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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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ist einfach eingeschlafen. Es war sehr warm im Auto.«
    »Warum ist er denn in eine Decke eingewickelt?«
    »Dürfen wir reinkommen?«, fragte Johnny.
    Sie trat zurück und machte Platz in der Türöffnung. Lennart murmelte etwas und öffnete die Augen, schloss sie jedoch sofort wieder.
    »Ich begreife nicht, wie er so tief schlafen kann«, sagte Johnny über die Schulter. »Er schläft ja wie ein Dreijähriger.«
    »Er hat wahrscheinlich Nachholbedarf«, sagte Elisabeth.
    »Was will er denn nachholen?«
    »Schlaf natürlich.«
    Johnny legte Lennart vorsichtig aufs Bett und verließ das Zimmer. Elisabeth schloss die Tür.
    »Habt ihr zu Mittag gegessen?«
    »Mit… nein, er hat alles andere gegessen, nur kein Mittag.«
    »Hmh.«
    »Es reicht bestimmt«, sagte Johnny.
    »Was habt ihr denn gemacht?«
    Jetzt kommen neue Fragen, dachte Johnny. Der Junge schlägt ganz nach ihr. Die Fragen nehmen nie ein Ende.
    »Wir sind getaucht«, sagte er. »Vom Badesteg.«
    »Getaucht?! Lennart kann doch gar nicht tauchen.«
    »Jetzt kann er’s.«
    »Himmel, stell dir vor, da wär was passiert!«
    »Das Wasser war tief genug. Hör mal, Elisabeth, du wolltest doch, dass er und ich heute etwas unternehmen, oder? Hast du nicht gesagt, ihm fehle ein Mann in der Nähe? Nun hat er ihn. Ich hab ihm Tauchen beigebracht. Es hat ihm gefallen. Hättest du ihm Tauchen beibringen können?«
    »Ne…in, entschuldige, Johnny.« Sie lachte kurz auf. »Du weißt doch, wie Mütter sind.«
    Nein. Er wusste nicht, wie Mütter waren. Er wusste viel, aber das nicht. Er bewegte sich auf den Vorraum zu. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Entschuldigung, das war eine dumme Bemerkung. Ich hab nicht nachgedacht.«
    »Es macht nichts«, entgegnete er.
    »Manchmal muss ich aufpassen, was ich sage. Ich bin so gedankenlos.« Sie lächelte. »Du … kannst es mir gern erzählen. Das weißt du.«
    Johnny nickte zur geschlossenen Tür hin.
    »Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so viel fragt. Eine Frage nach der anderen.«
    »Er ist gerade in dem Alter«, sagte sie.
    »Das ist es nicht allein.«
    »Konntest du denn antworten?«
    »Nach bestem Vermögen.« Er nickte wieder zur Tür hin.
    »Jetzt weiß er jedenfalls eine Menge über Elvis.«
    »Das hab ich geahnt«, sagte sie. »Bleibst du zum Essen? Ihr habt ja noch nicht zu Mittag gegessen.«
    »Für heute bin ich mit der Arbeit fertig«, sagte er.
    »Dann hast du doch sicher Hunger? Ich bin selbst erst gerade nach Hause gekommen und hab noch nichts gekocht. Es gibt nur Reste von gestern Abend.«
    »Dann bleibe ich gern.«
    Er saß wieder an ihrem Tisch. Janssons Verführung auf die Baisers. Mit den letzten getrockneten Totentrompeten vom vergangenen Herbst hatte sie ein Omelett zubereitet.
    »Es kommt dich langsam teuer zu stehen, mich zu ernähren«, sagte er.
    »Die Pilze sind gratis«, antwortete sie. »Du kannst mich ja ein andermal zum Mittagessen einladen.«
    »Magst du Konserven?«
    »Nur keinen Dorschrogen«, sagte sie.
    »Ich werd’s mir merken.«
    »Hat er nach seinem Vater gefragt?«
    Fragen, die überrumpelten. Sie schoss ihre Fragen auch aus der Hüfte ab. Das hatte Lennart von ihr geerbt. Es war nicht das Alter.
    »Er grübelt wohl sehr viel darüber nach«, sagte Johnny.
    »Ich hab ihm versprochen, in den Cafés Ausschau zu halten. Nach Bertil.«
    »Du lieber Gott.«
    »Was hätte ich antworten sollen?«
    »So meine ich das nicht. Ich meine, dass es sinnlos ist, dort Ausschau zu halten, eher in Bars oder …«
    Sie brach in Tränen aus, ohne Vorwarnung. Johnny legte ihr eine Hand auf den Arm, so wie sie es vorher bei ihm gemacht hatte. Sie schaute auf.
    »Entschuldige, Johnny. Du brauchst nicht …«
    »Lassen wir das, Elisabeth. Du brauchst mir nichts zu erklären.«
     
    Der Himmel wurde weiß in der Dämmerung. Johnny fuhr durch den Ort und sah den grünen Schein aus dem Fenster von Lisas Café. Jemand hatte die Wurlitzer angeworfen.
    Vor dem Café standen einige Fahrräder und Mopeds. Drei Mädchen waren auf dem Weg hinein, und das war gut. Es waren die Mädchen, die ihre Münzen in die Musikbox steckten, und dann forderten die Jungen die Mädchen auf.
    Waren Jungen allein in einem Lokal, hockten sie in einer Ecke herum und die Box in ihrer. Solange es Mädchen gab, gab es Hoffnung.
    An der Ausfahrt war er allein. Eine Ausschachtung nördlich der Kreuzung war ein Zukunftsversprechen oder ein Menetekel: Die Grube zeugte davon, dass die Landstraße um den Ort herum geführt werden

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