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Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Read
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Jeans saßen so tief, dass die Säume über den lose gebundenen Turnschuhen Falten warfen.
    Höchste Zeit, die Skwarecki-Wache an einen belebteren Ort zu verlegen, und so ging ich auf meiner Straßenseite langsam auf die nächste Ecke zu und versuchte dabei, nicht paranoid zu wirken.
    Augenkontakt oder keinen?
    Immer noch unentschlossen, als ich so gut wie auf ihrer Höhe war, entging ich der Frage, indem ich die Augen zukniff und gähnte. Dann legte ich einen Zahn zu und mischte mich an der Bushaltestelle unter die Leute.
    Skwarecki war inzwischen eine Dreiviertelstunde zu spät. Ich überlegte, ob ich mich auf die Suche nach einer Telefonzelle machen sollte, aber ich wollte sie nicht verpassen, wenn sie endlich kam.
    Ein Bus hielt, und alle anderen stiegen ein. Dann fuhr er weiter, und ich stand allein vor dem vorbeirauschenden Verkehr. Weitere fünf Minuten verstrichen, dann zehn. Immer noch keine Spur von ihr.
    Ich sah mich nach einer Telefonzelle in der Nähe um – kein Glück. Ich spähte über die Schulter, ob die beiden Friedhofstorwächter inzwischen weitergezogen waren.
    Jetzt war es nur noch einer, und er grinste mich an.
    Hinter mir heulte ein Motor auf, dann knallte es laut. Einen Augenblick lang hoffte ich, dass es nicht das Geräusch von schnellen Reifen war, die ungebremst auf den Bordstein fuhren.
    Doch bevor ich mich umdrehen konnte, krachte mir etwas in die Beine.
    Ich flog durch die Luft, dann war ich plötzlich nirgendwo.»… Platzwunde am Kopf … möglicher Unterarmbruch …«
    Skwareckis Stimme wurde lauter und leiser.
    Ich öffnete ein Auge und sah verschwommen ihr Gesicht über mir, dann zuckte ich mit der Hand, um meinen Kopf zu betasten. In dem Moment rammte mir jemand eine Handvoll Zimmermannsnägel ins Fleisch des rechten Unterarms.
    »Schickt sofort die Sanis, verdammte Scheiße«, rief sie.
    Ich wollte sagen: Wie wär’s mit einem Krankenwagen?, doch heraus kam nur: »Aaaaamn …«
    »Sie kommt zu sich.« Eine Männerstimme.
    Ich hob den Kopf, sah Sterne und alles wurde wieder schwarz.
    Ein Ruck und ein Schlingern, und meine Augen waren offen. Sirenen und ein Mann in Sanitäterjacke, der sich über mich beugte. Irgendwas Steifes um meinen Hals, sodass ich den Kopf nicht bewegen konnte.
    »Skwarecki?« Das Sprechen tat weh.
    Der Mann sah zu mir runter. »Gleich hinter uns.«
    »Mein Arm.«
    »Das wird schon. Wir haben es gleich.«
    Wir kippten leicht zur Seite, die Sirene wurde leiser.
    Der Mann verschwand, dann ruckelte es, und sie schoben mich hinten aus dem Wagen, das Schnauben einer hydraulischen Tür und danach Lichtstreifen, die über mir vorbeiliefen.
    Jemand riss einen Vorhang zur Seite, dann blieb alles stehen.
    Eine haarige Hand leuchtete mir mit der Taschenlampe in die Augen. Ich spürte das Knipsen einer Schere an meinem linken Ärmel.
    Mein rechter Arm tut weh.
    Der Vorhang wurde zurückgezogen, und ich hörte Skwarecki bei meinen Füßen sagen: »Oje.«
    »Mich kann man wohl nirgendwo hin mitnehmen«, murmelte ich heiser.
    »Ja, oder?« Sie versuchte zu lachen, aber sie klang nervös.
    Was mir eine Heidenangst einjagte.
    Die Schere schnippelte durch mein Hemd, bis ich obenrum ziemlich blank war, und dann piekte und tastete der Typ mit den haarigen Händen an mir herum, dass ich vor Schmerz wimmerte.
    Hoffentlich habe ich nicht den alten BH an, den ich mit Sicherheitsnadeln geflickt habe.
    »Das wird schon«, sagte Skwarecki.
    »Na sicher«, sagten die haarigen Hände. »Den Arm haben wir gleich wieder gesetzt.«
    »Dafür muss ich nicht wach sein, oder?«
    Keine Antwort. Na toll.
    Skwarecki drückte meinen rechten Spann. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, was das hieß.
    »Ich bin barfuß?«
    Verdammt, wer klaute ein Paar fünf Jahre alte Hightops, die ich von der Wohlfahrt hatte?
    »Ich habe Ihre Turnschuhe hier in einer Tasche«, sagte Skwarecki.
    Vielleicht hingen meine amputierten Füße noch drin, und ich wusste noch nichts davon.
    Nur dass ich eben ihre Hand gespürt hatte.
    Ich versuchte, an beiden Füßen mit den Zehen zu wackeln – war das wirklich die Trage unter meinen Fersen oder hatte ich schon Phantomempfindungen? Vergiss die Füße – hatte ich meine Beine noch?
    Ich presste die Augen zu und kreuzte auf der Seite, wo ich keine Höllenschmerzen hatte, die Finger. »Skwarecki, können Sie mir bitte sagen, warum Sie meine Schuhe in der Tasche haben?«
    »Ich dachte, Sie wollten sie wiederhaben«, sagte sie.
    Na gut, dann waren sie wahrscheinlich

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