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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Luft, und die Zuschauer überschütteten sie mit Blumen.
    Frank applaudierte, rief: »Bravo! Bravi! « und wäre fast vom Hocker gefallen.
    Kurz darauf ging Tom mit dem Jungen Arm in Arm, doch eher um ihn zu stützen, über den schwach erleuchteten Bürgersteig. Auch nachts um halb zwei waren noch Fußgänger unterwegs.
    »Was ist das ?« Frank sah ein seltsam kostümiertes Paar auf sie zukommen.
    Anscheinend ein Mann und eine Frau: Er trug enge Harlekinhosen und einen Hut mit vorn und hinten spitz zulaufender Krempe, sie sah aus wie eine Spielkarte auf Beinen. Bei näherem Hinsehen erkannte Tom die Karte, das Kreuz-As. »Wahrscheinlich kommen sie gerade von einer Party«, sagte er, »oder sie gehen auf eine.« Schon damals war ihm aufgefallen, daß die Berliner gerne die Mode wechselten, von einem Extrem ins andere fielen, sich sogar verkleideten. »Es ist ein Spiel: ›Wer bin ich?‹ Die ganze Stadt ist so.« Tom hätte noch mehr dazu sagen können. Die Stadt war so bizarr, so künstlich, wenigstens was ihren politischen Status anging, und vielleicht versuchten die Berliner deshalb, es in dem, was sie trugen, wie sie sich benahmen, manchmal zu weit zu treiben. Auch war das ein Weg für sie, zu sagen: »Es gibt uns noch!« Aber Tom war nicht danach, seine Gedanken zu ordnen. Er sagte nur: »Allein schon die Vorstellung, daß sie von all diesen langweiligen Russen umgeben sind, die keinen Funken Humor haben!«
    »He, Tom, könnten wir mal nach Ost-Berlin? Das würd ich wirklich gern sehen.«
    Tom drückte den kleinen Berliner Bären fest an sich. Er überlegte, ob dem Jungen dort Gefahr drohte, doch ihm fiel nichts ein. »Klar. Die wollen Besuchern vor allem D-Mark abknöpfen. Wer die Leute sind, interessiert sie weniger. – Da, ein Taxi! Das nehmen wir.«

10
     
    Am nächsten Morgen rief Tom den Jungen um neun vom Zimmer aus an. Wie es Ben gehe?
    »Ganz gut, danke. Bin eben erst aufgewacht.«
    »Ich bestelle uns Frühstück aufs Zimmer, also komm zu mir. Vierhundertvierzehn. Und schließ hinter dir ab.«
    Als sie gegen drei Uhr morgens ins Hotel zurückgekehrt waren, hatte er sich vergewissert, daß die Pässe noch im Koffer lagen.
    Beim Frühstück schlug Tom einen Ausflug nach Charlottenburg vor, danach Ost-Berlin und später der west-berliner Zoo, sollten sie dann noch nicht müde sein. Er gab dem Jungen den Artikel eines Frank Giles aus der Londoner Sunday Times, weil er in wenigen Worten viel über Berlin sagte. »Berlin – geteilt für immer?« lautete die Überschrift. Frank las ihn, während er Toast mit Orangenmarmelade aß. Tom meinte, Butterflecken machten gar nichts, weil er den Artikel schon so lange habe.
    »Nur achtzig Kilometer bis zur polnischen Grenze!« wunderte sich Frank. »Und dreiundneunzigtausend sowjetische Soldaten im Umkreis von dreißig Kilometern um die Berliner Vorstädte!« Dann sah er Tom an: »Warum machen die soviel Wind um Berlin? Dieses ganze Gerede über die Mauer…«
    Tom wollte weiter seinen Kaffee genießen und hatte keine Lust auf einen Vortrag. Vielleicht würde der Junge heute begreifen, wie es wirklich war. »Die Mauer geht quer durch ganz Deutschland, nicht nur durch Berlin. Über die Berliner Mauer wird am meisten geredet, weil sie West-Berlin umschließt, aber der Eiserne Vorhang erstreckt sich bis hinunter nach Rumänien und Bulgarien. Du wirst die Mauer heute zu sehen bekommen. Und morgen könnten wir ein Taxi zur Glienicker Brücke nehmen, wo Ost und West manchmal Gefangene austauschen. Genauer gesagt, Spione. Dort ist sogar der Fluß in der Mitte geteilt, man kann den Draht sehen, der über Wasser verläuft.« Der Junge schien wenigstens ein bißchen begriffen zu haben, dachte Tom, denn er las den Artikel sehr gründlich. Der Verfasser erklärte die dreifache militärische Besetzung Berlins, die Kontrolle durch englische, französische und amerikanische Truppen, die verstehen half, warum die Maschinen der deutschen Lufthansa Berlin-Tegel nicht anfliegen durften (wenn auch Tom das Gefühl nie los wurde, daß er etwas an Berlin nie ganz begreifen würde). Berlin war etwas Künstliches, etwas Besonderes, war nicht einmal Teil Westdeutschlands, was es womöglich gar nicht werden wollte, weil die Bewohner immer schon stolz darauf gewesen waren, Berliner zu sein.
    »Ich ziehe mich jetzt an. In ungefähr zehn Minuten klopfe ich bei dir.« Tom stand auf. »Nimm deinen Paß mit, Ben. Für die Mauer.« Der Junge war bereits angezogen, Tom noch im Pyjama.
    Am

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