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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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als seine Mutter. Er versicherte Tom, ihr sei es egal, was er abschneide. Sie stellten einen Strauß weißer Rosen zusammen. Tom hätte Susie lieber unvorbereitet überrascht, bat aber dennoch Evangelina – ein passender Name –, seine Ankunft anzukündigen. Das schwarze Hausmädchen meldete ihn an und sagte, er möge doch bitte kurz auf dem Flur warten.
    »Susie will sich noch kämmen!« strahlte Evangelina.
    Nach ein paar Minuten rief eine kehlige oder schläfrige Stimme: »Herein!« Tom klopfte erst und trat dann ein.
    Susie saß in die Kissen gelehnt in einem weißen Zimmer, das jetzt im Sonnenlicht noch weißer schien. Hell auch ihr Haar, das gelblich-grau wirkte, das Gesicht war rund und runzlig, die Augen müde und weise. Sie erinnerte Tom an deutsche Briefmarkenporträts berühmter Frauen, von denen er gewöhnlich noch nie gehört hatte. Ihr linker Arm, der im langen Ärmel eines weißen Nachthemds steckte, lag über der Bettdecke.
    »Guten Morgen. Tom Ripley«, sagte er. Ein Freund von Frank, wollte er schon anfügen, ließ es aber. Vielleicht hatte sie über Lily schon von ihm gehört. »Wie geht es Ihnen heute morgen?«
    »Ganz gut, danke.«
    Gegenüber vom Bett stand ein Fernseher, was Tom an Krankenhauszimmer erinnerte, die er gesehen hatte, doch sonst wirkte der Raum durchaus persönlich: alte Familienfotos, gehäkelte Spitzendeckchen, ein Bücherregal voller Krimskrams, Souvenirs und sogar eine alte Sängerpuppe mit Zylinder, die noch aus Johnnys Kindheit stammen könnte. »Freut mich zu hören. Mrs. Pierson sagte mir, Sie hätten einen Herzanfall gehabt. Das macht einem sicher angst.«
    »Ja, beim erstenmal schon«, grummelte sie. Die alte Frau fixierte Tom mit ihren scharfen, blaßblauen Augen.
    »Ich bin gerade… Frank war ein paar Tage bei mir, in Europa. Vielleicht hat Mrs. Pierson Ihnen das erzählt.« Keine Antwort. Tom sah sich vergeblich nach einer Vase für die Blumen um. »Die Rosen hab ich Ihnen mitgebracht. Sollen Ihr Zimmer ein bißchen aufheitern.« Lächelnd trat Tom vor, den Strauß in der Hand.
    »Vielen Dank.« Susie nahm die Blumen mit der einen Hand (Frank hatte eine Serviette um die Stengel gewickelt) und drückte mit der anderen eine Klingel neben dem Bett.
    Gleich darauf klopfte es, Evangelina trat ein, nahm den Strauß entgegen und wurde von Susie gebeten, eine Vase zu holen.
    Die Alte bot Tom nicht an, sich zu setzen, doch er nahm sich trotzdem einen Stuhl. »Sie wissen wohl…« – Tom wünschte, er hätte nach ihrem Nachnamen gefragt – »…daß Frank der Tod seines Vaters sehr nahegegangen ist. Der Junge hat mich in Frankreich aufgesucht. Ich lebe dort. So sind wir uns begegnet.«
    Sie musterte ihn weiterhin scharf und erwiderte: »Frank ist kein guter Junge.«
    Tom unterdrückte ein Seufzen, gab sich aber betont höflich und freundlich: »Mir kam er ganz nett vor – er war ein paar Tage bei mir zu Hause.«
    »Und warum ist er dann weggelaufen?«
    »Ich glaube, er war durcheinander. Na, und er hat ja nichts weiter getan…« Wußte sie, daß der Junge den Paß seines Bruders entwendet hatte? »Viele junge Leute laufen von zu Hause weg. Und kommen dann zurück.«
    »Ich glaube, Frank hat seinen Vater umgebracht.« Susies Stimme zitterte; sie drohte mit dem Zeigefinger der Hand, die auf der Bettdecke lag. »Und das ist entsetzlich.«
    Tom atmete tief durch. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Das überrascht Sie gar nicht? Hat er es Ihnen gestanden?«
    »Wo denken Sie hin? Nein, ich frage Sie, warum Sie das glauben.« Tom runzelte die Stirn in gespieltem Ernst und täuschte auch eine gewisse Überraschung vor.
    »Weil ich ihn gesehen habe – oder doch fast.«
    Nach einer kurzen Pause fragte Tom: »Sie meinen, auf der Klippe dort draußen?«
    »Ja doch.«
    »Sie haben ihn gesehen? Vom Rasen aus?«
    »Nein, ich war oben. Aber ich sah, wie Frank mit seinem Vater das Haus verließ. Er hat ihn sonst nie begleitet. Sie hatten gerade eine Partie Krocket gespielt. Mrs. Pierson –«
    »Mr. Pierson hat Krocket gespielt?«
    »Na klar! Er konnte den Stuhl steuern, wohin er wollte. Mrs. Pierson hat ihn immer ermutigt, ein bißchen zu spielen, um sich abzulenken. Von den Sorgen um die Firma.«
    »Hat Frank an jenem Tag mitgespielt?«
    »Ja, und Johnny auch. Ich weiß noch, Johnny war verabredet, er ging dann. Aber sie haben alle gespielt.«
    Tom schlug die Beine übereinander. Er sehnte sich nach einer Zigarette, wollte hier aber nicht rauchen. »Sie haben Mrs. Pierson gesagt«,

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