Der Junge, der mit den Piranhas schwamm
diese Geschichte ganz verlassen und eine andere beginnen.
Aber nein. Das ist wohl nicht der richtige Zeitpunkt. Das ist eher der Moment, in dem wir uns auf unseren Helden konzentrieren sollten, auf Stanley Potts. Meint ihr nicht auch?
Also gut. Er ist drin in dem tödlichen Wasser, im Becken der Verdammnis, im …
Er taucht unter, kopfüber, bis zum Grund des Beckens. Das Wasser verwandelt sich in einen Sturm aus Blasen und Strudeln, aus wirbelnden Gliedern und zappelnden Fischen. Stan prallt vom Beckenboden ab. Er sieht ganz und gar nicht wie ein echter Artist aus. Die Fische schwimmen verwirrt um ihn herum. Er kommt wieder an die Oberfläche und schnappt nach Luft. Und in diesem Moment packt ihn Dostojewski und zieht ihn aus dem Wasser.
„ STAN !“, brüllt er. „ HIMMEL NOCH MAL ! DU SOLLST DOCH HEUTE NUR ÜBEN !!!“
„ ABER DAS MACH ICH DOCH !“, brüllt Stan zurück. „ WERFEN SIE MICH GEFÄLLIGST WIEDER REIN !!!“
Aber das kann Dostojewski natürlich nicht machen. Er legt sich Stan über die Schulter und trägt ihn die Leiter hinunter. Pancho Pirelli tritt zu ihnen.
„Was grinsen Sie so, Pirelli?“, tobt Dostojewski. „Der Junge hätte getötet werden können!“
„Ich grinse“, sagt Pancho, „weil Sie genau im richtigen Moment zugegriffen haben, Herr Dostojewski. Das sah aus, als würde es zur Vorstellung gehören. Möchten Sie sich uns vielleicht anschließen?“
„ Mich Ihnen anschließen!“ , schreit Dostojewski. „Das ist doch Wahnsinn, Pirelli! Gestern wusste der Junge noch so gut wie nix über Piranhas und jetzt schmeißen Sie ihn zu der Teufelsbrut ins Wasser!“
„Ja.“ Pancho lächelt. „Ist er nicht fantastisch? Der Junge wuchs am Ufer des Orinoko auf, müssen Sie wissen.“
„Nein, er wuchs in der Fischzuchtgasse auf.“
„Pst!“, sagt Pancho. Er erhebt die Stimme, sodass die Zuschauer ihn verstehen können. „Er wuchs am Ufer des Orinoko auf. Er wurde aufgezogen von den Schamanen des südamerikanischen Regenwalds.“
„Nein, das stimmt nicht!“, sagt Nitascha, die sich ebenfalls zu ihnen gesellt hat.
Jetzt muss Stanley lachen. „Doch, das stimmt, Nitascha.“ Er zwinkert ihr zu. „Das gehört alles zum Mythos. Und ich kann wirklich mit den Piranhas schwimmen.“
„Aber du brauchst noch viel mehr Übung, mein Jung“, sagt Dostojewski. „Gestern noch hast du Plastikentchen geputzt, und heute schwimmst du schon an den Küsten des Todes!“
„In Ordnung“, sagt Pancho. „Wir üben noch ein bisschen. Dann gibt es eine Vorstellung, die in die Geschichte eingehen wird. Was hältst du von heute Abend, Stan?“
„Heute Abend?“, wiederholt Dostojewski fassungslos.
„Ja“, sagt Stan. „Heute Abend.“ Er umarmt Dostojewski und Nitascha. „Ich werde vorbereitet sein. Alles wird gut gehen.“
„Er ist wirklich ein ganz besonderer Junge“, sagt Pancho. „Das haben Sie selbst gesagt.“
„Das stimmt“, sagt Dostojewski. Er schluckt.
„Bitte sagen Sie Ja“, bettelt Stan.
„Okay“, flüstert Dostojewski. „Heute Abend. Aber bis dahin noch viel üben, hörst du?“
Pancho grinst breit und wendet sich dann den besorgten Zuschauern zu.
„Das war nur die Generalprobe, meine sehr verehrten Damen und Herren!“, verkündet er. „Sagen Sie es weiter: Heute Abend findet der erste öffentliche Auftritt von Stanley Potts statt. Sagen Sie es weiter, sagen Sie es all Ihren Freunden! Heute Abend wird ein Star geboren!“ Er reißt die Augen auf. „Oder vielleicht wird der Star auch aufgefressen!“
Achtunddreißig
So, jetzt ist die Gelegenheit gekommen, um nachzusehen, was an anderer Stelle geschieht. Was ist auf der Straße passiert? Wir verlassen den Jahrmarkt, erheben uns in die Luft und sehen nach unten. Oh, verflixt! Da ist doch tatsächlich der DOOF -Lieferwagen und Clarence P. und Doug, Alf, Fred und Ted drängen sich darin aneinander. Er fährt gerade in die Stadt hinein. Er nähert sich der Ampel. Und seht nur: Da wartet ein Polizist an der Kreuzung, derselbe, der Dostojewski, Stan und Nitascha in Empfang genommen hat. Die Ampel wird rot. Der Polizist kommt auf die Straße geschlendert und blickt grimmig durch die Windschutzscheibe.
„Benehmt euch, Jungs!“, warnt Clarence P. Klapp. „Das ist ein Vertrauter des Gesetzes.“
Der Polizist liest, was auf der Seite des Lieferwagens geschrieben steht. Er tritt zur Fahrertür. Clarence P. kurbelt das Fenster herunter.
„Guten Tag, Herr Wachmuster“, sagt er. „Wie schön, dass in
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