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Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Read
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Sue.
    »Keine Ahnung. Anscheinend habe ich mir den Kopf auf dem Dach angeschlagen und bin dann abgeprallt.«
    »Daher die Platzwunde«, sagte Pagan.
    Ich zuckte die Schultern, dann schauderte ich. »Haben wir noch Schmerztabletten? Es fängt alles wieder zu pulsieren an.«
    »In der Küche.« Dean biss schnell in den Burger, bevor er aufstand, um welche zu holen.
    »Du bist ein junger, braungebrannter Gott«, rief ich ihm nach.
    »Du bist high«, rief er aus dem Flur zurück.
    »Und was haben die zwei Typen dann gemacht?«, fragte Pagan.
    »Eigentlich nichts«, sagte ich. »Nur … als ich noch einmal einen Blick zurückwarf, war einer von ihnen weg, und der andere hat mich angegrinst.«
    »Das fiese Grinsen der Vorahnung oder meinte er eher: Schönen Tag noch, hübsche Frau?«, fragte sie.
    »Pagan«, schaltete sich Sue ein, »wann war das letzte Mal, dass dich ein Fremder angegrinst hat, ohne ein Teppichmesser zu ziehen und deinen Geldbeutel zu verlangen?«
    »Letzten Monat in der U-Bahn«, sagte meine Schwester.
    »Der Kerl, der den Pimmel rausgeholt und dich danach angekotzt hat?«, fragte ich.
    Sue lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Eben.«
    »Er hat nicht extra auf mich gekotzt«, sagte Pagan. »Das meiste ging auf seine Aktentasche.«
    Dean kam mit einer weißen Papiertüte zurück. »Soll ich sie dir aufmachen?«
    »Bitte«, sagte ich.
    Dann schüttelte er ein paar Tabletten aus einem Plastikfläschchen in meine linke Hand. »Hast du noch genug Cola, um die runterzuspülen?«
    »Klar.« Ich warf sie ein und schluckte sie runter.
    »Und jetzt iss deinen Burger«, sagte er.
    »Zuerst die Pommes, okay?«
    Er nahm ein paar mit der Hand und hielt sie mir an die Lippen.
    Ich biss die Hälfte ab, kaute und sagte mit vollem Mund: »Fehlt Salz.«
    Dean schüttelte den Kopf. »Nein, tut es nicht.«
    Ich beschimpfte ihn, doch er stopfte mir einfach den Rest der Pommes in den Mund.
    »Nicht fair«, murmelte ich, nachdem ich runtergeschluckt hatte.
    »Iss«, sagte er.
    Das Telefon klingelte, und Sue ging ran.
    Ich drehte den Kopf weg, als Dean mir den Cheeseburger hinhielt.
    »Nein, hier ist ihre Mitbewohnerin«, sagte Sue. »Aber sie sitzt neben mir auf der Couch.«
    Ich sah sie an und fragte lautlos: »Wer ist es?«
    Dean nahm mir die Pepsi aus der Armbeuge, damit Sue mir das Telefon reichen konnte.
    »Dingsda«, sagte sie. »Von der Polizei.«
    Ich zerrte den Hörer an mein Ohr, die Schnur war straff gespannt. »Skwarecki?«
    »Die und keine andere. Wie geht’s dem Veilchen?«
    »Ich gehe Spiegeln aus dem Weg wie ein Vampir.«
    »Gut so.«
    »Hey«, sagte ich. »Danke, dass Sie sich heute um mich gekümmert haben. Sie haben was gut bei mir.«
    »Ach, halten Sie die Klappe. Es war das Mindeste – ich meine, wenn ich pünktlich gewesen wäre …«
    »War nicht Ihre Schuld«, sagte ich.
    Sie seufzte. »Wenigstens wollte ich Ihnen zum Abschluss des Tages noch was Erfreulicheres erzählen.«
    Ich warf einen Blick auf meine blauen Finger, die inzwischen so geschwollen waren, dass sie glänzten. »Ist nicht schwer, aber schießen Sie los.«
    »Ich habe ihn, Madeline.«
    »Sie haben wen?«
    »Den verdammten Schuh«, sagte sie. »Hier vor mir auf dem verdammten Schreibtisch – mit Alfs Visage drauf und allem.«
    Mir wurde schwindelig. »Dann hat sich der Unfall wenigstens gelohnt.«
    »Dazu habe ich vielleicht auch was«, sagte sie.
    »Was?«
    »Ein Stück Nummernschild und eine Beschreibung des Wagens. Ich kann nichts versprechen, aber meine Leute versuchen, die Zahl der infrage kommenden Wagen einzugrenzen, okay?«
    Ich klopfte wieder auf das Holz der Couchtischplatte. »Gott liebt Sie, Skwarecki, mit Vorbau und allem.«
    Dean überredete mich, den halben Burger zu essen, bevor ich mich von einer Welle des Schlafs davontreiben ließ.
    Ich wachte im Stockdunkeln auf, weil ein Müllwagen die Sixteenth Street heraufkam und vor jedem Gebäude die Metalltonnen gegen die Klappe donnern ließ.
    Die grüne LED-Anzeige an der Anlage zeigte vier Uhr zwei. Ich konnte das linke Auge immer noch nicht öffnen, und mir taten die Knochen weh, als hätte der Müllwagen auch mich verschluckt.
    Zwei scharfe Pfiffe von unten, der Fahrer ließ die Kupplung kommen und rumpelte weiter in Richtung Sixth Avenue.Im orangen Schein der Straßenlaternen sah ich, dass mir jemand Schmerztabletten auf den Couchtisch gelegt und eine Kaffeetasse danebengestellt hatte.
    Ich tastete nach den Pillen und fühlte mich dabei so wund und

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