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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Mrs. Schuhmacher…«
    »Schon gut.«
    »Morgen fahre ich, vielleicht auch bereits heute nachmittag, also sage ich jetzt auf Wiedersehen und wünsche Ihnen alles Gute und gute Besserung. – Eigentlich sehen Sie übrigens kerngesund aus, finde ich«, fügte Tom hinzu. Das fand er wirklich. Er war aufgestanden.
    »Sie leben in Frankreich?«
    »Ja.«
    »Ich meine mich zu erinnern, daß Mr. Pierson Ihren Namen einmal erwähnte. Sie kennen diese Kunstleute in London, nicht?«
    »Das stimmt«, antwortete er.
    Wieder hob sie die Linke, ließ sie fallen, blickte zum Fenster.
    »Auf Wiedersehen, Susie.« Tom verbeugte sich, doch sie sah es nicht. Er verließ das Zimmer.
    Im Flur traf er auf Johnny, lang und schlaksig, ein Lächeln im Gesicht. »Gerade wollte ich Sie retten! Lust, meine Dunkelkammer zu sehen?«
    »Klar«, sagte Tom.
    Johnny machte kehrt und führte Tom in einen Raum links im Flur. Er schaltete das Rotlicht ein, so daß der Raum wie eine schwarze, rosarot beleuchtete Höhle wirkte, wie ein Bühnenbild. Die Wände schienen schwarz, sogar das klobige Sofa, und drüben in einer Ecke konnte Tom gerade noch etwas Fahles ausmachen, wohl eine lange Spüle. Johnny knipste das Rotlicht aus und das normale Licht an. Ein paar Kameras standen auf Stativen im Raum. Die schwarzen Flächen wirkten jetzt klein. Die Dunkelkammer war nicht groß. Tom kannte sich mit Kameras nicht aus; er wußte nicht, was er sagen sollte, als Johnny auf einen Apparat zeigte, den er gerade gekauft hatte, außer: »Wirklich beeindruckend.«
    »Ich könnte Ihnen ein paar meiner Arbeiten zeigen. Fast alle sind hier in den Mappen, nur eine hängt unten im Eßzimmer. Ich nenne sie ›Weißer Sonntag‹, doch Schnee ist da nicht zu sehen. Jetzt aber würde Mom gern mit Ihnen sprechen, glaub ich.«
    »Jetzt? Wirklich?«
    »Ja, weil Ralph gerade abreist, und Mom sagte, sie wollte Sie sehen, wenn er gegangen wäre. – Wie war Susie?« Im amüsierten Lächeln des Jungen lag erwartungsvolle Vorfreude.
    »Ganz freundlich. Ich fand, sie wirkte ziemlich stark. Natürlich weiß ich nicht, wie sie sonst ist.«
    »Sie hat nicht alle Tassen im Schrank. Was sie sagt, sollten Sie nicht zu ernst nehmen.« Johnny stand aufrecht da, immer noch lächelnd, doch seine Worte klangen wie eine Warnung.
    Toms Gefühl sagte ihm, daß Johnny seinen Bruder beschützte – daß er gewußt hatte, was Susie sagen würde. Und der Junge hatte Tom gesagt, daß Johnny ihr nicht glauben werde. Tom ging mit ihm nach unten, wo Mrs. Pierson und Mr. Thurlow standen. Der Detektiv, den Regenmantel über dem Arm, mußte lange geschlafen haben, denn Tom sah ihn heute zum erstenmal.
    »Tom…« Thurlow streckte ihm die Hand entgegen. »Sollten Sie je einen wie mich brauchen…« Er fischte in seiner Brieftasche herum und reichte Tom seine Visitenkarte. »Rufen Sie mein Büro an, okay? Meine Privatadresse steht auch drauf.«
    Tom lächelte. »Werd’s nicht vergessen.«
    »Das ist mein Ernst – treffen wir uns doch irgendwann mal für einen Abend in New York. Ich fliege jetzt in die Stadt zurück. Auf Wiedersehen, Tom.«
    »Bon voyage.«
    Tom hatte angenommen, Thurlow werde den schwarzen Wagen nehmen, der in der Einfahrt stand, doch Mrs. Pierson und Thurlow gingen hinaus auf die Veranda und wandten sich nach links: Dort war ein Hubschrauber gelandet oder auf den Zementkreis im Rasen hinter dem Haus gerollt worden. Das Anwesen war vermutlich so groß, daß die Piersons irgendwo am Ende der zwischen Bäumen verschwindenden Startbahn ihren eigenen Hangar haben könnten. Diese Maschine schien kleiner als der Helikopter in New York, aber vielleicht hatte er sich nur daran gewöhnt, daß die Piersons auf großem Fuß lebten. Tom warf einen Blick auf den schwarzen Mercedes, dessen Auspuff kaum sichtbar qualmte, und sah den Jungen allein hinter dem Steuer sitzen. Der Wagen rollte zwei Meter vor und glitt dann weich zurück.
    »Was tust du da?« fragte Tom.
    Frank lächelte. Er trug das alte gelbe Nylonhemd, keine Jacke und saß kerzengerade, wie ein Chauffeur in Livree. »Nichts.«
    »Hast du einen Führerschein?«
    »Noch nicht, aber ich kann fahren. Gefällt Ihnen der Wagen? Ich mag ihn. Ist konservativ.«
    Nicht viel anders als der Benz, den Eugene in New York gefahren hatte, nur daß hier die Lederpolster braun waren statt beige.
    »Fahr niemals ohne Führerschein«, sagte Tom. Der Junge schien in Stimmung, einfach loszufahren, obwohl er die Gänge ganz langsam und sorgfältig einlegte. »Bis

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