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Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Read
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sie nicht wissen, dass die Sache im Moment ganz oben auf meiner Liste steht.«
    »Seid ihr euch sicher, dass der Typ überhaupt ihr Freund ist?«, fragte Dean.
    Ich verdrehte die Augen.
    Er sah Pagan an. »Ich meine, hat sie wirklich gesagt: ›Ich will euch die neue Liebe meines Lebens vorstellen‹? Vielleicht ist er nur ein Reisebegleiter, mit dem sie sich die Benzinkosten und die Autobahngebühren teilt.«
    »Dean, wir reden hier von Constance «, erklärte Pagan. »Nicht was sie sagt, zählt, sondern wie vergnügt sie es sagt.«
    »Was hat sie denn gesagt?«, fragte Dean. »Ich meine, zu diesem Typ?«
    Pagan zuckte die Schultern. »Es ist der mit dem Boot.«
    »Und?«, sagte Dean. »Der mit dem Boot fährt mit eurer Mutter im Auto nach New York. Bei euch klingt es wie Alarmstufe Lila.«
    »Sei nicht so naiv«, sagte ich. »Er lädt ihre Kinder zum Mittagessen im 21-Club ein.«
    »Inklusive Mitbewohnerinnen und Ehemännern«, sagte Sue.
    Pagan tätschelte meinem Mann die Hand. »Die beiden pimpern«, sagte sie. »Das ist klar.«
    Nachdem Dean später ins Bett gegangen war, schnitt ich das Krokodil von einem alten Lacoste-Hemd aus und nähte es auf die Brust seines neuen Blaumanns. Es passte gut zu dem Fischgrätmuster.
    Dann ging ich ins Schlafzimmer und küsste ihn auf die Stirn, bevor ich den Overall zusammenfaltete und in seine Reisetasche legte.
    Am Tag darauf rief ich Skwarecki am späten Vormittag von der Arbeit aus an, nachdem sich der erste Ansturm beruhigt hatte.
    »Die Sache kommt ins Rollen«, sagte sie. »Staatsanwältin Bost will das Prozedere mit Ihnen durchgehen, damit Sie wissen, was Sie erwartet.«
    »Sagen Sie mir, wo und wann.«
    »Schaffen Sie es morgen um elf?«
    »Ich arbeite nachmittags um drei. Meinen Sie, das reicht?«
    Skwarecki sagte, wahrscheinlich, dann erklärte sie mir, wie ich mit der U-Bahn zum Gericht kam.
    »Nehmen Sie den ersten Wagen zum Union Turnpike und dort die letzte Treppe am Bahnsteig zum Queens Boulevard«, sagte sie. »Auf dem Bürgersteig steht eine große Marmorstatue – ein molliger Typ mit Schwert auf einem Haufen von Leichen. Das Dickerchen lassen Sie links liegen, bis Sie nach der nächsten Kreuzung einen großen hässlichen grauen Gebäudekomplex sehen. Sie nehmen den Eingang direkt an der Straße. Ich hole Sie in der Lobby ab.«
    Ich schrieb mir alles auf. »Und wie läuft es sonst so?«
    »Ich bin froh, wenn das Jahr zu Ende ist, das kann ich Ihnen sagen. Wir haben jetzt schon zweitausenddreihundert Morde. In meinem ersten Jahr im Dienst waren es knapp eintausend.«
    »Wie kommt das, ist die Bevölkerung gewachsen?«
    »Nein, die Bevölkerungszahl ist gleich, aber es wird doppelt so viel gemordet. Raubüberfälle? Ungefähr viermal so viel.«
    »Was zum Teufel ist da los?«
    »Weniger Jobs, härtere Drogen.«
    »Meinen Sie, es wird je wieder wie früher?«
    »Das schafft nicht mal Dinkins.«
    Ich sah auf die Uhr. »Mist.«
    »Was ist?«
    »Ich bin mit meiner Mutter zum Lunch verabredet«, sagte ich. »Der neue Freund wird vorgestellt.«
    »Ich dachte, Sie wären verheiratet.«
    »Nicht meiner, ihrer. Sie ist nicht gerade berühmt für ihre Trefferquote.«
    »Puh. Na dann, viel Glück.«
    »Ihr Wort in Gottes Ohren«, sagte ich und legte auf.

30
    »Wie heißt der Neue?«, fragte Sue.
    Sie saß zwischen mir und Pagan im Fond eines alten Checker-Taxis auf dem Weg zum 21-Club.
    »Larry oder so«, sagte Pagan. »Tony? Ich hab es vergessen.«
    »Ich bin gespannt, ob er verheiratet ist«, sagte Sue. »Wie Bonwit.«
    Ich sah aus dem Fenster. »Oder ob wir bei ihm auch das Kindermenü bestellen müssen wie bei Bonwit.«
    Sue lachte. »Der war echt knallhart.«
    »Ha«, sagte ich. »Fieses Arschloch.«
    »Manchmal war er auch ganz nett«, sagte Pagan.
    »Bonwit, nett?«, fragte Sue.
    »Als er starb«, sagte Pagan. »Ein paar Tage vor seinem Tod.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das zählt nicht.«
    »Er hatte Angst«, sagte Pagan. »Und da ist er irgendwie lieb geworden.«
    »Tut mir leid, dass er Angst hatte«, entgegnete ich, »er war trotzdem ein Arschloch.«
    »Ja«, sagte Pagan, »aber du hättest ihn im Krankenhaus sehen sollen. Er hat sich so über das Buch gefreut, das du ihm geschickt hast, über die Großsegler, die den Weizen nach Australien brachten. Ich war richtig traurig, als er starb, kannst du dir das vorstellen? Das war eine echte Überraschung.«
    »Ich war traurig, dass Mom traurig war«, sagte ich. »Sie hat ihn echt geliebt.«
    »Vielleicht

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