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Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Read
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kündigt.«
    »Astrid, warte mal …«
    »Du bist doch meine Freundin, oder?«
    »Natürlich bin ich deine Freundin, aber das ist nicht meine Entscheidung.«
    Außerdem traute ich ihr zu, dass sie ihre Meinung plötzlich änderte und dann alles, was ich jetzt sagte, gegen mich verwendete. Gott weiß, ich war bei genug Trennungen das Bauernopfer gewesen, ich wusste, wie häufig so was vorkam.
    »Wenn er morgen nicht kündigt, werde ich nie wieder ein Wort mit dir reden.«
    »Astrid, bitte …«
    »Das war’s, Maddie. Dean kündigt, oder ich weiß, dass ich dir nie wieder vertrauen kann.«
    »Ich kann dir das nicht versprechen.«
    »Schön«, sagte sie und legte auf.

56
    Am nächsten Morgen weckte mich das Telefon. Ich sah auf den Radiowecker.
    Acht Uhr? Banditen!
    »Hallo?«, krächzte ich.
    »Maddie, einen schönen guten Morgen.« Es war Christoph.
    Na wunderbar.
    »Ebenfalls«, sagte ich.
    War sie weg? Glaubte er, sie versteckte sich bei mir?
    »Ich wollte dich um einen Gefallen bitten«, sagte er.
    Jetzt kommt’s.
    »Wenn Dean anruft, könntest du ihn bitten, sich bei mir zu melden?«
    »Hm, klar.«
    »Ich habe eine neue Nummer, die ich dir gern geben würde.«
    »Bist du ausgezogen?«, fragte ich.
    »Ja, heute Morgen.«
    Warum klang er so gut gelaunt?
    »Ich muss sagen, es ist wirklich herrlich hier draußen – endlich habe ich Platz für meine kleinen Pferde, und auch Astrid scheint wirklich froh in unserem neuen Haus zu sein.«
    »Ach ja?«
    »Überraschend, oder?« Er lachte. »Wer hätte gedacht, dass es ihr in New Jersey gefällt.«
    Ich enthielt mich eines Kommentars. Von der ganzen Geschichte bekam ich Kopfschmerzen.
    Angela Underhill trug wieder ein geblümtes Kleid, diesmal mit einer rosa Strickjacke, die sich über ihren riesigen Bauch spannte. Sie ging langsam und plattfüßig zum Zeugenstand, eine Hand ins Kreuz gedrückt.
    Nachdem sie eingeschworen war, lächelte sie Hetzler an. Ich fragte mich, ob sie glaubte, ihre bevorstehende Niederkunft würde die Geschworenen auf ihre Seite ziehen.
    Hetzler ging in enger werdenden Kreisen auf sie zu, als wäre sie ein verletzter Vogel, den er zu fangen hoffte.
    Als er vor ihr stand, tätschelte er ihr die Hand und redete ihr gut zu, gleichzeitig den Geschworenen zugewandt.
    »Mr Hetzler?«, drängte der Richter.
    »Ja, Euer Ehren«, sagte er und richtete sich wieder auf. »Wir brauchten nur einen Moment.«
    Er drückte die Schultern zurück. Ich sah ihn zwar nur von hinten, aber ich stellte mir vor, wie er sich den Krawattenknoten zurechtrückte, bevor er das Wort ergriff.
    »Angela, ich möchte mit Ihnen über etwas reden, das Ms Bost erwähnt hat, in Ordnung?«
    »Ja, Sir.«
    »Ms Bost sprach davon, dass Sie bei Ihrer Großmutter aufgewachsen sind, aber so war es nicht immer, oder?«
    »Erst, seit ich neun war.«
    »Bei wem haben Sie vorher gelebt?«
    »Bei meiner Mutter.«
    »Und als Sie zu Ihrer Großmutter gingen, kam Ihre Mutter da mit?«
    »Nein. Ich war allein.«
    »Können Sie uns sagen, warum?«
    »Meine Mutter war gestorben.«
    »Als Sie neun Jahre alt waren?«
    »M-hm.«
    »Und Ihr Vater?«
    »Weiß nicht.«
    »Angela, wie starb Ihre Mutter?«
    »Der Mann, mit dem sie zusammen war, Butchie, der hat sie erschossen.«
    Wie diese Frau mit Elsie verwandt sein konnte, überstieg mein Vorstellungsvermögen.
    Louise Bost stand auf. »Einspruch, Euer Ehren. Relevanz?«
    »Ich möchte die Verfassung meiner Klientin aufzeigen«, antwortete Hetzler, »zu dem Zeitpunkt, als ihr Sohn starb.«
    Der Richter ließ ihn fortfahren.
    »Angela«, sagte Hetzler, »Sie mussten zusehen, wie Butchie Ihre Mutter tötete, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Hatten die beiden sich gestritten?«
    »Davon bin ich aufgewacht. Bin raus, um zu gucken.«
    »Aus dem Kinderzimmer?«
    »Aus der Ecke. Hinterm Sofa. Da hab ich geschlafen, wenn Mama ’n Freund hatte.«
    »Worüber haben sich Ihre Mutter und Butchie gestritten?«
    »Mich.«
    Hetzler wartete.
    »Es war Winter«, fuhr sie fort. »Mama hat Butchie gefragt, ob sie mir ’n Mantel kaufen kann.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Hetzler.
    »Is nicht mein Daddy, is nicht seine Schuld, dass ich kein’ Mantel hab.«
    »Und dann?«
    »Mama hat gesagt: ›Gib mir nur ’n bisschen Geld zurück, Butchie. Nur dafür, und den Rest kannst du behalten.‹«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat nix gesagt, hat sie nur am Hals gepackt und sie mit ’m Kopf an die Wand gehauen – hat ’n großes Loch in die Wand gemacht, mit Rissen drum

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