Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)
Verletzung?«
»Hat schrecklich wehgetan. War überall Blut und so.«
»Aber Sie mussten nicht genäht werden?«
Schweigen.
»Und das war das einzige Mal?«, fragte Galloway.
»Hab ich schon gesagt.«
Galloway nickte. »Also nur ein einziges Mal. Und können Sie uns bitte noch einmal sagen, warum Albert Sie geschnitten hat?«
» Weil . Ich hab versucht, dass er aufhört, Teddy zu hauen.«
»Sie haben also nur ein einziges Mal versucht, Ihren Sohn zu schützen«, sagte Galloway.
»Ich hatte so Angst.«
»Aber solange Sie Teddy bei sich hatten, ging es Ihnen ganz gut, nicht wahr?«
»Was meinen Sie?«
»Sie haben uns doch gesagt, dass Albert einen guten Job hatte, oder?«
»Wachdienst.«
»Anständiges Gehalt, wenn es ein guter Job war, oder?«
»Schätze schon.«
»Sehen Sie, das würde ich ein ganz gutes Geschäft nennen, Ms Underhill. Ihr Freund benutzt Ihren Sohn als Boxsack, und Sie kriegen dafür mehr Geld für Drogen.«
Wie von der Tarantel gestochen sprang Hetzler auf. » Einspruch! «
Der Richter nickte.
»Ms Underhill, ich möchte hier nur noch einmal die Reihenfolge der Ereignisse durchgehen.« Ms Galloway warf einen Blick in ihre Unterlagen.
»Okay.«
»Sie nahmen Geld von Ihrer Großmutter, aber Sie ließen Ihren Sohn nicht bei ihr, weil Sie noch mehr Geld wollten?«
»Einspruch, Suggestivfrage«, sagte Hetzler.
»Ich formuliere um«, sagte Ms Galloway. »Hat Ihre Großmutter Ihnen noch mehr Geld angeboten?«
»Ja.«
»Aber Sie behielten Ihren Sohn und kauften von dem Geld Crack, weil Sie Angst hatten, Ihr Freund würde Sie umbringen?«
»Ja.«
»Aber als er, wie Sie angeben, Ihren Sohn umbrachte, blieben Sie weitere zwei Wochen mit ihm in einem Motelzimmer, anstatt zur Polizei zu gehen?«
»Ich hab nicht …«
»Obwohl Albert Williams jeden Tag zur Arbeit ging und Sie ganz allein waren, haben Sie ihn nicht angezeigt?«
Hetzler sah aus, als wollte er wieder aufspringen.
»Ach ja, Sie waren high, Ms Underhill, nicht wahr? Weil Sie Drogen rauchten, während die Leiche Ihres Sohnes direkt neben Ihrem Bett im Kühlschrank lag, oder?«
»Euer Ehren.« Hetzler machte sich nicht einmal die Mühe, sich vollends aufzurichten.
»Na schön«, erklärte Ms Galloway. »Damit wir hier weiterkommen, sagen wir einfach, Sie haben zwei Wochen gewartet, bevor Sie sein Verschwinden meldeten, okay?«
Hetzler setzte sich wieder.
Galloway fuhr fort: »Nach zwei Wochen gingen Sie also zu Ihrer Großmutter, um Sie um mehr Geld für Drogen zu bitten? Und als sie Ihnen kein Geld geben wollte, belogen Sie Ihre Großmutter und die Polizei, was das Verschwinden Ihres Sohnes anging, nicht wahr?«
»Weil …«
»Weil was, Ms Underhill?«
»Albert. Hab ich doch gesagt.«
»War Albert denn mit zu Ihrer Großmutter gekommen, zwei Wochen nach Teddys Tod?«
»Nein, der musste arbeiten.«
»War Albert dabei, als Sie und Ihre Großmutter aufs Revier gingen und Sie die Polizei belogen?«
Angela schüttelte nur den Kopf, und Ms Galloway beließ es dabei.
»Sie lügen ziemlich viel, Ms Underhill, oder?«
»Wenn ich Angst hab. Nur dann.«
»Sagen Sie uns eins, Ms Underhill«, fuhr Galloway fort, »Sie sitzen hier im Zeugenstand, des Mordes angeklagt. Und die Knochen Ihres Sohnes geben uns keinen Aufschluss darüber, wer ihn getötet hat – oder auch nur, wer ihn geschlagen hat, immer wieder, als er noch lebte. Hier steht Ihr Wort gegen das von Albert Williams, was wirklich am vierzehnten April geschehen ist. Haben Sie auch jetzt Angst?«
Angela behauptete sich. »Albert hat Teddy umgebracht. Das ist die Wahrheit.«
Ms Galloway ließ Angelas Antwort im Raum stehen, während sie zum Tisch der Anklage zurückging und die Unterlagen zurechtrückte, um sie ordentlich abzulegen.
Dann drehte sie sich wieder um. »Wie ich sehe, erwarten Sie ein Baby, Ms Underhill. Und Sie sagten, dass Albert Williams der Vater ist?«
»Ja«, sagte sie, die Hände wieder auf dem Bauch.
»Wann soll es denn kommen?«
»In drei Wochen.«
»Es wurde also ungefähr im Juli gezeugt?«
»Ich glaube.«
»Sie und Mr Williams lebten immer noch zusammen in dem Motel, als Sie im September verhaftet wurden, nicht wahr?«
»Das wissen Sie doch.«
»Eins ist doch komisch, Ms Underhill.«
»Was?«
»Sie lebten immer noch von dem Familiengeld der Gemeinde,dabei hatten Sie gar kein Kind mehr, nachdem Teddy tot war.«
»Das Familiengeld kriegt man auch, wenn man schwanger ist«, sagte Angela.
»Sie haben also gelogen und gelogen
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