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Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Read
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Meldungen an die Administration of Children’s Services – das Jugendamt – weitergeleitet werden. Wenn es dazu kommt, schickt das Jugendamt innerhalb von vierundzwanzig Stunden jemanden zu der Familie nach Hause.«
    »Und das SCR hat den Fall also weitergeleitet?«, fragte ich.
    »Ms Keller hat die Stelle für sachkundige Zeugen angerufen, also wurde sie ernst genommen. Sie war früher Krankenschwester in der Notaufnahme.«
    »Und was macht sie jetzt?«, fragte Cate.
    »Chemotherapie.«
    Ich sah Skwarecki an, dass sie nicht auf einen Wechsel von Ms Kellers beruflichem Fach anspielte. »Wie schlimm?«
    »Vor zwei Jahren wurden ihr beide Brüste abgenommen. Letzten Herbst wurden Metastasen in der Lunge gefunden. Jetzt ist auch die Leber befallen.«
    »Das heißt, sie kennt sich nicht nur mit Anzeichen von Misshandlung aus«, sagte ich, »sondern sie ist auch viel zu Hause.«
    Skwarecki nickte.
    »Haben Sie sie kennengelernt?«, fragte Cate.
    »Am Telefon«, sagte Skwarecki. »Morgen bin ich mit ihr verabredet. Erinnern Sie sich an Louise Bost?«
    »Die Staatsanwältin mit den schicken Schuhen«, sagte Cate.
    »Sie kommt mit, wenn ich Ms Kellers Aussage aufnehme.«
    »Und Ms Kellers Aussage ist das, was Sie für eine Festnahme noch brauchen?«, fragte ich.
    »Ja, aber es ist auch eine Frage der Zeit«, sagte Skwarecki.
    Ich lehnte mich an Cates Wagen. »Was heißt das?«
    »Ms Keller ist in einem Hospiz.«
    Cate schauderte. »Sie ist todkrank und hat trotzdem versucht, Teddy zu retten.«
    »Ms Keller ist hart im Nehmen«, sagte Skwarecki. »Sie weigert sich, Morphium zu nehmen, bis sie ihre Aussage gemachthat. Sie will auf jeden Fall vermeiden, dass ihre Aussage wegen Medikamenteneinfluss infrage gestellt wird.«
    »Wie alt ist sie?«, fragte ich.
    »So alt wie ich«, sagte Skwarecki. »Gerade dreiundvierzig geworden.«
    »Was ist mit der Sozialarbeiterin?«, fragte ich.
    Skwarecki sah mir wieder in die Augen. »Mit ihr habe ich auch gesprochen.«
    »Und?«
    Sie antwortete nicht.
    »Detective«, sagte ich, »jemand bekommt einen glaubwürdigen Bericht, dass ein kleiner Junge krankenhausreif geschlagen wird, und tut nichts?«
    »Sie hat die Akte geschlossen.«
    » Wie bitte ?«, fragte Cate.
    »Nicht sofort. Sie hat einen Hausbesuch gemacht. Hat sich mit Teddys Mutter unterhalten, sich die Verletzungen angesehen – die alten und die neuen. Dann hat sie ›Kindeswohlgefährdung‹ in den Bericht geschrieben.«
    »Was bedeutet?«, fragte ich.
    »Es bedeutet, die Sozialarbeiterin war der Meinung, dass Teddys Situation gerichtliche Maßnahmen verlangte.«
    »Das war das Beste, was sie tun konnte?«, fragte ich.
    »Das Zweitbeste. Hätte sie ›akute Kindeswohlgefährdung‹ geschrieben, wäre automatisch eine Pflegefamilie für Teddy empfohlen worden.«
    »Und warum hat sie das nicht geschrieben?«, fragte ich.
    Skwarecki zuckte die Schultern. »Wer weiß. Zu viele Fälle auf dem Tisch, zu lange Wartezeiten bei den Pflegefamilien? Kann sein, dass es keinen Unterschied gemacht hätte. Die Sozialarbeiterin hatte vielleicht die besten Intentionen, doch es gibt ein Zeitfenster von sechzig Tagen – bis sie wiederkam, waren sie weggezogen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Und da hat sie die verdammte Akte einfach geschlossen?«
    »Sie konnte sie nicht ausfindig machen, und ja, daraufhin hat sie die Akte geschlossen«, erklärte Skwarecki.
    Ich war außer mir. »Und die ganze Zeit war Teddy gerade mal fünfzehn Kilometer weg? In einem verdammten vom Sozialamt bezahlten Motelzimmer ?«
    Skwarecki drückte mit den Handballen gegen ihre Schläfen – fest. Ihre Finger standen wie Geweihe in die Luft.
    »Hat jemand versucht, Mrs Underhill zu erreichen?«, fragte ich.
    »Bei der ACS?«, schnaubte Skwarecki.
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Meine Schuld. Ich habe schlechte Laune, weil ich nicht zu Mittag gegessen habe.«
    Ich legte ihr die Hand auf den Arm. »Möchten Sie einen Keks?«
    »Eine Aspirin wäre mir lieber«, sagte sie. »Und einen Schnaps, um sie runterzuspülen.«
    »Ich habe Paracetamol im Handschuhfach«, sagte Cate, »nur für den Schnaps müssen Sie selbst sorgen.«
    Dankbar schluckte Skwarecki zwei der dicken weißen Pillen und trank Eiswasser hinterher.
    »Hören Sie«, sagte sie, »ihr seid echt toll. Ich bin Ihnen für die Hilfe sehr dankbar. Tut mir leid, wenn ich unausstehlich bin.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie reißen sich den Arsch auf, Detective, und ich stehe hier und stelle blöde Fragen, als würde

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