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Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Der Junge, der Ripley folgte (German Edition)

Titel: Der Junge, der Ripley folgte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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werde niemandem Ihre Telefonnummer oder Adresse nennen. Das ist nicht nötig.«
    »Danke. Wenigstens der Polizei nicht. Das ist wichtig.«
    »Ich könnte auch aus einer Telefonzelle anrufen, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Nein, von hier aus.« Eric winkte ab. »Ihre Anrufe sind gar nichts gegen das, was hier sonst läuft! Oft verschlüsselt, zugegeben. Haben Sie keine Hemmungen, Tom, und bitten Sie Peter, für Sie anzurufen«, sagte Eric selbstsicher. »Zur Zeit ist Peter mein Mädchen für alles: Fahrer, Sekretär und Leibwächter. Kommen Sie, trinken Sie einen!« Er nahm Tom am Arm.
    »Vertrauen Sie Peter?«
    Eric flüsterte: »Er ist aus Ost-Berlin geflüchtet. Beim zweiten Versuch hat er es geschafft. Besser gesagt, sie haben ihn rausgeworfen. Nach dem ersten Versuch war er im Gefängnis gelandet. Dort hat er so viel Ärger gemacht, daß sie es nicht mehr aushielten. Peter wirkt lammfromm, aber er – nun, er hat Mumm.«
    Sie gingen ins Wohnzimmer. Eric schenkte Whisky ein, und Peter eilte in die Küche, um Eis zu holen. Es war kurz vor acht.
    »Ich werde Peter bitten, im Hotel Franke anzurufen, ob Sie eine Nachricht haben von – wie war sein Name?«
    »Benjamin Andrews.«
    »Ach ja.« Eric musterte Tom. »Sie sind nervös, Tom. Setzen Sie sich.«
    Peter drückte Eiswürfel aus einer schwarzen Gummischale in einen Silberkübel. Gleich darauf hielt Tom einen Scotch in der Hand. Eric erzählte Peter schnell auf deutsch die ganze Geschichte.
    »Waas?« stieß Peter erstaunt hervor und musterte Tom respektvoll, als sei ihm soeben erst klargeworden, daß dieser Tag für Tom die Hölle gewesen sein mußte.
    »…über die Notrufzentrale«, sagte Eric zu Peter gerade, noch auf deutsch. »Und Sie sagten, Sie hätten das Kennzeichen, ja? Ihren Namen haben Sie nicht genannt, oder?«
    »Natürlich nicht.« Auf einen Zettel neben Erics Telefon schrieb Tom deutlich lesbar das Kennzeichen, das er auf der Schachtel Roth-Händle notiert hatte, und dazu: »Dunkelblauer Audi.«
    »Vielleicht zu früh, etwas über den Wagen zu erfahren«, sagte Eric. »Kann sein, daß sie ihn irgendwo stehenlassen, wenn er gestohlen war. Was uns nicht weiterhelfen würde, es sei denn, die Polizei fände Fingerabdrücke.«
    »Peter, rufen Sie zuerst im Hotel an.« Tom holte die Rechnung mit der Telefonnummer hervor. »Je seltener die meine Stimme hören, desto besser, denke ich. Könnten Sie fragen, ob Herr Andrews eine Nachricht für mich hinterlegt hat?«
    »Andrews«, wiederholte Peter und wählte die Nummer.
    »Oder ob sonstwer für Herrn Ripley angerufen hat.«
    Peter nickte und fragte im Hotel Franke nach. Kurz darauf sagte er: »Gut, danke« und zu Tom: »Keine Nachrichten.«
    »Danke Ihnen, Peter. Könnten Sie es jetzt bei der Polizei versuchen, wegen des Wagens?« Tom vergewisserte sich in Erics Telefonbuch, daß die Nummer der Notrufzentrale jene war, welche er zuvor gewählt hatte, und zeigte sie Peter: »Das ist die Nummer.«
    Peter wählte. Das Gespräch dauerte einige Minuten, immer wieder von längeren Pausen unterbrochen. Schließlich legte Peter auf. »Ein solches Auto haben sie nicht gefunden«, sagte er.
    »Wir können es bei beiden später noch mal versuchen«, sagte Eric.
    Peter ging in die Küche. Tom hörte das Klirren von Geschirr, das Zuschnappen der Kühlschranktür. Offenbar kannte der Mann sich in der Wohnung gut aus.
    »Frank Pierson«, fuhr Eric mit seinem dünnen, verbindlichen Lächeln fort, ohne Peter zu beachten, der mit einem Tablett hereinkam. »Ist sein Vater nicht vor kurzem ums Leben gekommen? Richtig, ich habe davon gelesen.«
    »Ja«, sagte Tom.
    »Selbstmord, oder?«
    »Anscheinend.«
    Peter deckte den Tisch: kaltes Roastbeef, Tomaten und eine Schale frischer Ananas, in Scheiben, die nach Kirschwasser roch. Sie holten Stühle und setzten sich an den langen Tisch.
    »Sie haben mit der Mutter gesprochen. Sollten Sie nicht auch den Detektiv in Paris anrufen?« Lanz schob sich ein Stück rotes Fleisch in den Mund und trank einen Schluck Rotwein.
    Seine Gelassenheit irritierte Tom. In den Augen des Deutschen steckte er nur in der Klemme, nichts weiter, und Lanz war bereit, ihm zu helfen, weil er Minots Freund war. Den Jungen hatte der Mann nie getroffen. »Nein, das brauche ich nicht«, sagte Tom und meinte damit, daß er sich nicht als Vermittler anbieten mußte. »Wie gesagt, die Mutter weiß nicht, wer ich bin.«
    Peter hörte aufmerksam zu. Womöglich verstand er alles.
    »Ich hoffe nur, der Detektiv

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