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Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Read
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auffüllen.«
    »Verstehe«, sagte sie.
    »Nicht nur in meiner Familie«, fuhr ich fort, »in allen Familien um uns herum. Ich wollte diese Risse kitten. Ich wollte, dass es aufhört.«
    Sie öffnete die Tür, doch sie stieg noch nicht aus. »Viele Leute, denen es so geht, sind später zur Polizei gegangen.«
    »Dein Freund und Helfer.«
    »Haben Sie als Jugendliche nie daran gedacht, Polizistin zu werden?«
    »Nein.« Ich öffnete die Beifahrertür, und wir stiegen aus.
    Skwarecki sah mich über das Dach an. »Was wollten Sie denn werden?«
    »Das Gleiche wie heute«, sagte ich. »Batman.«
    Sie musste lachen. »Und, wie läuft es?«
    »Noch drei Coupons, dann schicken sie mir das Cape.«
    Wir halfen Cate, weitere mit Gestrüpp gefüllte Mülltüten auf die Straße zu schleifen.
    »Mann«, sagte ich, »das hast du alles selbst gejätet? Du bist eine echte Maschine.«
    »Das sind die Steroide«, sagte sie, »oder der Ginseng.«
    »Können Sie mir das Zeug besorgen?«, fragte Skwarecki. »Ich könnte auch ein bisschen Extradampf gebrauchen.«
    Wir standen im Schatten und bewunderten Cates Arbeit.
    »Haben Sie noch was gefunden?«, fragte Skwarecki.
    »Sechs Flaschen«, sagte Cate. »Fünf Old English  800 und eine Halbliterflasche fiesen Bourbon.«
    »Sie haben den Turnschuh«, sagte ich zu Skwarecki. »Was suchen wir noch?«
    »Wenn ich das wüsste«, gab sie zurück.
    »Was ist, wenn nichts mehr da ist?«, fragte Cate. »Was passiert dann?«
    Skwarecki sah zur Kapelle. »Haben Sie noch ein paar von diesen Keksen?«
    »Eine halbe Packung im Auto«, sagte Cate, aber sie schien es nicht eilig zu haben, die Kekse zu holen.
    »Könnte ich ein paar haben?«, hakte Skwarecki nach. »Ich hab nicht zu Mittag gegessen, und langsam fühle ich mich ein bisschen schwach auf den Beinen.«
    »Detective«, begann Cate, dann machte sie eine Pause. Sie sah aus, als hätte sie etwas Ernstes zu sagen.
    »Ja, Ma’am?«
    Cate seufzte. »Ach, nichts. Ich hole die Kekse.«
    Wir folgten ihr durch das Tor.
    Cate öffnete den Wagen und griff nach einer Supermarkttüte, die auf der Rückbank lag. Dann richtete sie sich mit der blauen Kekspackung in der Hand wieder auf. »Hat jemand Durst?«
    Skwarecki lehnte ab, und ich sagte: »Danke.«
    Als Cate den Wagen wieder geschlossen hatte, machte sich Skwarecki über die Kekse her, während Cate sie mit gerunzelter Stirn beobachtete.
    »Cate«, sagte Skwarecki mit dem Mund voller Kekskrümel, »Sie haben doch irgendwas auf dem Herzen.«
    »Ich werde den Gedanken an den armen kleinen Jungen nicht los.«
    Skwarecki schluckte. »Verständlich.«
    »Die Vorstellung, dass sein Mörder einfach davonkommt …?« Cates Stimme verlor sich.
    Skwarecki biss in den nächsten Keks.
    Ich wartete, bis sie fertig gekaut hatte. »Am Ende steht das Wort der Mutter gegen das Wort ihres Lovers, oder?«
    »Kann man überhaupt irgendwie feststellen, wer von beiden es war?«, fragte Cate.
    Skwarecki schüttelte den Kopf und klappte die offene Seite der Packung sorgfältig zu. »Anhand dessen, was wir bisher haben? Nein.«
    »Wenn wir ihn früher gefunden hätten?«, fragte Cate.
    »Möglich, dass wir bei einer Obduktion Hinweise auf einen der beiden gefunden hätten. Aber so können wir nur hoffen, dass der Gerichtsmediziner Teddys Alter zur Zeit der jeweiligen Frakturen schätzen kann. Vielleicht fällt der Lover damit aus. Vielleicht nicht.«
    »Aber wer ihm die Knochen gebrochen hat, lässt sich nicht sagen«, warf ich ein.
    »Madeline«, sagte Skwarecki, »vielleicht können wir nicht einmal die Todesursache feststellen.«
    »Der Brustkorb …«, sagte ich.
    Skwarecki schüttelte den Kopf. »Das Einzige, was wir mit Sicherheit wissen, ist, er hat nicht lange genug gelebt, dass seine Knochen heilen konnten. Die Rippen könnten auch post mortem zertrümmert worden sein.«
    »Gibt es überhaupt genug Beweise, die für eine Festnahme reichen?«, fragte Cate. »Die Mutter oder ihr Freund oder beide?«
    »Wir arbeiten daran«, sagte Skwarecki. »Ich warte noch auf eine Sache.«
    In diesem Moment meldete sich ein leises Star-Wars- artiges Trillern aus ihrer Richtung.
    »Mein Funk«, erklärte sie und schlug die Jacke zurück, um einen Blick auf ihren Gürtel zu werfen. »Ich muss kurz aufs Revier zurück.«
    Cate nagte an ihrer Unterlippe. Beide hätten wir Skwarecki am liebsten an der beigen Jacke gepackt und angeschrien: »Was für eine Sache? Worauf warten Sie?«, und sie dabei so fest geschüttelt, dass ihr die Augen in

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