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Der Junge aus dem Meer - Roman

Der Junge aus dem Meer - Roman

Titel: Der Junge aus dem Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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geerbt.
    War es das, was Mom jedes Mal sah, wenn sie mich anblickte? Sah sie das Monster?
    »Oh nein!«, rief CeeCee und schlug ihre Hände vors Gesicht. »Es gefällt dir nicht.«
    Mir wurde klar, dass mein Gesichtsausdruck so geschockt wirken musste, als hätte ich ein Gespenst gesehen. Ich wandte meinen Blick vom Spiegel ab und brach denZauberbann. »Doch … es gefällt mir«, sagte ich zögernd und blickte CeeCee an. »Es ist nur … anders.«
    »Du wirst dich schon daran gewöhnen«, sagte Jacqueline und legte mir ihren Arm um die Schulter.
    »Genau wie an T. J.«, meinte CeeCee kichernd und klatschte in die Hände.
    Mein Puls schlug höher.
    »Cecile LeBlanc Cooper, kannst du dich jetzt auch mal anziehen?«, grummelte Virginia und drehte sich vom Spiegel weg. »Ich weiß zwar, dass du dich für die Königin von Selkie hältst, aber auch für dich werden sie das Feuerwerk nicht auf später verschieben.«
    CeeCee zog sich an, trug ihr Make-up auf, und dann strömten wir vier nach unten, wo Althea uns die Tür nach draußen aufhielt. Ich war froh, dass Delilah nicht in der Nähe war; ihre unausweichlichen Kommentare über meine Ähnlichkeit mit Isadora hätten mir echt Angst gemacht.
    Der Abend war mild und voller Mücken, und der klare Himmel wurde langsam dunkler. Wir nahmen die Abkürzung zum Hafen, und ich musste natürlich an Leo denken, während wir den kiesbedeckten Weg hinunterliefen und CeeCee und ihre Freundinnen dabei mit ihren hohen Absätzen ins Stolpern kamen. Wie würde Leo wohl den Vierten Juli verbringen? Versuchte auch er, mich zu vergessen, oder war er bereits zur Tagesordnung übergegangen?
    Als der Hafen in Sicht kam, ertappte ich mich dabei, wie ich nach einem Anzeichen von dunkelblondem Haar und grünen Augen Ausschau hielt. Doch stattdessen gab es dort unzählige Sommergäste, die sich in Schale geworfen hatten und, mit Champagnerflaschen und geflochtenen Picknickkörben beladen, ihre privaten Boote bestiegen.
    Am anderen Ende des Hafens hatte allerdings ein kleinesFischerboot festgemacht, und mir fielen ein paar Männer auf, die Kästen voller Fisch entluden. Die Männer trugen karierte Hemden und weite Hosen und scherzten beim Arbeiten. Ein großer Fisch mit grau-grünen Schuppen flutschte aus einem der Kästen. Er lebte noch und schien sich verzweifelt nach Hause zu sehnen. Mit seinem ganzen Gewicht zappelte sein Körper auf dem Dock hin und her. Bei diesem Anblick zog sich mein Herz zusammen, doch schon hob ein Fischer mit breiten Schultern und einer dichten weißen Mähne den Fisch auf und warf ihn zurück ins Wasser. Für einen Augenblick fragte ich mich, ob ich gerade Leos Vater gesehen hatte.
    »Da sind sie ja!«, rief Jacqueline.
    Ich wandte meinen Blick von dem Fischer ab und entdeckte T. J., Bobby, Macon, Rick und Lyndon. Sie standen vor einem schlanken, silbrigen Motorboot, das am Kai festgemacht war. Alle trugen Sonnenbrillen und hatten ihre Poloshirts in die Khakihosen gestopft; Bobby hielt eine Flasche Champagner und einen Picknickkorb in den Händen. Ich verspürte leichte Aufregung und holte tief Luft.
    »Wünsche einen schönen Unabhängigkeitstag, Mädels!«, rief Bobby, während CeeCee mit ausgestreckten Armen auf ihn zulief. Jacqueline überließ sich Macons Umarmung, Virginia und ich trotteten hinterher.
    Noch nie zuvor hatte ich erlebt, wie jemand so deutlich zwei Mal hinsehen musste, doch genau das tat T. J. jetzt – er sah zu mir, nahm seine Sonnenbrille ab, blinzelte und schaute ein weiteres Mal, wobei seine Augen tellergroß wurden. »Miranda?«, fragte er mit völlig ungläubiger Stimme.
    Als ich nickte, kam T. J. breit lächelnd zu mir herüber. Mir wurde heiß und ich erwiderte sein Lächeln. Die Schönheitsbehandlung der Mädchen zu erdulden, hatte sich in diesem Moment anscheinend ausgezahlt.
    »Wow«, murmelte T. J., so wie er es schon im Arbeitszimmer des Alten Seemanns getan hatte. Er nahm meine Hand und hielt mich eine Armeslänge von sich entfernt fest. »Unglaublich. Weißt du, dass du aussiehst wie …«
    »Ich weiß«, fiel ich ihm ins Wort. Immer noch war ich leicht geschockt von der Ähnlichkeit, die ich in CeeCees Spiegel gesehen hatte.
    T. J. blickte mich weiterhin an und wirkte so zufrieden, als ob er mich selbst erschaffen hätte. Ich wollte gern mit ihm über Mom und seinen Vater reden, doch er schien viel zu abgelenkt von der neuen und verschönerten Miranda, als dass er hätte sprechen können.
    Plötzlich spürte ich mein Herz schlagen und

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