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Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Read
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Woche kenne. Danach muss ich mit meiner Mutter Mittagessen gehen.«
    »Klingt toll«, sagte sie. »Ist Ihre Laune jetzt besser?«
    »Ich fühle mich wie neu geboren«, sagte ich.
    »Na dann, gute Nacht. Ich muss los.«
    »Darf ich Sie noch was fragen?«
    »Klar.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer von beiden Teddy umgebracht hat?«
    »Wir haben den Freund im Auge, aber Angela wird auch angeklagt.«
    »Haben Sie mit Mrs Underhill gesprochen?«
    »Vor ein paar Tagen, gleich nachdem wir uns gesehen haben.«
    »Wie war es?«
    »Wir glauben, dass sie vor Gericht aussagt. Sie haben Ihre Sache gut gemacht.«
    »So Gott will.«
    »Ja, oder?«

28
    Am Ende schlief ich ganz gut, unter den Umständen.
    Dean, dessen Biorhythmus immer noch von irgendwelchen neurochemischen Spuren der Färsen und Weizenfelder seiner Kindheit gesteuert wurde, wachte im Morgengrauen auf und machte einen langen Spaziergang, doch er war längst wieder unten bei Christoph, als ich mich aus den Federn kämpfte.
    Unser Gastgeber drängte uns, wenigstens bis zum Mittagessen zu bleiben, aber wir schafften es, uns rauszureden, indem wir irgendwelche nicht näher genannten Dringlichkeiten zu Hause vorschützten und die zeitaufwendige logistische Herausforderung, meinen Wagen wieder in die Scheune zu stellen und von Locust Valley mit dem Zug zurück in die Stadt zu fahren.
    »Wenn du willst, kannst du ihn jederzeit in New Jersey auf den Firmenparkplatz stellen«, schlug Christoph vor. »Das wäre vielleicht praktischer.«
    Er lächelte mich an, und um seine Augen kräuselten sich Fältchen.
    Als ich ihm für das Angebot dankte, kam Astrid die Treppe herunter, bleich vom Wein und mit verschlafenen Augen.
    »Ihr geht schon?«, fragte sie, als ihr Blick auf die zwei kleinen Taschen an der Haustür fiel.
    »Die Pflicht ruft«, erklärte ich.
    »Küsschen.« Sie beugte sich zu mir und hüllte mich in ihre Dunstwolke, die nach Aschenbecher und schal gewordenem Parfum roch.
    Ich flüsterte ihr ins Ohr: »Richte Cammy Grüße aus, sie schuldet mir sechs Percodan.«
    Astrid richtete sich auf und blinzelte mich an. »Du nimmst es mir doch nicht übel, Schatz, oder? Es ging nicht anders. Wir hätten das verdammte Dinner sonst nicht überlebt.«
    »Ach … wir haben doch alle Freunde, deren Gesellschaft wir nur unter Drogen ertragen.«
    Astrid klatschte in die Hände. »Das erinnert mich an etwas. Ich habe ein Geschenk für dich.«
    Leichtfüßig trippelte sie nach oben und kam einen Augenblick später mit einem zerfledderten Taschenbuch zurück.
    »Ich hab es neulich gefunden und gleich an dich gedacht«, erklärte sie und reichte mir den Band.
    Ich las den Titel. »Das ist … etwas unerwartet. Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.«
    Das meinte ich ernst. Das Buch, das ich in den Händen hielt, war Mein Kampf .
    Ich schlug die erste Seite auf, in der Hoffnung, sie hätte mir irgendeine Pointe als Widmung reingeschrieben oder wenigstens eine Erklärung.
    Die erste Seite war leer, bis auf den nichtssagenden Eintrag $ 2 in Bleistift oben in der rechten Ecke.
    »Ich habe keine Ahnung, was das bedeuten soll«, sagte ich und klemmte mir das abstoßende Buch unter den Arm, »aber ich werde garantiert stets an unser Wochenende hier denken, wenn ich es sehe.«
    »Was sollte das denn?«, fragte Dean im Auto.
    »Ich hatte gehofft, du erklärst es mir«, gab ich zurück.
    Er schüttelte den Kopf und hob ratlos die Hände.
    »Dean, ich meine – Mein Kampf ? Was soll die Scheiße?«
    Am Ende der Auffahrt bremste ich und hielt Ausschau nach entgegenkommendem Verkehr.
    »Eine Art Diagnose ihrer ehelichen Situation oder einfachnur ein verwirrtes, aber nachdrückliches ›Leck mich am Arsch‹?«
    »Vielleicht ein Hilfeschrei«, sagte er.
    »Ich kapier es einfach nicht«, sagte ich. »Wirklich nicht.«
    »Bunny, da gibt es nichts zu kapieren. Astrid ist total durchgeknallt.«
    Er hatte recht, was mich nicht tröstete. »Sollen wir frühstücken gehen?«
    »Fahren wir erst mal bis Commack«, sagte ich. »Die Leute hier tun wahrscheinlich Weinbergschnecken ins Müsli.«
    Alles in allem brauchten wir fünf Stunden, bis wir zu Hause waren, wegen des Sonntagsverkehrs und der Launen der Long Island Railroad, und ich war selten so froh gewesen, endlich wieder im Schoß unserer Kommune anzukommen.
    »Home Sweet Orange Home«, rief ich und ließ mich auf die Couch fallen, deren Hässlichkeit mich aufmunterte.
    Auf dem Couchtisch – unter Sues Wasserpfeife und einem Feuerzeug – lag ein

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