Der Jukebox-Mann
kehrte zurück. Er trug eine Art Rucksack in der Hand. Sein Gesicht war runzlig und freundlich.
» I wanna park closer to the room «, sagte er.
Bodil sah Johnny hilflos an.
» I wanna get closer with the car «, wiederholte der Mann. Er war ganz ruhig. Es schien ein selbstverständlicher Wunsch zu sein. » Get a little bit closer. «
»Was sagt er?«, fragte Bodil Johnny. »Ich versteh ihn nicht.«
» There is … only … this «, sagte Johnny und machte eine Handbewegung zum Parkplatz hinaus. Er wandte sich an Bodil. »Er möchte etwas näher am Zimmer parken.«
» Only that space? «, fragte der Mann » Isn’t this supposed to be a motel? « Er drehte sich um.
» There is only this. « Johnny zeigte wieder hinaus.
»Okay, okay«, sagte der Mann, ohne seine gute Laune zu verlieren. » Thanks, son. «
Er ging zu seinem Saab, der quer geparkt war. Der Mann hatte einen schwankenden Gang.
»Ich wusste gar nicht, dass du Englisch kannst, Johnny!«
»Es klang eher amerikanisch«, entgegnete er. »Ist er ein Amerikaner?«
»Jedenfalls ist er nicht von hier«, sagte Bodil. »Wo hast du so gut Englisch gelernt?«
» Atlas Music Company Catalog und die Betriebs- und Wartungsanleitungen«, antwortete er und ging zum Tresen.
»Schau doch noch mal im Anmeldebuch nach, was er eingetragen hat.«
Sie nahm den dünnen Ordner aus dem Regal, schlug das heutige Datum auf und fuhr mit dem Zeigefinger an den Eintragungen entlang.
»Ich kann seinen Namen nicht entziffern«, sagte sie.
»Woher kommt er?«
»Lies selbst.« Sie schob ihm das Anmeldebuch zu.
Er las: DETROIT, ILL. USA.
»Was will ein Amerikaner hier?« Bodil legte den Ordner zurück ins Regal.
Johnny zuckte mit den Schultern.
»Wieso fährt er einen Saab?«, fragte sie. »Die fahren doch keinen Saab in Amerika?«
»Den hat er wahrscheinlich gemietet.«
»Warum mietet er keinen Ford? Oder einen Buick?«
Sie kannte die meisten amerikanischen Automarken. Die hatte sie vermutlich bei der Tankstelle gegenüber und beim Motel gesehen, und bei den Halbstarken.
»Vielleicht kann man die hier nicht mieten«, sagte Johnny.
»Was macht er hier?«, wiederholte Bodil.
»Ich vermute, er ist ein Tourist.«
»Tourist? Hierher kommen doch keine Touristen.«
»Und warum unterhältst du dann dieses Motel?«
»Doch nicht wegen der Touristen.« Sie sah sich um, als ob sie zum ersten Mal hier wäre. »Unsere Gäste sind Leute auf der Durchreise.«
»Darf ich noch mal ins Anmeldebuch schauen?«, bat er.
Sie hatte Recht. Die Unterschrift war schwer zu entziffern. Aber er suchte nicht nach einem amerikanischen Namen.
»Gestern war hier eine Frau in einem roten Kleid«, sagte er.
»Ja?«
»Erinnerst du dich an sie?«
»Nein.«
»Sie fuhr einen Amazon«, sagte er. »Der stand da draußen, dunkelblau.«
»Warum fragst du, Johnny?«
»Ich erinnere mich, weil … sie später im Café auftauchte. Sie hat mit mir gesprochen.«
»Hier hat niemand in einem roten Kleid gewohnt«, sagte Bodil und stellte den Ordner wieder ins Regal. »Letzte Nacht hat hier überhaupt keine Frau gewohnt. Und die Nacht davor auch nicht.«
Hab ich das alles geträumt?, dachte er. War ich etwa im Delirium? Nein. Bodil wird sich erinnern, dass ich hier war.
»War ich gestern hier, Bodil?«
»Bist du betrunken, Johnny?«
»War ich gestern Abend hier?«, fragte er. »Hab ich mit dir gesprochen?«
»Natürlich warst du hier, Johnny. Wenn ich hier war, dann warst du auch hier.« Sie beugte sich vor. »Was ist los?«
»Nichts«, sagte er.
10
Johnny ging auf die Tür zu.
»Wohin willst du? Du willst mich doch wohl nicht mit dem Amerikaner allein lassen?«
»Er sah nett aus, Bodil.«
»Aber wenn er was will? Er muss doch was essen. Ich verstehe ihn ja nicht!«
»Setz ihm Geröstetes mit gebratenen Bananen vor«, sagte Johnny. »Mit Erdnussbutter.«
»Gebratene Ba…?«
»Das ist Elvis’ Lieblingsgericht. Alle Amerikaner essen das.«
»Wo soll ich denn Bananen herkriegen? Ich hab doch keine Bananen im Haus. Und wie heißt das … Erdn…?«
»Erdnussbutter. Das sind gemahlene Erdnüsse. Glaub ich.«
»Noch nie gehört. So was gibt’s hier nicht.«
»Du kommst schon mit ihm zurecht, Bodil.« Er öffnete die Tür. Die ungeölten Scharniere quietschten protestierend, als hätte Bodil Fyhr mit dem Schmieren auf einen Moment wie diesen gewartet. »Bis dann.«
»Johnny? Johnny! Du kannst mich nicht mit dem allein lassen! Stell dir vor, er …«
Aber die Tür quietschte noch einmal
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