Lennart gähnte wieder.
    »Bist du müde?«
    »Ein bisschen.«
    »Möchtest du nach Hause?«
    »Ja … vielleicht. Aber musst du nicht arbeiten?«
    »Die Arbeit kann warten«, sagte Johnny.
    Sie gingen zum Duett. Er hörte Schritte hinter sich und sah den Mann und die Frau aus der Bar über den Parkplatz zu einem schwarzen Mercedes gehen, der am Straßenrand parkte. Die Frau ging um das Auto herum und wartete, während der Mann aufschloss. Sie schaute hoch, zeigte jedoch keinerlei Anzeichen, dass sie ihn oder Lennart erkannte. Sie kam ihm bekannt vor. Heute trug sie nicht das rote Kleid. Er blinzelte, und als er wieder hinschaute, saß sie schon im Mercedes, der in Richtung Landstraße fuhr. Er sah dem Auto nach, das hinter der Kirche verschwand.
    »Was ist?«, fragte Lennart.
    »Nichts.« Johnny öffnete die Autotür. »Jetzt fahren wir nach Hause zu deiner Mama.«
    Fünf Minuten später war Lennart unter der Decke eingeschlafen.

9
    Johnny trug Lennart die Treppe hinauf. Der Junge wachte nicht mal auf, als er klingelte. Elisabeth sah besorgt aus.
    »Was ist passiert?«
    »Nichts. Er

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