Der Jukebox-Mann
dem keimenden Herbstweizen ab.
Als er fertig war, wusch er sich die Hände mit der feuchten Erde und trocknete sie im Gras ab. Hier oben war es still, keine Tiere, keine Menschen, keine Fahrzeuge. Er konnte meilenweit über das Hochland sehen, er befand sich auf einem der höchsten Punkte.
Er hatte auf einem Feld gestanden und Seved neben ihm, es waren die Sekunden gewesen, bevor sie losgehen wollten, abwärts. Sie sahen keine Häuser, keine Straßen, keine Menschen, keine Taxen. Hier können sie nicht fahren, hatte Seved gesagt. Ich hab Hunger, hatte John gesagt. Wir klauen uns ein paar Äpfel, hatte Seved vorgeschlagen. Jetzt gibt’s doch gar keine Äpfel, hatte er gesagt und war in einen Bach getreten, der im Gras verborgen gewesen war. Irgendwo wachsen immer Äpfel, hatte Seved geantwortet. Die Socke in seinem Schuh war nass geworden. Er hatte ihn ausgezogen und sie ausgewrungen. Die trocknet schnell, wenn du sie ins Gras legst, hatte Seved gesagt. Sie hatten sich auf dem Rücken ausgestreckt und in die Sonne geblinzelt. Seved hatte an einer Roggenähre gekaut. Kann man blind werden, wenn man in die Sonne guckt?, hatte John gefragt. Weiß der Teufel, hatte Seved geantwortet. Wenn man die Augen in der Sonne zumacht, wird es rot und schwarz, hatte John gesagt, und auch wenn man gegen die Augen drückt. Wenn man dann wieder guckt, sieht man Streifen. Ich mach die Augen nicht zu, hatte Seved gesagt und sich auf die Seite gedreht und Johns Hand gepackt, als wollte er sie nie loslassen, dann war er aufgestanden und hatte gesagt, es sei Zeit zu gehen.
In der Nacht hatten sie in einer Scheune schlafen wollen. Der Bauer oder jemand anders hatte sie gesehen, als sie sich näherten. Er war ein wenig nervös, weil er in der Scheune schlafen sollte, aber es war auch aufregend gewesen. Er war sehr durstig gewesen. Hunger hatte er keinen mehr. Als die Scheinwerfer des Taxis in die Scheune leuchteten, war es so gewesen, wie wenn man in die Sonne starrt. Er hatte die Augen geschlossen, aber Seved hatte weiter hingestarrt.
Als er zum Duett zurückkehrte, hatte er plötzlich furchtbaren Durst, es war diese Art Durst, der Juckreiz hervorrief.
Er zündete sich noch eine Zigarette an. Die Horizontlinie des Waldes war dunkel geworden, bald würden alle Farben verschwunden sein und nur noch Dunkelheit herrschen.
Der Zigarettenrauch stieg wie eine dünne Wolke über ihm auf. Er fühlte Sehnsucht nach einem Klaren im Körper, sie war wie ein Schatten, der über seiner Brust lag. Er schüttelte den Kopf, trat nachdrücklich die Kippe aus, setzte sich wieder ins Auto und fuhr den Hügel hinunter auf das schwache Licht zu, das noch im Westen glomm.
Bis zum Markttag waren es noch vier Tage, dem Jahrmarkt. Lennart, Elisabeth. Mister Swing.
Halte ich so lange durch? Heute ist Dienstag. Ich brauche nicht zu schlafen bis dahin, ich kann arbeiten, ich muss nicht nach Hause fahren. Ich habe genügend Werkzeug dabei, ich brauche nicht viele Platten auszutauschen. Niemand schreit mehr nach den neuesten Hits, sogar die Vierunddreißig wird nicht mehr so häufig in den Boxen gespielt, vielleicht haben sich die Leute die Platte selbst gekauft und spielen den Scheiß Tag für Tag zu Hause, Monat für Monat, sie ist für alle Zeit unser, wenngleich leiernd, hässlich und schief, Runde um Runde auf dem Plattenteller, bis die Abrisskugel durch die Wand donnert.
Die Lichter der Esso-Tankstelle glitzerten wie eine Stadt, lange bevor er sie erreichte. Als er zu dem Motel einbog, sah er Milts Saab vor dem Eingang. Das konnte kein Mietwagen mehr sein. Milt musste ihn gekauft haben.
Der Saab war das einzige Auto. Auf dem Lastwagenparkplatz bei der Tankstelle hatten zwei Laster gestanden. Durch das Fenster zum Café sah er zwei einzelne Männer an ihren Tischen essen.
Bodil stand wie üblich hinter dem Tresen. Johnny kam es so vor, als hätte sie mindestens dreißig Jahre dort gestanden. Nichts würde ohne sie funktionieren, nicht mal die Tankstelle da unten würde funktionieren.
»Johnny!«
Ihr Gesicht sah wie immer aus, und doch ein wenig anders. Aber er bemerkte es vielleicht nur, weil er es wusste.
»Wo ist Milt?«, fragte er.
»Er hat gesagt, er wollte dich treffen«, antwortete sie und machte ein paar Schritte zur Seite. »Johnny …«
»Er hat mir was Interessantes erzählt«, unterbrach er sie.
»Was Interessantes?«
»Du weißt, was ich meine.«
»Bist du böse, Johnny?«
»Böse? Warum sollte ich?«
Einer der Lastwagenfahrer
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