Der Jukebox-Mann
ist der Konditor?«
»Das weiß ich auch nicht.« Johnny nickte zur Schwingtür hin. »Er kommt bestimmt bald wieder.«
Die Frau schaute auf das Mädchen hinunter, das zur Eistruhe guckte.
»Wir wollten ein Eis kaufen.« Sie sah auch zur Truhe.
»Aber vielleicht geht das nicht.«
»Na klar doch.« Johnny ging zur Truhe und öffnete sie.
»Was möchten Sie haben?«
»Ein Eis am Stiel, Vanille«, sagte die Frau.
Das kleine Mädchen hatte schon die Hand ausgestreckt. Johnny sah einen Faden, der sich aus ihrer Strickjacke gelöst hatte. Die Frau schaute ihn mit einem müden Glanz in den Augen an. Sie trug eine dünne Kette um das Handgelenk, die ihr fast über die geballte Hand rutschte. Johnny vermutete, dass sie darin eine Münze hielt. Er spähte zu den Eissorten hinunter und entdeckte nach einigen Sekunden die Schachtel mit den schmalen Eis am Stiel. Vanille war das kleinste Eis und das billigste. Er sah wieder auf. Das kleine Mädchen hatte sich der Truhe genähert und betrachtete das Eisplakat, das an der Seite klebte, genau in Augenhöhe des Kindes. Johnny kauerte sich vorsichtig hin.
»Wie heißt du?«, fragte er. Das Mädchen antwortete nicht. Es machte einen Schritt rückwärts, als ob er sie erschreckt hätte.
»Sie heißt Monika«, sagte die Frau.
Johnny legte einen Daumen auf das Eisplakat.
»Möchtest du ein bestimmtes Eis haben, Monika?«
»Wir möchten nur Vanille«, sagte die Frau.
»Heute gibt es Eis gratis«, verkündete Johnny.
»Gratis …?«
»Der Konditor hat es noch nicht geschafft, das Schild aufzuhängen«, sagte Johnny. »Das Angebot gilt auch nur eine Stunde vor Ladenschluss.« Er richtete sich wieder auf und lächelte die Frau an. »Ich glaub, er ist rausgegangen, um ein Stück Pappe für das Schild zu besorgen.«
Die Frau blickte ihn an. Sie wusste, dass er log. Sie schaute auf ihre Tochter hinunter, und er sah, dass sie sich entschieden hatte.
»Der Onkel sagt, dass du dir ein Eis aussuchen darfst, Monika. Möchtest du etwas anderes als Vanille? Möchtest du etwas mit Schokolade?«
Das Mädchen machte wieder einen Schritt auf das Plakat zu.
»Bis jetzt kennt sie nur Vanille«, erklärte die Frau.
»Ist das Ihre Tochter?«, fragte Johnny.
»Ja.«
Das Mädchen sah zu seiner Mama auf.
»Was möchtest du haben, Mäuschen?«
»Vanille«, sagte das Mädchen.
»Du darfst dir … ein größeres Eis aussuchen, wenn du möchtest.«
»Vanille«, wiederholte das Mädchen.
»Nimm zwei«, sagte Johnny, bückte sich und holte zwei Eis am Stiel aus der Truhe, »nimm drei.«
Er gab dem Kind das Eis. Das Mädchen streckte beide Hände aus.
»Hübsches Mädchen«, sagte er zu der Frau.
»Wer bezahlt das?«, fragte sie.
»Heute ist es gratis, wie gesagt.«
»Jemand muss doch bezahlen.«
»Dann also der Konditor«, sagte Johnny. »Er schuldet mir Geld.«
»Das versteh ich nicht ganz.«
»Wir haben Geschäfte zusammen gemacht, aber damit ist es jetzt vorbei.«
»Dann sagen wir einfach danke schön.«
»Das ist doch kein Grund sich zu bedanken«, antwortete er.
Die Frau drehte sich um und ging langsam mit dem Kind durch den Raum. Bevor sie ihn verließen, legte die Frau eine Fünfundzwanzig-Öre-Münze auf den Glastresen.
Er hörte die Schwingtür zur Küche leise schwingen.
»Hast du dich jetzt beruhigt, Bergman?«
Er drehte sich um. Ljung war auf der Schwelle stehen geblieben, bereit zu fliehen, wenn Johnny die geringste Bewegung machte.
»Ich bin ruhig. Ruhiger als du, Ljung.«
»Du wolltest dich doch prügeln.«
»Keineswegs.«
»Können wir jetzt wie Erwachsene miteinander reden?«, fragte Ljung. Er leckte sich mehrmals über die Unterlippe.
»Es gibt nichts zu reden. Hilfst du mir, die Box rauszuschaffen? Oder muss ich zum Marktplatz gehen und ein paar Halbstarke holen?«
Nachdem die Frau und das Kind gegangen waren, hatte er draußen einen Thunderbird vorbeifahren sehen. Die breite Chromleiste an der Längsseite des Autos hatte vom Kühlergrill bis zur hinteren Spitze der Schwanzflosse aufgeblitzt. Die runden Rücklichter glühten wie die am Hinterteil eines Jagdflugzeugs. Der V8-Motor hatte einmal wie zur Warnung geröhrt, die vielleicht Ljung galt. Jetzt hörte Johnny einen anderen Motor vom Marktplatz, noch bösartiger, vielleicht einer mit 400 PS mit den zwei Vierfach-Registervergasern. Auch Ljung hörte das Röhren, das wie ein Schrei aus dem Abgrund war.
»Die dürfen hier nicht mehr rein«, sagte er. »Die Thunderbird-Clique darf sich hier nicht
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