Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
Vom Netzwerk:
kam aus dem Café, setzte sich die Mütze auf und nickte Bodil zu.
    »Die Isterband war wirklich gut«, sagte er.
    Johnny begann zu lachen, und es war, als bräche er in Tränen aus. Es passierte einfach so, ohne Vorwarnung.
    »Verdammt witzig«, sagte der Fahrer, warf ihm einen wütenden Blick zu und verließ rasch den Raum.
    »Verscheuch mir nicht meine Gäste«, sagte Bodil.
    »Verscheuchen? So lange du Isterband auf der Karte hast, werden sie nicht verschwinden.« Er drehte sich zu ihr um.
    »Hat Milt inzwischen übrigens etwas mehr Schwedisch gelernt?«
    »Er ist … nett«, sagte sie.
    »Das will ich aber auch hoffen.«
    »Du findest mich vermutlich … albern«, sagte sie, »uns beide.«
    »Nein«, antwortete er, »es kam nur ein bisschen überraschend.«
    Er wollte sagen, dass er keine Ahnung gehabt hatte, schluckte die Worte jedoch hinunter, bevor sie herauskamen. Er hatte kein Recht, sie zu verurteilen. Sie hatte ihn hier übernachten lassen, wenn er abgefüllt war. Sie hatte ihn nicht verurteilt. Am nächsten Morgen hatte sie frisch gekochten Kaffee bereitgehalten, sehr starken Kaffee, sie hatte ihm Isterband mit Bratkartoffeln und Spiegeleiern, rote Bete dazu, das hatte ihm Kraft gegeben, sich ins Auto zu setzen und weiterzumachen.
    »Und nun?«, fragte er.
    »Wie meinst du das?«
    »Was passiert mit dem hier?« Er machte eine Handbewegung durch das Lokal.
    »Falls du denkst, ich besteig ein Schiff und fahre nach Amerika, dann täuschst du dich«, sagte sie.
    »Es gibt auch Flugzeuge.«
    »Glaubst du, ich würde mich jemals in ein Flugzeug setzen?«
    »Du weißt, was ich meine, Bodil.«
    »Ich bleibe hier«, sagte sie.
    »Und Milt?«
    »Er bleibt auch hier.« Sie lächelte.
    »Hat er denn Arbeit?«
    »Hier kann man einen Mann manchmal gut brauchen, das weißt du, Johnny. Du hast mir selber schon so manches Mal etwas repariert.«
    »Weiß er, wie ein Hammer aussieht?«
    »Er ist geschickt«, antwortete sie.
    Zunächst wollte Johnny noch etwas richtig Gemeines sagen, schluckte es jedoch hinunter.
    »Und wie kommt ihr jetzt mit der Sprache klar?«, fragte er. »Kannst du inzwischen etwas Englisch?«
    » Yes, box, all right «, sagte sie und lächelte ein so liebes und schüchternes Lächeln, dass er plötzlich eine heftige Wärme in der Brust spürte, stärker als die Gier nach Alkohol, gleichzeitig empfand er eine große Traurigkeit darüber, dass er mit einem Vorurteil hergekommen war, er bereute es. Rasch ging er um den gläsernen Tresen herum und umarmte sie. Er hielt sie noch in den Armen, als Milt eintrat.
     
    »Es ist seltsam, was alles passiert«, sagte sie. »Da glaubt man, alles bleibt beim Alten, und dann passiert etwas.«
    Sie saßen in der Küche. Milt war mit einem Hammer weggegangen, er wusste, wann er zu verschwinden hatte.
    »Wir haben neue Zeiten«, sagte Johnny.
    »Nein«, sagte sie. »Jedenfalls herrschen hier keine neuen Zeiten.«
    Durchs Fenster konnte er die Tankstelle sehen. Die Beleuchtung wirkte merkwürdig hell. Bodil hatte diese Tankstelle in all den Jahrzehnten gesehen, immer dieselbe, nur die Automarken hatten sich geändert, aber selbst sie hatten immer der Vergangenheit angehört. Hier kamen nie neue Autotypen vorbei, sie stammten immer aus dem vergangenen Jahrzehnt.
    »Dann sind es wohl neue Menschen«, sagte er.
    »Du meinst Milt?« Sie lächelte wieder das schüchterne Lächeln. »Ja, er ist neu.«
    »Vielleicht meine ich dich«, sagte er.
    »Ich sollte neu sein? Das wäre mir nur recht.« Er sah ihr Gesicht im Spiegel neben den Kaffeemaschinen auf der anderen Seite der Küche. Sie sah ihr eigenes Gesicht. »Diesem alten Weib würde es gut tun, wenn es ein paar Runzeln loswürde.«
    »So was operieren sie in Amerika«, sagte Johnny. »Du gehst rein mit einem Gesicht wie eine vertrocknete Feige, und wenn du rausgehst, ist es glatt wie eine Wurstpelle.«
    »Nee, lieber nicht.«
    »Vielleicht möchte Milt das? Dich mit nach Amerika nehmen, und dann operieren sie dich, und deine Haut ist glatt wie eine Wurstpelle.«
    »Er mag Wurst gern, aber es gibt Grenzen«, sagte sie und ließ ihren Blick vom Spiegel zu ihm wandern. »Du hast immer von Amerika gesprochen, Johnny. Vielleicht solltest du hinfahren.«
    »Das war nur so ein Gerede«, sagte er.
    »Dabei braucht es aber nicht zu bleiben. Es ist noch gar nicht lange her, da hat Milt gesagt, du würdest gut nach Amerika passen.«
    »Er weiß nicht, wovon er redet.«
    »Er weiß jedenfalls, wie es in Amerika ist.«
    »Aber er weiß

Weitere Kostenlose Bücher