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Der Junge, der mit den Piranhas schwamm

Der Junge, der mit den Piranhas schwamm

Titel: Der Junge, der mit den Piranhas schwamm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Nähe von Birmingham.“
    „Aber was ist mit …“
    „Dem Orinoko? Dem Amazonas? Ich habe natürlich davon gelesen. Ich habe Bilder und Filme gesehen. Es muss fantastisch dort sein. Und ja, ich habe die feste Absicht, eines Tages dorthin zu reisen – hoffentlich mit dir. Aber bisher war ich noch nicht dort. Weder am Amazonas noch am Orinoko noch im Pantanal.“
    „Also ist die Geschichte Ihrer Kindheit eine …“
    „Eine Legende. Ein Märchen.“
    Stan seufzt. Das ist alles ein bisschen viel für ihn. Vielleicht sollte er tatsächlich in die Fischzuchtgasse zurückkehren.
    Pancho betrachtet ihn. „Ich sage dir das, weil ich dir vertraue. Ich weiß, dass du es niemandem weitererzählen wirst. Ich weiß, dass du treu und wahrhaftig bist, denn als ich dich sah, habe ich mich selbst in dir gesehen.“
    Pirelli drückt Stan ein Glas mit einer dunklen Flüssigkeit in die Hand. Stan riecht daran. „Das ist schwarze Brause!“, sagt er.
    „Das stimmt. Trink aus. Sie wird dich stärken.“
    Stan nippt an dem Getränk. Und wie beim letzten Mal findet er es seltsam und köstlich zugleich.
    „Jetzt werde ich dir die ganze Wahrheit erzählen“, sagt Pirelli. „Ich war ein unglücklicher, einsamer Junge. Meine Eltern starben, als ich noch ein winziger Kümmerling war …“
    „Genau wie meine“, wirft Stan ein.
    „Ja, das habe ich mir gedacht. Genau wie deine. Ich wurde von entfernten Verwandten aufgenommen, von einem mürrischen, lieblosen Paar namens Onkel Harry und Tante Fred.“
    „Tante Fred?“
    „Eine Abkürzung für ‚Frudella‘“, erklärt Pirelli. „Obwohl sie tatsächlich als Mann hätte durchgehen können mit diesen Haaren. Sie rauchte Pfeife und sie konnte weiter spucken als jeder Mann. Und was für ein Schandmaul sie hatte! Die beiden steckten mich in eine Schule, in der ich nur Hass und Angst empfand. St. Blasius hieß der Ort. Aber ich will es kurz machen: Eines Tages kam ein Zirkus in die Stadt und ich schloss mich ihm an.“
    „Sie haben Sie nicht gefunden?“, fragt Stan.
    Pirelli schüttelt den Kopf. „Vermutlich haben sie nicht nach mir gesucht.“
    „Und da fingen Sie an, mit den Piranhas zu schwimmen?“
    „Oh nein. Ich habe die Ställe der Kamele und Lamas ausgemistet. Ich habe die Zebras gestriegelt und die Elefanten gewaschen. Das waren liebe Tiere. Und dann, eines Tages im Frühling, tauchte Pedro Perdito auf.“
    „Pedro Perdito?“
    „Mit seinen Piranhas. Und er kam tatsächlich aus Brasilien. Das hat er jedenfalls immer behauptet. Er hat mich entdeckt, so wie ich dich entdeckt habe. Er meinte, unsere Begegnung sei Schicksal gewesen. Er unterwies mich in Fischkunde und im Märchenerfinden. Er bildete mich aus und machte mich zu dem, was ich heute bin – zu dem großartigen und fantastischen Pancho Pirelli. Das ist er, schau her, das ist Pedro Perdito.“
    Noch ein Foto. Es sieht uralt aus, als ob es mit ausgewaschener Farbe gemalt worden wäre. Auf dem Foto steht ein dunkelhäutiger und dunkelhaariger Mann mit einem Schnurrbart und einem himmelblauen Umhang. Hinter ihm befindet sich ein Piranha-Becken, in dem die Fische mit den mächtigen Kiefern schwimmen. Auf dem Vorhang, der zur Seite gezogen ist, kann man die gefalteten Buchstaben seines Namens sehen.
    „Pedro Perdito!“, sagt Pancho. „Ein Mann voller Wunder! Ein Mann voller Magie! Pedro Perdito, mein Meister. Ist er nicht fantastisch?“
    „Ja“, sagt Stan.
    „Gut. Jetzt trink die schwarze Brause und dann ziehst du das hier an.“
    „Was denn?“
    Pirelli grinst. Er greift wieder in die Schublade. Er zieht eine himmelblaue Badehose heraus, einen himmelblauen Umhang und eine Taucherbrille.
    „Das hier“, sagt er. „Die Hose und der Umhang und die Brille, die Pancho Pirelli gehörten, als er ein Junge war. Die Hose, der Umhang und die Brille, die nur auf einen neuen Pancho gewartet haben!“

Fünfunddreißig
    Stan sieht glänzend aus in seinen neuen Sachen. Er ist hager und mager, und natürlich ist er immer noch unser kleiner Stan, aber er fühlt sich bereits wie ein neuer Stan. Er steht mit Pancho in der Morgensonne neben dem Piranha-Becken. Gemeinsam betrachten sie die mörderischen Fische.
    „Ich werde dich natürlich nicht einfach hineinwerfen“, sagt Pancho.
    Was? Mich hineinwerfen? , denkt Stan.
    „Ich sollte dich tatsächlich ausbilden, wie Dostojewski sagte“, fährt Pancho fort. „Das ist doch heutzutage modern, nicht wahr? Ausbildung und Übung und so weiter und so fort.“
    „Ich glaub

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