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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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beschäftigt, sich an möglichst alle Düfte der Liebe zu erinnern.
    Zu Hause in seinem Bett dachte er in jener Nacht an Ruth. Doch er fühlte sich nicht schuldig, denn er wusste, dass er die Kellnerin nicht liebte. Und er nahm sich vor, für Ruth ein feinfühliger und meisterhafter Liebhaber zu werden. Mit Ruth nämlich sollte es noch schöner sein. »Ich muss üben«, sagte er leise zu sich selbst. Dann sank er glücklich in den Schlaf.
    In den folgenden Monaten verbrachte er viel Zeit mit der Kellnerin. Und nach ihr kamen andere Frauen, die fast alle älter waren als er. Er lernte, dass dralle weiße Brüste mit blassrosa Brustwarzen von der Größe eines Schönheitsflecks süßlich schmeckten; birnenförmige Brüste mit Brustwarzen wie Chrysanthemen, weich, dunkel und ein wenig verblüht, hatten einen bitteren Geschmack; kleine, feste, braune Brüste mit aufschnellenden Brustwarzen wie fliegende Fische, die sich von der Wasseroberfläche lösen, schmeckten salzig und scharf; pralle, durchscheinende, von blauen Äderchen durchzogene Brüste, die an aufgeblasene Luftballons erinnerten und deren Brustwarzen straff und gespannt aussahen, hatten eine Pudernote; und die weichen, schlaffen Brüste der reiferen Frauen mit leicht runzligen Brustwarzen wie sonnengetrocknete Rosinen schmeckten nach all dem, was die Damen an Liebesspeisen verzehrt, angenommen und vergessen hatten. Und die Haut der Frauen war glatt oder wie geschaffen, um Liebkosungen aufzunehmen, oder zart und pudrig oder auch feucht und in der Lage, das intensivste Vergnügen zu verlängern. Und das Geheimnis, das sie zwischen ihren Beinen hüteten, war eine Blume, die mit Vorsicht oder mit Hingabe oder mit Feingefühl oder auch mit wilder Leidenschaft entblättert werden wollte. Christmas lernte, jeden Blick, jeden Hinweis zu deuten. Seine freche Stirnlocke einzusetzen, sein offenes Lächeln, seinen Schmollblick, seine Dreistigkeit, seine Fröhlichkeit, seinen nun zugleich muskulösen und geschmeidigen Körper. Und er lernte, die Frauen zu lieben, alle, ganz unbefangen, ohne aber Ruth auch nur für einen Augenblick zu vergessen.
    »Wir nehmen auf«, krächzte die Stimme des Tontechnikers durch die Gegensprechanlage des Konzertsaals und holte Christmas in die Gegenwart zurück.
    »Woran hast du gedacht?«, fragte Maria leise.
    »Ich habe deinen Gedanken gelauscht«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Maria lächelte. »Lügner.«
    »Maria, gib du ihm den Einsatz«, sagte der Tontechniker wieder.
    Sie setzte den Kopfhörer auf und bewegte, zum Musiker gewandt, erneut die Hand in der Luft. Dann gab sie ihm das Zeichen zum Einsatz. Das Kornett hob an. Da nahm Maria den Kopfhörer ab und drehte sich zu Christmas um. »Jetzt müssen wir still sein«, raunte sie ihm zu.
    Er lächelte und ließ Maria nicht aus den Augen, während er seine gefalteten Hände vor den Mund nahm und hineinhauchte.
    Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Maria ihn stumm und fragend an.
    Christmas legte einen Finger an die Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen, und neigte den Kopf, sodass die blonde Locke über sein Auge fiel. »Jetzt sind meine Hände warm«, flüsterte er ihr zu.
    Wieder zog Maria die Augenbrauen hoch.
    »Wie schon gesagt, ich habe deinen Gedanken gelauscht.«
    Besorgt sah sich Maria nach dem Tontechniker um. »Christmas, wir müssen wirklich still sein«, wisperte sie.
    Christmas lächelte sie an. Schweigend streckte er seine Hand nach ihrer aus und streichelte sie. Sinnlich fuhr er mit den Fingerspitzen über ihren Handrücken und dann die Finger entlang. Für einen Moment war Maria wie erstarrt. Abermals wandte sie sich nach dem Tontechniker um und blickte dann hinüber zum Musiker. Aber sie zog ihre Hand nicht zurück. So ließ Christmas seine Fingern über ihr Handgelenk und den Unterarm hinaufgleiten. Dann wechselte er über zum Bein. Langsam näherte er sich ihrem Knie und begann, ihren Rock hochzuziehen. Maria hielt seine Hand fest, ohne sie jedoch von ihrem Bein zu nehmen. Kurz wartete Christmas, bevor er weiter den Rock aufrollte. Da ließ Maria ihn los. Als Christmas den Rocksaum zwischen seinen Fingern spürte, schob er ihn beiseite und ließ die Finger über ihre glatten Strümpfe gleiten, um dann ganz langsam, ohne Hast, über dem Strumpfband die zarte Haut an der Innenseite ihrer Schenkel zu streicheln. Und bevor Christmas am Ziel angelangt war, dort, wo Marias Beine sich vereinigten, bewegten seine sanften Finger sich zaudernd, näherten sich und entfernten sich

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