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Der Junge aus dem Meer

Der Junge aus dem Meer

Titel: Der Junge aus dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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meine, als wir ihn am nächsten Morgen gefunden haben.“
    „Mit Sicherheit befand er sich noch in der sogenannten Posthypnose“, erwiderte das Schildkrötengesicht. „Er konnte sich ja an nichts mehr erinnern, und er hatte sogar seinen Namen vergessen.“
    „Und dabei wäre es geblieben, wenn ihn das Eulenauge nicht wieder aufgeweckt hätte?“ wollte die Großmutter wissen.
    „Solche Suggestionen können oft lange wirksam sein, wie ich schon sagte“, erwiderte Professor Schreiber. „Aber notfalls erfolgt das Erwachen auch von selbst. Also irgendwann hätte Peter sein Gedächtnis in jedem Fall wiedergefunden.“
    „Aber da tauchte nun plötzlich das Eulenauge wieder auf“, warf Fritz Treutlein ein.
    „Und ausgerechnet ich Esel gebe ihm auch noch die Gelegenheit dazu, seine Hypnose zu verlängern.“ Der kleine Professor mit dem Schildkrötengesicht schüttelte sich, als hätte er gerade Lebertran getrunken. „Während wir am Rand der Sandkuhle liegen und Ausschau halten, damit er ja nicht gestört wird, kümmert sich Herr Albert Landauer natürlich keinesfalls um das verlorene Gedächtnis von Peter. Ganz im Gegenteil. In dieser kurzen Sitzung vertieft er noch einmal die Suggestion, alles zu vergessen, und erfährt zugleich, daß der Junge die dunkelbraune Ledertasche tatsächlich an der Schiffsgarderobe abgeliefert hat. Jetzt befiehlt er ihm, am Nachmittag möglichst unbemerkt mit dem Fahrrad zu türmen und an der Straßenkreuzung auf ihn zu warten. Der Rest ist uns bekannt.“ Der Professor aus Hamburg blickte betrübt durch die dicken Gläser seiner Brille. „An meiner Dummheit ist leider nicht zu rütteln.“
    Das ganze Haus Seestern lachte und wieherte. Aber das kam mehr von der allgemeinen Spannung, die jetzt verflogen war, und weniger von der Bemerkung des kleinen Professors aus Hamburg.
    Der junge Herr Lüders klappte bereits den Deckel seiner Schreibmaschine zu, und Kommissar Michelsen faltete sorgfältig das Protokoll zusammen und ließ es in seiner Jackentasche verschwinden.
    „Etwas würde mich zum Schluß noch interessieren“, meinte jetzt Chefredakteur Kubatz. „Warum kann sich unser junger Freund aus Iserlohn an das eine oder andere erinnern, obgleich ihm das Eulenauge doch befohlen hatte, alles zu vergessen?“
    „Den Grund kann ich nur vermuten“, überlegte das Schildkrötengesicht. „Wir wissen, daß Albert Landauer den Jungen im leeren Restaurant des Fährschiffs aufgeweckt hat. Kurz nachdem er die dunkelbraune Ledertasche mit dem Geld wieder an sich gebracht hatte. Ich kann mir vorstellen, daß die Umstände sehr ungünstig waren. Jedes Geräusch ist ja bei der Hypnose störend, und vielleicht war auch der Mann mit den Eulenaugen zu sehr in Eile und hatte seine Gedanken nicht ganz unter Kontrolle. So könnte es gewesen sein.“
    „Womit alle Klarheiten beseitigt wären“, stellte Großmutter Kubatz fest und nahm ihr Glas mit der Erdbeerbowle vom Tisch. „Prost allerseits.“
    Anschließend erhob sich Kommissar Michelsen und stellte seine Einsdreiundneunzig auf die Beine. „Ich bitte um Entschuldigung“, sagte er. „Aber immerhin ist es schon die zweite Nacht...“
    „...die Sie sich um die Ohren schlagen“, ergänzte das Schildkrötengesicht und schmunzelte dabei.
    Selbstverständlich begleitete das ganze Haus Seestern die beiden Kriminalbeamten in den Hof und zu ihrem Streifenwagen. Sogar die Großmutter kam mit. „Ein Wetterchen wie Samt und Seide“, sagte sie. Es gab weit und breit keine Wolke am Himmel.
    „Übrigens, deine Rettungsmedaille“, meinte Herr Michelsen zu Paul Nachtigall, der einen Schritt hinter ihm ging. „Nicht daß du glaubst, daß ich sie vergessen hätte.“
    „Mehr davon wäre wohl unbescheiden?“ fragte der Boß der Glorreichen Sieben. Er grinste dabei, drehte sich um und blickte zu dem weißen Bettuch hinauf, das an der Fahnenstange im Mondlicht hing.
    „Also sieben, um es genau zu sagen“, lachte der Kommissar, während er zusammen mit dem jungen Herrn Lüders in sein Auto kletterte. „Das hängt davon ab, wie der Bürgermeister aufgelegt ist.“ Als der Motor bereits angesprungen war, rief er noch: „Aber ich werde sehen, was sich tun läßt. Gute Nacht alle zusammen.“ Damit sauste er los.
    „Machen wir noch einen Mondspaziergang in die Dünen“, schlug die Großmutter vor. „So jung kommen wir nie mehr zusammen, und schlafen kann ich jetzt sowieso nicht.“
    Als sie gerade den Hof hinter sich gelassen hatten, waren sich alle

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