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Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Read
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Angehörigen, die sich um das Kind kümmern wollte und die es innig liebte. Teddys Urgroßmutter hatte ein Heim für ihn, doch seine Mutter war zu egoistisch, um ihn gehen zu lassen.
    Angela Underhills Anwalt wird Ihnen sagen, dass sie verstört war von der Gewalt, die sie selbst als Kind erlebte, dass wir ihr nie hätten zutrauen dürfen, für das Wohl eines Kindes zu sorgen. Er möchte Sie davon überzeugen, dass sie nicht verantwortlich war für die Taten von Albert Williams und dass es nicht in ihrer Macht stand zu verhindern, dass er ihr Kind zu Tode prügelte.«
    Sie sah wieder das Foto an.
    »Wir wissen, wie Teddy Underhill starb: Albert Williams schlug ein Dutzend Mal auf ihn ein, bis sein Brustkorb brach und sein Herz zu schlagen aufhörte. Was für eine grausame, qualvolle und erschütternde Art zu sterben. Teddys Leben endete in Angst, in Schmerz, in Leid. Und währenddessen saß seine Mutter einen Meter entfernt auf dem Bett und sah fern. Sie schützte ihn nicht, sie tröstete ihn nicht, sie stand nicht einmal auf, um nach ihm zu sehen,als von ihm abgelassen wurde. Sie saß daneben, als Albert Williams die Leiche ihres Sohnes in den Kühlschrank steckte. Dann verbrachte sie eine Woche in dem Motelzimmer mit der Leiche ihres Sohnes und nahm Drogen.
    Dass Sie ›arm und schwarz‹ ist, sei der einzige Grund, weswegen Angela Underhill mit angeklagt sei, argumentiert ihr Anwalt. Sie habe Angst um ihr Leben gehabt, und ihr Urteilsvermögen sei durch eine schlimme Kindheit derart gestört, dass sie nicht in der Lage gewesen sei, ihren Sohn zu schützen. Er behauptet – und ich bin mir sicher, er wird weiter in dieser Richtung plädieren –, dass all dies bedeutet, Sie mögen Angela Underhill von allen Vorwürfen freisprechen.
    Doch ich bitte Sie heute, an Teddy Underhills Schicksal zu denken, wenn Sie Ihre Entscheidung über die Schuld von Albert Williams und die von Teddys Mutter Angela Underhill fällen.«
    Die Staatsanwältin trat auf Teddys Foto zu.
    »Teddy Underhill wurde ermordet.« Mit einer Seite hielt sie das Plakat fest, mit der anderen zeigte sie auf sein glückliches Gesicht. »Angela Underhill wusste, dass Ausbrüche körperlicher Gewalt eskalieren und sogar bis zum Mord führen können. Albert Williams wusste, dass er auf den zerbrechlichen Brustkorb eines dreijährigen Kindes einschlug, genauso, wie er wusste, dass seine letzten Schläge ein winziges schlagendes Herz zermalmten. Sie sind beide Mörder.«
    Louise Bost warf einen letzten Blick auf Teddys Foto, dann sah sie jeden der Geschworenen einzeln an.
    »Ziehen Sie sie zur Rechenschaft. Danke.«

60
    Hetzler ließ sich Zeit beim Aufstehen, jede seiner Bewegungen war nachdrücklich, eine Art gestische Zeitlupe. Er schob den Stuhl zurück. Legte die Hände auf den Tisch. Beugte sich vor. Stellte die Füße auf. Streckte die Beine. Strich sich über das Jackett und knöpfte es zu. Dann ging er drei Schritte in die Saalmitte.
    Es war, als sähe man einem Scharfschützen dabei zu, wie er sein Lieblingsgewehr Klick für Klick zusammensetzte.
    »Die Fakten, die uns vorliegen …«, begann Hetzler.
    Er blähte einmal die Nasenflügel, als wollte er prüfen, ob sich der letzte Hauch von Louise Bosts Schlussplädoyer verflüchtigt hatte, bevor er mit seinem begann.
    »Der wichtigste Fakt ist dieser: Teddy Underhills Tod war eine sinnlose, schreckliche Tragödie.«
    Teddys Porträt stand immer noch auf dem Ständer. Hetzler sah es mit trauriger Ehrerweisung an.
    »Dieser wunderschöne, unschuldige Junge. Gerade drei Jahre alt.«
    Er berührte Teddys gepixelte Wange.
    »So schrecklich, was diesem kleinen Engel passiert ist … so markerschütternd … Niemand, der einen Funken menschlichen Anstand übrig hat, könnte seinen Tod irgendwie anders bewerten. Aber « – er sah von Teddy zu den Geschworenen – »so tragisch das Schicksal sein mag, das dem kleinen Teddy Underhill zustieß, meine Damen und Herren, es war kein Mord. Um Angela Underhill oder Albert Williams des Mordes schuldig zu sprechen, müsste die Anklage ihren Taten die Absicht, Teddy zu töten,nachweisen. Die Staatsanwaltschaft müsste beweisen, dass die Angeklagten, die hier vor Ihnen sitzen, planten, dieses Kind zu töten – was wir Vorsatz nennen.«
    Er nickte weise.
    »Die Angeklagten hatten nicht vor, Teddy zu töten. Das hat auch keiner der Zeugen hier im Gerichtssaal behauptet.«
    Erneut legte Hetzler eine Pause ein. »Die Fakten des Falles«, wiederholte er dann. »Sie haben

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