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Der Junge aus dem Meer

Der Junge aus dem Meer

Titel: Der Junge aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Zentner. Im Übrigen war der dicke Südamerikaner eine stadtbekannte Persönlichkeit. Sein Ruf als Bildhauer ging nicht gerade bis London, aber immerhin bis München und Düsseldorf. Die Eisdiele am Ende des Kurparks war tagsüber sein Stammlokal.
    „Hallo, Ernesto, noch ein Himbeereis mit Sahne“, bestellte er gerade.
    „Uno momento, amigo“, rief Signor Rinaldo. Er war mit dem dicken Südamerikaner schon jahrelang befreundet.
    Salvatore Ambrosi schlug seine Beine übereinander und holte sich eine Zigarre heraus. In seinem linken Lackschuh spiegelte sich jetzt der Rathausturm. Eigentlich hätte er es sich jetzt ganz gern noch ein wenig bequemer gemacht, und es war noch gar nicht so lange her, da hätte er es auch getan. Da pflegte er noch ganz einfach die Schuhe auszuziehen und sie neben seinen Stuhl zu stellen. Was die übrigen Gäste darüber dachten, war ihm dabei schnurzegal gewesen. Sein enormes Körpergewicht hatte nämlich im Laufe der Jahre seine geplagten Füße gegen jede Einschnürung empfindlich gemacht.
    Aber seit einem ganz bestimmten Vormittag erlaubte sich Herr Ambrosi eine derartige Erleichterung nicht mehr. Da waren seine abgestellten Schuhe nämlich urplötzlich verschwunden, und zwar in einem Briefkasten beim gegenüberliegenden Postamt. Seitdem war der Zweizentnermann mit den pechschwarzen Locken vorsichtig geworden.
    Natürlich waren die Glorreichen Sieben seinerzeit an dieser haarsträubenden Geschichte beteiligt gewesen.
    Aber davon später.
    Oder ist vielleicht gerade jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um alle Leser, die schon den ersten Band der „Glorreichen Sieben“ gelesen haben, darum zu bitten, die nächsten zwei Seiten schneller zu lesen oder sie vielleicht ganz einfach zu überschlagen? Möglicherweise gibt es nämlich Leser, die das erste Buch von den Glorreichen Sieben noch nicht kennen. Und ihnen müßten schließlich irgendwann einmal die Personen vorgestellt werden, die von Anfang an dabei waren und zum Teil auch jetzt wieder auftreten werden — obgleich man dieses Buch natürlich verstehen kann, wenn man das erste nicht gelesen hat.
    Aber es gibt ja Zeitgenossen, die alles ganz genau wissen wollen. Sie müssen ihre Neugierde jetzt allerdings mit zwei oder drei Minuten Nachsitzen bezahlen.
    Strafe muß sein.
    Die Leser des ersten Bandes können, wie gesagt, inzwischen die nächsten paar Seiten einfach überblättern oder in die Sonne blinzeln, bis wir sie wieder eingeholt haben.
    Da wären also zuerst einmal die Glorreichen Sieben höchstpersönlich. Teilweise kennen wir sie ja schon.
    Abgesehen von Fritz Treutlein , der eine Stubsnase hat und, wie wir auch schon wissen, bei seinem Vater in die Lehre geht, sind alle anderen Schüler des Prinz-Ludwig-Gymnasiums in Bad Rittershude.
    Daß sie sich den Namen die „Glorreichen Sieben“ gegeben haben und seitdem in der Schule und überall in der Stadt auch so heißen, kommt übrigens von einem amerikanischen Film mit dem gleichen Titel, der einmal ziemlich lange im Apollo-Kino gelaufen ist. Ein Western, der die Geschichte von sieben jungen Cowboys erzählt, die wie Pech und Schwefel zusammenhielten, ganz egal, ob da Pistolenkugeln durch die Luft schwirrten, vergiftete Pfeile oder Tomahawks.
    So etwa zweimal im Jahr wählen die Glorreichen Sieben ihren Boß neu.
    Zur Zeit war es wieder einmal Paul Nachtigall, der den anderen sportlich ein wenig überlegen war. Sein Scheitel mußte immer so kerzengerade sein, als hätte er ihn mit dem Lineal gezogen, und sein älterer Bruder konnte wunderschöne Bilder malen. Er hieß Oliver und war rettungslos verliebt in die Schwester von Fritz Treutlein.
    Der kleine Karlchen Kubatz mit dem kurzen Bürstenhaarschnitt hatte den Chefredakteur der „Bad Rittershuder Nachrichten“ zum Vater, der seine Pfeife eigentlich nur zum Essen und zum Zähneputzen aus dem Mund nahm. Im Übrigen flitzte er in seinem knallroten Kabrio andauernd wie ein Wilder durch die Stadt, auch wenn er es im Grunde überhaupt nicht eilig hatte. Aber er war der Meinung, daß man Zeitungslesern gar nicht oft genug zeigen könnte, wie Presseleute pausenlos hinter den neuesten Nachrichten herjagen.
    Hans Pigge mit seinem semmelblonden Pagenkopf war in der Apotheke am Karlsplatz zu Hause, während Manuel Kohl aus dem Blumengeschäft mit angeschlossener Gärtnerei am Rathausplatz kam. Er war ein ziemlich stiller Junge und selbstverständlich Musterschüler bei Studienrat Wagenmann, der am Prinz-Ludwig-Gymnasium in Botanik

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