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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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verwischt und gezackt«, hatte der Junge gesagt. »Man weiß nicht, welche Stadt gemeint ist, Mexico-City oder New York.« Genau so war es. Bernard hatte gute Arbeit geleistet, hatte den Regenbogen mit schnellen Strichen sicher hingeworfen. Nur widerwillig wandte Tom den Blick wieder ab, doch er wollte nicht, daß Mrs. Piersons ihn fragte, ob er besonders viel für Derwatts übrig habe. Sie sprach gerade mit Thurlow; er berichtete von den Ereignissen in Paris (Telefongespräche) und sagte, Frank und Mr. Ripley hätten nach Berlin einige Tage in Hamburg verbracht, was Lily Pierson ja schon gehört haben mußte. Seltsam, dachte Tom, auf einem Sofa zu sitzen, das größer war als das eigene, vor einem Kamin, der ebenfalls größer war und über dem ein gefälschter Derwatt hing, der so wenig echt war wie Belle Ombres Mann im Sessel.
    »Mr. Ripley, von Ralph weiß ich, wie phantastisch Sie uns geholfen haben.« Lily mußte mehrmals blinzeln. Sie saß auf einem großen grünen Sitzkissen zwischen Tom und dem Kamin.
    »Phantastisch« war für Tom ein Wort, wie es Jugendliche verwandten. Er merkte, daß er es zwar dachte, aber niemals sagte. »Vielleicht hab ich ein bißchen praktisch nachgeholfen«, gab er bescheiden zurück. Frank hatte das Wohnzimmer verlassen, Johnny ebenfalls.
    »Ich möchte Ihnen herzlich danken. Mir fehlen die Worte, weil – nun, zunächst einmal weiß ich von Ralph, daß Sie Ihr Leben riskiert haben.« Sie sprach wie eine Schauspielerin, klar und präzise.
    War Ralph Thurlow wirklich so freundlich gewesen?
    »Ralph sagte, Sie hätten in Berlin nicht mal die Polizei eingeschaltet.«
    »Ich fand es besser, wenn möglich ohne sie auszukommen«, sagte Tom. »Kidnapper drehen manchmal durch. – Wie ich zu Thurlow schon sagte: Die Berliner Burschen waren meiner Meinung nach Amateure. Ziemlich jung und nicht gut organisiert.«
    Lily Pierson beobachtete ihn genau. Sie sah aus wie Ende Dreißig, war aber wahrscheinlich knapp darüber: schlank und sportlich, die Augen so blau wie auf dem Ölporträt in New York, das er gesehen hatte, was dafür sprach, daß ihr blondes Haar echt war. »Und Frank war völlig unverletzt?« Als grenze das für sie an ein Wunder.
    »Ja«, sagte Tom.
    Lily seufzte, sah kurz zu Thurlow hinüber, blickte dann wieder Tom an. »Wie haben Sie Frank kennengelernt?«
    In diesem Moment kam der Junge ins Wohnzimmer zurück, einen verbissenen Zug um die Mundwinkel. Tom nahm an, daß er nach einem Brief oder einer Nachricht von Teresa gesucht und abermals nichts gefunden hatte. Er hatte sich umgezogen, trug jetzt Jeans, Sportschuhe und ein gelbes Nylonhemd. Die letzte Frage hatte er mitbekommen und sagte zu seiner Mutter: »Ich habe Tom in dem Dorf, wo er wohnt, aufgesucht. Zu der Zeit arbeitete ich in einem Nachbarort. Nur nebenbei, als Gärtner.«
    »Wirklich? Na, das wolltest du ja immer schon sein.« Die Mutter schien leicht schockiert, wieder blinzelte sie. »Und wo liegen diese Orte?«
    »Moret, da hab ich gearbeitet«, sagte Frank. »Tom wohnt keine zehn Kilometer weiter. Das Dorf heißt Villeperce.«
    »Villeperce«, wiederholte sie.
    Bei ihrem Akzent mußte Tom lächeln. Er sah zu dem Bild hinauf, betrachtete es liebevoll.
    »Nur ein Stück südlich von Paris.« Frank stand kerzengerade und sprach ungewöhnlich deutlich. »Ich kannte Tom vom Namen her, weil Dad ihn ein paarmal erwähnt hat, in Verbindung mit unserem Derwatt. Weißt du noch, Mom?«
    »Ehrlich gesagt, nein.«
    »Tom kennt die Besitzer der Londoner Galerie. Nicht wahr, Tom?«
    »Ja, das stimmt«, sagte Tom gelassen. Offenbar wollte Frank mit ihm, dem wichtigen Freund, gewissermaßen Eindruck schinden und zugleich vielleicht seiner Mutter oder Thurlow gezielt einen Vorwand liefern, die Frage nach der Echtheit einiger mit »Derwatt« signierter Bilder aufzuwerfen. Würde Frank nun Derwatt und seine sämtlichen Werke verteidigen, selbst die potentiellen Fälschungen? Doch dazu kam es nicht.
    In einem Raum hinter Tom stellte Evangelina, die sich langsam und sicher bewegte, kalte Platten und Wein auf einen langen Tisch. Eugene half ihr dabei. Während sie auftrugen, schlug Lily vor, Tom sein Zimmer zu zeigen.
    »Wie schön, daß Sie wenigstens eine Nacht bleiben können«, sagte sie und ging vor ihm die Treppe hinauf.
    Sie führte ihn in einen großen, quadratischen Raum mit zwei Fenstern und Meeresblick – so sagte sie, obwohl jetzt nichts zu sehen war, nur schwarze Finsternis. Die Möbel waren weiß und golden, ebenso

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